Neues Verfahren

Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlagen sind bisher nicht dafür bekannt, Kunststoffe so auszuschleusen, dass sie wiederverwertet werden können. Eine neue Technik soll das ändern und verspricht am Ende des Prozesses sortenreine Kunststoffe.

Kunststoffe aus MBA: Verwerten statt verbrennen


Rund 370.000 Tonnen Hartkunststoffe landen jährlich über den Hausmüll in Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA). Bislang werden diese Kunststoffe in den Anlagen meist gemeinsam mit Papier als hochkalorische Komponente aussortiert und anschließend als Ersatzbrennstoff in Kraftwerken verbrannt oder in Zementfabriken verwendet. Stofflich verwertet werden die Kunststoffe bisher nicht.

Damit das künftig gelingt, hat das Beratungsunternehmen Haase Environmental Consulting (HEC) ein Verfahren entwickelt, das Kunststoffe aus dem MBA-Prozess ausschleusen kann und diese anschließend aufbereitet. Das Verfahren trägt den Namen Pure Plastic Technology (PPT) und besteht aus einem 3-stufigen Prozess, wie Rolf Sieksmeyer und Jürgen Martens auf der Waste-to-Resources-Konferenz in Hannover erklärten. Damit ließen sich hochwertige Kunststoffrezyklate aus dem Haus- und Sperrmüll gewinnen, die bisher stofflich nicht verwertbaren waren.

In Stufe 1 des Prozesses wird die Kunststofffraktion aus dem angelieferten und mechanisch vorbehandelten Hausmüll durch ein optisch gesteuertes Trenngerät ausgeschleust. Zum Einsatz kommen ein mechanisches Sieb, ein ballistischer Abscheider und ein NIR-Abscheider. Anschließend wird das Material zerkleinert, gewaschen und getrocknet. Mithilfe eines weiteren optisch gesteuerten NIR-Trenngeräts soll das Material dann in der dritten Stufe in die gewünschten Kunststofffraktionen PET, PE, PP und weitere sortiert werden.

Große Einsparmöglichkeiten

Insbesondere die Einführung einer Sortier- und Waschtechnologie sei ein innovativer Prozessschritt, betonen Sieksmeyer und Martens. Alle Apparate, die bei der Pure Plastic Technology verwendet werden, seien am Markt verfügbar und Stand der Technik. Der Prozess sei technisch kontrollierbar und wirtschaftlich attraktiv, erklären die HEC-Vertreter. So spare der Betreiber einer MBA mit einer Kapazität von 120.000 Jahrestonnen bei der Ausschleusung von Hartkunststoffen mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent etwa 250.600 Euro pro Jahr. Die Summe kommt zustande, weil die angenommene Gebühr von 60 Euro pro Tonne für die thermische Verwertung entfällt.

Hochgerechnet auf ganz Deutschland mit der potenziellen Verwertungsmenge von 370.000 Tonnen Hartkunststoffe und einem Wirkungsgrad von 80 Prozent könnten insgesamt 17,76 Millionen Euro eingespart werden, glauben Sieksmeyer und Martens. Hinzu kommen Erlöse von 59,2 Millionen Euro, wenn von der ausgeschleusten Menge mit Wirkungsgrad 80 Prozent rund die Hälfte mit 400 Euro pro Tonne verkauft wird. Für ganz Europa liegt das Einsparpotenzial entsprechend bei 48 Millionen Euro. Die Höhe der möglichen Verkaufserlöse würden bei 240 Millionen Euro liegen. ­­

© 320°/ek | 03.06.2015

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