Kunststoffe in Deutschland

Die neue Consultic-Studie zu Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland 2013 zeigt einen leichten Anstieg der Kunststoffabfälle. Allerdings profitieren die energetischen Verwerter mehr als die stofflichen. Die Ergebnisse im Überblick.

Kleines Plus beim Kunststoffrecycling


Wie hoch war das Aufkommen der Kunststoffe?

Die Kunststoffindustrie konnte im Jahr 2013 von der verbesserten wirtschaftlichen Lage profitieren und die Produktionsmenge steigern: Insgesamt wurden rund 19,8 Millionen Tonnen Kunststoffe hergestellt. Davon wurde mit 12,2 Millionen Tonnen fast ein Drittel exportiert. Da wiederum 8,5 Millionen Tonnen Kunststoffe importiert wurden, liegt die Einsatzmenge bei rund 16,1 Millionen Tonnen. Weil etwa 4,34 Millionen Tonnen dieser Menge in „nicht untersuchungsrelevanten Bereichen“ wie Klebstoffe und Fasern verwendet wurde, untersucht die Studie etwa 11,76 Millionen Tonnen Kunststoffe. Bei der Produktion innerhalb Deutschlands werden für die Studie ebenfalls lediglich 10,48 Millionen Tonnen relevante Kunststoffe betrachtet.

Welche Kunststoffarten wurden hergestellt?

Consultic-Studie 2013
Consultic-Studie 2013

Mit 17,9 Prozent beziehungsweise 1,85 Millionen Tonnen wurde am meisten PP hergestellt, dicht gefolgt von PVC, dessen Anteil bei 17,5 Prozent liegt. Weitere 14,4 Prozent und damit etwa 1,51 Millionen Tonnen macht PE-LD/LLD aus, sonstige Thermoplaste kommen auf einen Anteil von etwa 14 Prozent. Der Anteil von PE-HD/MD beträgt 11,7 Prozent beziehungsweise 1,22 Millionen Tonnen. Sonstige Kunststoffe belaufen sich auf 1,14 Millionen Tonnen (10,9 Prozent), PA auf 605.000 Tonnen (5,8 Prozent), PS-E auf 480.000 Tonnen (4,6 Prozent) und PS auf 335.000 Tonnen (3,2 Prozent).

In welchen Branchen wurden die Kunststoffe verwendet?

Mehr als ein Drittel aller Kunststoffe wurden in Deutschland für Verpackungen verwendet (4,11 Millionen). Diese Menge ist leicht rückläufig: 2011, als die letzte Consultic-Studie veröffentlicht wurde, waren es noch 75.000 Tonnen mehr. Etwas weniger als ein Viertel (23,5 Prozent) wurde im Bereich Bau verwendet, hier lag der Rückgang bei 0,7 Prozent. Da weniger Elektro- und Elektronikkomponenten hergestellt wurden, ging auch hier der Kunststoffeinsatz zurück: von 730.000 Tonnen auf 705.000 Tonnen. Im Bereich Fahrzeuge hingegen stieg der Einsatz leicht von 1,17 auf 1,18 Millionen Tonnen an. Der prozentual größte Anstieg kommt aus dem Bereich Medizin: Hier stieg die Menge um 3,8 Prozent auf 270.000 Tonnen. In etwa gleich blieb der Einsatz im Bereich Haushaltswaren mit 345.000 Tonnen, bei Möbel mit 455.000 Tonnen, in der Landwirtschaft mit 370.000 Tonnen und bei sonstigen Verwendungen mit 1,56 Millionen Tonnen.

Wo wurden die Kunststoffe als Abfälle erfasst?

Consultic-Studie 2013
Consultic-Studie 2013

Laut Studie wurden 2013 insgesamt 5,68 Millionen Kunststoffabfälle in Deutschland erfasst. Der größte Anteil – etwa 1,46 Millionen Tonnen – wurden dabei über die Dualen Systeme oder Branchenlösungen gesammelt. Etwa 1,10 Millionen Tonnen erfassten private Entsorger als Gewerbeabfälle. 917.000 Tonnen wurden von Privatpersonen über den Restmüll entsorgt. Im E-Schrott aus Privathaushalten waren 175.000 Tonnen Kunststoffe verarbeitet und wurden in Wertstoffhöfen oder Sammelstellen abgegeben. Über die Wertstoffhöfe kamen lediglich 56.000 Tonnen Altkunststoffe zurück. Weitere Mengen kamen aus Sammel-und Verpackungssystemen für gewerbliche Verpackungen (357.000 Tonnen) und aus Gewerbeabfällen, die öffentlich-rechtliche Entsorger gesammelt haben (197.000 Tonnen). Bei Kunststoffverarbeitern fielen etwa 858.000 Tonnen Abfälle an.

Aus welchen Einsatzfeldern kamen die meisten Post-Consumer-Abfälle?

Insgesamt steigerte sich die Menge an Post-Consumer-Abfälle im Jahr 2013 um 7 Prozent auf 4,75 Millionen Tonnen. Mit 60,5 Prozent beziehungsweise 2,87 Millionen Tonnen kommt die mit Abstand größte Abfallmenge aus dem Verpackungsbereich. Gegenüber 2011 ist das ein Anstieg von 6,6 Prozent. Noch höher fiel der Anstieg im Baubereich aus: Hier wurde mit 436.000 Tonnen rund 17,2 Prozent mehr gesammelt. Der Anteil am Gesamtanfall lag bei 92 Prozent. Weitere 205.000 Tonnen fielen bei Fahrzeugen, 262.000 Tonnen bei E-Schrott, 140.000 bei Haushaltswaren, 248.000 in der Landwirtschaft und 586.000 an.

Wie wurden die Abfälle verwertet?

Fast alle Post-Consumer Kunststoffabfälle – nämlich 99 Prozent – wurden 2013 verarbeitet. Ziemlich genau ein Drittel wurde stofflich recycelt, 66 Prozent wurden verbrannt, das restliche 1 Prozent auf Deponien entsorgt. Knapp 79 Prozent der recycelten Kunststoffe und damit der mit Abstand größte Anteil kommen aus dem Verpackungsbereich, 7,5 Prozent waren Bauprodukte wie Fenster und Rohre, weitere 6 Prozent waren Folien und andere Produkte aus dem Bereich der Landwirtschaft.

Werden alle Kunststoffabfälle – also Post-Consumer und Post-Industrial-Abfälle – betrachtet, wurden von den 5,68 Millionen Tonnen etwa 57 Prozent und damit 3,26 Millionen Tonnen energetisch entsorgt. 35 Prozent landeten in Müllverbrennungsanlagen, 22 Prozent in EBS-Kraftwerken. In Summe sind das 130.000 Tonnen, die energetisch verwertet wurden und damit 7,5 Prozent mehr als noch im Jahr 2011.

Stofflich recycelt wurden 2,37 Millionen Tonnen: 2,32 Millionen Tonne werkstofflich und 50.000 Tonnen rohstofflich. Die recycelte Menge stieg damit um ein Prozent an. Die Autoren der Studie beobachten eine „leicht positive Entwicklung bezüglich des Recyclinganteils“. Die Kunststoffrecyclate würden insbesondere im Bau-Bereich sowie zur Herstellung von Verpackungen, im Landwirtschaftssektor und in Fahrzeugen und Elektro- und Elektronikanwendungen zum Einsatz kommen.

© 320°/ek | 08.10.2014

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