Neue Technologie

Lässt sich Kohlendioxid als Rohstoff nutzen? Offenbar ja. Mit einem neuen Verfahren lässt sich aus Restgasen, die CO2 enthalten, Ethanol herzustellen. Das Verfahren ist auch auf Siedlungsabfälle anwendbar.

Kohlenstoff-Recycling für Siedlungsabfälle


Die Idee, Kohlendioxid als Rohstoff zu nutzen, traf lange Zeit auf wenig Zutrauen. Jetzt könnte sich zeigen, dass Wissenschaft und Industrie die Möglichkeiten des Kohlendioxids unterschätzt haben. Denn neue Technologien machen den Klimakiller plötzlich zu einem kostbaren Rohstoff für weite Teile der Industrie.

Eine dieser Technologien hat das US-amerikanische Biotech-Unternehmen LanzaTech entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Technologie zur Gasfermentation. Bei dem Verfahren wird mit Hilfe von speziellen Mikroben Ethanol aus Restgasen hergestellt, die Kohlenmonoxid und Wasserstoff enthalten.

Das Ethanol dient sodann als Ausgangsstoff für Diesel und Benzin oder Flugzeugtreibstoff sowie für Kunststoffe und Polymere. Die Mikroben können angeblich ein breites Spektrum an Gasen für die Treibstoff- und Chemieproduktion binden und wiederverwerten. Für mehr als 50 verschiedene Moleküle sei dies schon gezeigt worden.

ArcelorMittal baut Anlage in Gent

Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF sieht in dieser Technologie offensichtlich großes Potenzial für Anwendungen in der Chemieindustrie. Wie der Konzern mitteilt, investiert er über die BASF Capital Venture in die US-Biotech-Firma. Zur Höhe der Investition und der Beteiligung macht BASF keine weiteren Angaben.

Wie BASF erklärt, werde die neue Technologie im kommerziellen Maßstab in der Stahlindustrie eingesetzt, um Kohlenmonoxid aus Restgasen zu Ethanol umwandeln. Derzeit werde eine Anlage zusammen mit dem Stahlunternehmen Shougang in China errichtet. Die zweite Anlage errichtet der weltgrößte Stahlhersteller ArcelorMittal an seinem belgischen Standort in Gent. In den Bau dieser Anlage steckt ArcelorMittal eigenen Angaben zufolge 150 Millionen Euro.

Technologie soll Kohlenstoff aus Siedlungsabfall recyceln können

Die Technologie soll außerdem zur Aufbereitung und Wiederverwertung von Abfallströmen in der chemischen Industrie aber auch von Siedlungsabfällen genutzt werden können. „LanzaTech testet das derzeit in Japan mit dem Chemiekonzern Sekisui“, berichtet BASF-Pressesprecherin Inga Franke. Dabei sei die Gasfermentationstechnologie von LanzaTech einer bestehenden Vergasungsanlage auf einer Deponie hinzugefügt worden.

Die Tests hätten bereits gezeigt, dass es möglich sei, den Kohlenstoff aus unsortiertem Siedlungsabfall, der zur Deponierung oder Verbrennung bestimmt ist, zu recyceln und zu neuen Produkten zu vergären.

 

© 320° | 14.06.2018

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