Alternatives Konzept

Ein Aachener Unternehmen hat ein Kläranlagenkonzept entwickelt, das ohne Strom laufen soll. Nun sammelt der Gründer Geld über eine Crowdinvesting-Plattform, um Produktionskapazitäten und Vertriebskanäle für die Kleinanlage aufzubauen. Sein Ziel: 2,5 Millionen Euro.

Kläranlage ohne Strom


Die Mageco-Gruppe mit Sitz in Aachen will mit Hilfe einer sogenannten Schwarmfinanzierung ihr Kleinkläranlagenkonzept namens Wave voranbringen. Auf der Crowdinvesting-Plattform FunderNation.eu sollen 2,5 Millionen Euro eingesammelt werden, um „für den großen Marktbedarf die nötigen Produktionskapazitäten und Vertriebskanäle aufzubauen“, wie es heißt. Bis dato sind 4.850 Euro zusammengekommen.

„Ungeklärte Abwässer sind eines der drängendsten Probleme der Gegenwart und Zukunft. Unser Ziel ist es daher, unser Konzept in kürzester Zeit der breiten Masse an potenziellen Kunden zur Verfügung zu stellen“, sagt Robert Schmidt, Mitgründer und -Inhaber der Mageco-Gruppe. Hinter dem Unternehmen stehe ein Team aus Konstrukteuren, Kaufleuten, Ingenieuren und Biologen mit einer besonderen Nähe zur RWTH Aachen.

Das Konzept Wave ist laut Unternehmen für die Klärung von Abwässern von bis zu 50 Personen geeignet. Darüber hinaus funktioniere die Anlage vollkommen ohne Strom. Im Vergleich zu am Markt erhältlichen Anlagen sei auch bei fehlendem Gefälle keine Pumpe notwendig, um das geklärte Wasser wieder auf Einlaufniveau zu befördern. Als weitere Vorteile benennt Mageco die niedrigen Anschaffungs- und Betriebskosten; diesbezüglich würden neue Maßstäbe gesetzt.

Abwasserbehandlung in drei Schritten

Konkret besteht die Anlage aus einem stapelbaren Halbschalen-Tank und einer aus Textil gefertigten Filteranlage. Damit wird in drei Schritten Abwasser behandelt. Zunächst werden die Grobstoffe abgesetzt. Hierbei sei es möglich, 80 Prozent des Tanks zu nutzen. Bei herkömmlichen Kleinkläranlagen würde diese Grobstoffabscheidung üblicherweise nur bis zu einer Füllhöhe von 50 Prozent genutzt.

Im zweiten Schritt wird das Abwasser über einen Bioreaktor gereinigt. Dieser befinde sich schwimmend auf der Grobstoffabscheidung und spare so Volumen und Energie für die Belüftung ein. Die eigentliche Reinigung erfolgt über einen Biofilter und Bakterien, die auf dem Bioreaktor wachsen.

Nach wenigen Stunden sind die Schmutzstoffe im Abwasser abgebaut. Ein Rückhalt der Feststoffe und eine mögliche Schlammrückführung und Rezirkulation durch den Einsatz von elektrischen Komponenten sei nicht notwendig. Das spare gegenüber herkömmlichen Anlagen viel Energie. Eine integrierte Probenahmestelle und hohe Flexibilität rundeten das Konzept ab.

„Das Marktpotenzial für die Kläranlagen ist erheblich. So gibt es alleine in den Ländern der EU in den kommenden Jahren einen Bedarf von bis zu 20 Millionen Klein- und mehreren tausend Großkläranlagen“, schreiben die Aachener. Noch höher sei der Bedarf in Ländern wie China, Indien sowie in den Staaten in Südamerika und auf dem afrikanischen Kontinent. Künftige Kunden seien private Haushalte, Verantwortliche von Dörfern und Siedlungen, Städten und Gemeinden sowie Regierungen, Hilfsorganisationen, Wasser- und Zweckverbände.

Mehr zum Thema
So lassen sich Lederreste upcyceln
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
Circular Economy: München hat die meisten Start-ups
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen
Wertstofftonne: Karlsruher hadern mit privatem Entsorger
Forscher entwickeln Lkw-Front, die Leben retten soll