Jetzt steht fest: Remondis übernimmt den Grünen Punkt

Vier Jahre nach Aufgabe des eigenen dualen Systems Eko-Punkt kehrt Remondis in den Markt für duale Systeme zurück. Wie der Recyclingkonzern heute Morgen (27. September) bekannt gegeben hat, hat er die Duales System Deutschland Holding GmbH & Co. KG, kurz DSD – Der Grüne Punkt, zu 100 Prozent erworben. Der Erwerb steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung.

„Mit dem Erwerb von DSD kann die Unternehmensgruppe Remondis nun noch tiefer auf Kundenwünsche nach geschlossenen Wertschöpfungsketten, Produktdesign und wirtschaftlicher Besserstellung bei der Verpackungslizenzierung durch recyclinggerechte Verpackungen eingehen“, teilt das Unternehmen mit. Ausschlaggebend für die Übernahme war offenbar das neue Verpackungsgesetz, von dem sich Remondis eine Stärkung des Verpackungsrecyclings verspricht.

„Mit der Einrichtung einer unabhängigen Zentralen Stelle, die die ordnungsgemäße und vollständige Lizenzierung aller Verkaufsverpackungen, die in den deutschen Markt eingebracht werden, kontrolliert, ist für die Zukunft ein faires und geordnetes Marktgeschehen zu erwarten“, so das Unternehmen. „Dies gilt auch als Voraussetzung für die Erfüllung der ambitionierten stofflichen Recyclingquoten, die der Gesetzgeber mit dem neuen Verpackungsgesetz ab Januar 2019 vorgibt. In diesem Markt mit eindeutigen Spielregeln sichert die neutrale Stelle eine diskriminierungsfreie Vergabe von Erfassungsleistungen. Sie entscheidet ausschließlich über die Vergabe der Erfassungsleistungen in den Bereichen Leichtstoffverpackungen und Glas.“

„Die Verbesserung der Rahmenbedingungen ermöglicht es Remondis, mit anderen Wettbewerbern in diesem Markt gleich zu ziehen und Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Bereich zu nutzen. Kunststoffrecycling ist in der aktuellen politischen Diskussion zu Recht weltweit in aller Munde. DSD mit seiner weltweiten Reputation eröffnet uns gerade dafür ganz neue Möglichkeiten“, sagt Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender von Remondis.

„Marktdominaz hat sich relativiert“

Der Grüne Punkt erzielt laut Remondis einen Umsatz von 490 Millionen Euro und teilt sich zusammen mit acht weiteren dualen Systemen den Markt für lizenzierte Verpackungsabfälle mit einem Gesamtvolumen von rund 900 Millionen Euro. In den letzten Jahren habe der Grüne Punkt durch zahlreiche Eintritte anderer dualer Systeme gut Dreiviertel seines ursprünglichen Umsatzes verloren. „Das Jahresergebnis von DSD liegt heute deutlich unter dem Niveau mittelständischer Betriebe der Branche und sogar mittelgroßer Kommunalbetriebe wie z.B. denen der Stadt Dortmund“, so Remondis.

Quelle: Remondis

Die historische Marktdominanz von DSD sei dadurch deutlich relativiert, wie Remondis betont. Der Konzern verweist auf die beiden großen französischen Gesellschaften Suez (Umsatz: 15,9 Mrd. Euro/ Mitarbeiter: 90.000) und Veolia (Umsatz: 25,125 Mrd. Euro/ Mitarbeiter: 168.000), die bereits seit längerem ihre eigenen dualen Systeme betreiben, ebenso wie eine Vielzahl mittlerer Recyclingunternehmen, die gemeinsam ein duales System besitzen. Auch chinesische Unternehmen sind über ihre deutsche Beteiligungsgesellschaft Alba/ Interseroh mit nennenswerten Marktanteilen tätig.

Quelle: Remondis

Mit dem Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl/ Kaufland) sei außerdem ein neuer Teilnehmer in den Markt für Kreislaufwirtschaft eingetreten, erläutert Remondis. Die Schwarz-Gruppe erziele mit einem Jahresumsatz von 96,9 Milliarden Euro (2017) das dreizehnfache Umsatzvolumen von Remondis und sei mit 400.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern größer als die gesamte Recyclingbranche in Deutschland. Im Sommer hatte die Schwarz-Gruppe den Entsorger Tönsmeier erworben, Deutschlands fünftgrößtes Recyclingunternehmen.

Allein mit dieser Akquisition habe die Schwarz-Gruppe mehr als dreimal so viel Umsatzvolumen hinzugekauft, wie Remondis mit allen Akquisitionen der Jahre 2016 und 2017 zusammen, so das Unternehmen. Hinzu kommt, dass die Schwarz-Gruppe ein eigenes duales System aufbaut. Dafür hat der Handelskonzern die Tochter SDL Sigma GmbH in die neue PreZero Dual GmbH umfirmiert. PreZero Dual werde somit einer der größten Wettbewerber im Markt der dualen Systeme, betont Remondis.

© 320° | 27.09.2018