Biogasbranche

Die Biogasbranche ist alles andere als euphorisiert. Auch in diesem Jahr werden nur wenige Anlagen neu errichtet. Branchenvertreter wollen sich nicht damit begnügen, sie drängen auf Anpassungen im EEG 2017.

Kaum Dynamik im Markt


Die Große Koalition will den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in Deutschland bis 2030 auf 65 Prozent erhöhen. Dabei wird sie auch auf Strom aus Biogas setzen müssen. Doch aktuell werden kaum neue Anlagen gebaut und auch die erzeugte Wärme wird kaum genutzt.

Aktuell versorgen 9.331 Biogasanlagen rund 9,4 Millionen Haushalte in der Republik mit Strom aus Biogas. An diesen Zahlen wird sich laut einer Prognose des Fachverbands Biogas in diesem Jahr kaum etwas ändern. Demnach kommen 2018 nur 163 Anlagen hinzu – ein Plus von 1,7 Prozent. 9.494 Anlagen belieferten dann 9,5 Millionen Haushalte mit „grünem“ Strom.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die Leistungsdaten. Die für die tatsächliche Stromproduktion relevante Leistung steigt gegenüber 2017 nur um 20 auf 3.789 Megawatt. Beim Zubau an flexibler Leistung erwartet der Fachverband schon ein deutlicheres Plus, von fast 300 auf 4.843 Megawatt.


Entwicklung der Anzahl Biogasanlagen und der gesamten installierten elektrischen Leistung sowie der arbeitsrelevanten elektrischen Leistung [MW]; Stand 5/2018

Elektrische Leistung Biogasanlagen

Quelle: Fachverband Biogas

Nach Auffassung des Fachverbands könnten die Zahlen und Daten sehr viel besser ausfallen, wenn das Potenzial von Biogas für die Energiewende stärker genutzt würde. Denn zusätzlich zum Strom produzieren die Biogasanlagen jedes Jahr mehr als 12 Terawattstunden Wärme. Diese könnten gut eine Million Haushalte beheizen. „Ohne sinnvolle Reformen im EEG ist eine klimafreundliche Kopplung von Strom- und Wärmeproduktion mittelfristig in Gefahr“, sagt Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Verbands.

Konkret drängt er auf Änderungen beim Ausschreibungsdesign, um den einzelnen Anlagentypen besser gerecht zu werden. Andernfalls werde der Anlagenbestand durch fehlende Investitionsanreize und zeitgleich steigende technischen Anforderungen sukzessive zurückgebaut. „Damit würde zeitgleich mit dem Abschalten der konventioneller Kraftwerke ab 2022 auch der größte steuerbare erneuerbare Anlagenpark heruntergefahren“, unterstreicht da Costa Gomez. Das könne doch nicht im Sinn einer nachhaltigen Energiewende sein.

Weiteren Reformbedarf erkennt der Verband auch hinsichtlich Anlagen, die Gülle vergären und nicht unter das EEG-Ausschreibungsverfahren fallen. Denn viele mögliche Anlagen seien noch nicht wirtschaftlich realisierbar. Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung sehe aber vor, die Güllevergärung zu erhöhen. „Wenn wir Biogas sowohl in der Landwirtschaft wie auch in der Siedlungswirtschaft weiter entwickeln wollen, müssen sich die politischen Rahmenbedingungen stärker an den wirtschaftlichen Gegebenheiten in der Branche ausrichten“, so da Costa Gomez.

 

© 320°/bs | 06.06.2018

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