Rückbau der Anlage

Am 16. Juni 2015 schickte die Stadtreinigung Hamburg die letzte Fuhre Abfall auf den Weg zur MVA Stellinger Moor. Demnächst wird die Anlage zurückgebaut. Was danach mit dem Gelände passieren soll, schilderte ein SRH-Vertreter auf der IFAT.

Konzept für Hamburger MVA vorgestellt


Nach 42 Jahren Betrieb ist im Sommer 2015 die letzte Tonne Abfall in der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stellinger Moor in Hamburg verfeuert worden. Zu teuer war der Unterhalt für die Stadt gekommen. Darüber hinaus hätte die Anlage für viel Geld erneuert werden müssen. Ab Herbst findet nun deren Rückbau statt: Am gleichen Standort plant die Stadtreinigung Hamburg (SRH) derzeit ein Zentrum für Ressourcen und Energie.

Jens Niestroj, Ingenieur bei der SRH, stellte gestern bei einem Vortrag das neue Konzept vor. Auf dem Gelände sollen demnach künftig Hausmüll sowie Bio- und Grünabfälle aufbereitet sowie abfallstämmige Biomasse thermisch genutzt werden. Dafür sieht das Konzept miteinander verflochtene Anlagen vor, die auch einzeln betrieben werden können. „Der Standort ist dafür bestens geeignet, weil er verkehrsgünstig gelegen ist und hier 40 Prozent des Hamburger Hausmülls angenommen werden können“, sagte Niestroj. Darüber hinaus sei der Standort akzeptiert. Das nahegelegene Volksparkstadion werde von einheimischen Fußballfans auch liebevoll als ‚Stadion an der Mülle‘ bezeichnet.

Ersatzbrennstoffe, Biogas, Fernwärme

Konkret will die Stadtreinigung Hamburg zum einen eine Sortieranlage für Hausmüll errichten. Diese soll Ersatzbrennstoffe (EBS) aus der Grobsortierung liefern. Des Weiteren soll aus der übrigen Feinfraktion Biogas und aus dem Gärrest Biobrennstoff gewonnen werden. Wie Niestroj erläuterte, könne zusätzlich Biomasse wie Straßenbegleitgrün und Treibsel in die Feinfraktion gehen.

Parallel soll in Stellingen eine Anlage entstehen, um Bio- und Grünabfall aufzubereiten. Das daraus erzeugte Biogas „wollen wir in Erdgasqualität aufbereiten“, so Niestroj. Er erwarte etwa 8,5 Millionen Kubikmeter Biogas pro Jahr, das direkt eingespeist werden könne. Ein weiteres Produkt sei Kompost. Die heizwertarmen holzigen Anteil der Biomasse gingen in ein neues Biomasseheizkraftwerk.

Zudem ist laut Niestroj ein Ersatzbrennstoffkraftwerk vorgesehen, um schwer nutzbare Biomasse sowie Ersatzbrennstoffe aus gewerblichen Quellen und selbst hergestellte Ersatzbrennstoffe zu verwerten. Unterm Strich sollen mit beiden Anlagen pro Jahr 50 bis 50 Megawatt Fernwärme erzeugt werden. Diese werde Haushalten im Hamburger Westen zugeführt, die demnächst vom Kohlekraftwerk Wedel abgekoppelt werden.

Altanlage teilweise weiter genutzt

Obwohl für das zukünftige Zentrum für Ressourcen und Energie viele Neuanlagen entstehen sollen, „bleibt die wesentliche Bautechnik der Altanlage erhalten“, betonte Niestroj. Die Anlage sei in einem guten Zustand. Im Detail würden die bestehenden Neben- und Warteanlagen, Müll- und Kippbunker sowie das Turbinenhaus und Kesselhaus weiter genutzt.

Das Turbinenhaus etwa soll künftig den Vorlagebunker für die Vergärungsanlage beherbergen. Vom Kesselhaus soll nach der Entkernung der überwiegende Teil für die Sortieranlage genutzt werden. „Der Sortierprozess wird dann von oben nach unten und nicht von vorne nach hinten realisiert“, erklärte der SRH-Verantwortliche.

Im Klartext heißt das: Der Müll wird im siebten Stockwerk auf ein Plattenband aufgegeben, gelangt anschließend in den Zerkleiner im fünften Stockwerk, von wo aus er in das dritte Stockwerk fällt. Dort wird das Material per Siebtrommel, Windsichter und NE-Metallabscheider behandelt, bevor die Produkte in der ersten Ebene schließlich verladen werden. Positiver Nebeneffekt ist Niestroj zufolge, dass Fördertechnik eingespart werde.

2019 wohl Gesamtanlage in Betrieb

Aktuell läuft nach Auskunft von Niestroj die Ausschreibung für die Generalplanung des Zentrums. Mit einem endgültigen Konzept rechne er noch in diesem Jahr. Ebenfalls 2016, im dritten Quartal, soll der Rückbau der Altanlage beginnen. Dieser soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Ab 2018 werden dann die Neuanlagen gebaut, was wohl je nach Anlagenteil bis Herbst 2019 dauert.

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