Neue Anlage

Der Textilrecycler Soex hat eine Recyclinganlage für Schuhe in Betrieb genommen. Die neue Anlage sei die weltweit erste derartige Recyclinganlage im industriellen Maßstab. Die Verfahrenskombination läuft in fünf Schritten ab und ist laut Soex beliebig skalierbar.

Jetzt können auch Schuhe recycelt werden


Mehr als 20 Milliarden Paar Schuhe werden weltweit jedes Jahr hergestellt. Aber nur ein Bruchteil davon wird auch recycelt. Experten schätzen, dass sich der Recyclinganteil weltweit auf gerade einmal 5 Prozent beläuft. Denn bislang gab es keine industrielle Lösung zum Recycling gebrauchter Schuhe.

Das hat sich nun geändert. Der Textilrecycler Soex Anfang hat Anfang Juni seine typenunabhängige Schuhrecyclinganlage in Wolfen-Bitterfeld offiziell eröffnet. Die neue Anlage soll in der Lage sein, alle Schuhtypen von allen Herstellern mechanisch in ihre ursprünglichen Bestandteile zu zerlegen und verwertbare Sekundärrohstoffe wie Gummi, Leder oder Schaumstoff zu gewinnen. Damit sei sie die weltweit erste Anlage dieser Art.

„Aufgrund der komplexen materiellen Beschaffenheit eines Schuhes war bis heute niemand in der Lage, alle Arten nicht mehr tragbarer Schuhe industriell zu recyceln und diese einem ökologisch sinnvollen Zweck zuzuführen“, sagt Axel Buchholz, Geschäftsführer der Soex Textil-Vermarktungsgesellschaft und der Soex-Tochter I:Collect. Ein Schuh könne nämlich aus bis zu 40 verschiedenen Materialien bestehen.


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Für Textilfasern wird nach geeigneter Einsatzform gesucht

Der Recyclingvorgang läuft laut Soex in fünf Schritten ab: Im ersten Schritt werden die Schuhe zerkleinert. Anschließend werden die Eisenmetalle magnetisch abgeschieden. Danach werden die Verbundwerkstoffe in der eigens von Soex entwickelten Delaminationsmühle voneinander getrennt. Mithilfe eines Gegenstromsichters werden Gummi, Leder, Schaumstoff und Textilien voneinander separiert. Das Gummi, Leder und der Schaumstoff werden im Granulator beziehungsweise in der Formmühle recycelt beziehungsweise zur Wiederverwendung aufbereitet.

An dieser Verfahrenskombination hat Soex seit 2013 zusammen mit den Partnern Air und Eco TLC in Frankreich sowie InCycle in Großbritannien gearbeitet. Soex scheint sich auch sicher zu sein, die nötigen Absatzmärkte für die Endprodukte zu finden. Denkbar wäre demnach die Verarbeitung des Gummigranulats zu Schuhsohlen und Bodenmatten. Das Schaumstoffgranulat soll sich unter anderem zur Herstellung von Bodenbelägen, Schuhinnensohlen oder Judomatten eignen. Für das Leder werde derzeit an verschiedenen Einsatzmöglichkeiten gearbeitet, wie es heißt.

Damit können bis auf die Textilfasern alle Materialien zur Herstellung neuer Produkte genutzt werden. Die Textilfasern würden derzeit noch zur Energiegewinnung genutzt, da bislang noch keine geeignetere Einsatzform gefunden wurde, wie der Textilrecycler sagt.

Anlage ist beliebig skalierbar

In die Recyclinganlage hat Soex nach eigenen Angaben rund 1 Million Euro investiert. Der Betrieb laufe in zwei Schichten, pro Schicht könnten etwa 1 Tonne Schuhe durchgesetzt werden. Das macht pro Tag also etwa 4.000 Paar Schuhe. Die Anlage sei aber beliebig skalierbar, so Soex-Geschäftsführer Buchholz.

 

© 320° | 07.06.2018

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