Preisentwicklung in Deutschland

Kleine Erholung am Stahlschrottmarkt: Nachdem die Preise in Deutschland zuletzt drei Monate nachgegeben haben, konnten die Händler im Juli wieder bis zu 10 Euro mehr verlangen. Auch die Stahlproduktion zieht an, vor allem in der Türkei und China.

Leichter Aufwind für Stahlschrottpreise


Nach einer leichten Talfahrt von April bis einschließlich Juni konnten die Stahlschrotthändler in Deutschland im Juli wieder steigende Preise erzielen. Nach aktuellen Zahlen des Stahlrecyclingverbands BDSV lag das Plus je nach Sorte zwischen 4,60 und 10 Euro pro Tonne.

Den größten Preissprung mit 10 Euro legte demnach die Sorte 4 (Shredderstahlschrott) hin – die Händler konnten somit im Durchschnitt 231,80 Euro verlangen. Mit einem Plus von 4,60 Euro fiel die Preiserhöhung bei Stahlneuschrott (Sorte 2/8) am geringsten aus, eine Tonne erlöste zuletzt 228,40 Euro. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise für Stahlschrott im Juli wie folgt:


Lagerverkaufspreise für Stahlschrott in Deutschland; Juli 2017:

Stahlaltschrott Sorte 1: 206,6 Euro/Tonne (+6,3 Euro vs. Juni)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 228,4 Euro/Tonne (+4,6 Euro vs. Juni)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 226,5 Euro/Tonne (+7,5 Euro vs. Juni)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 231,8 Euro/Tonne (+10,0 Euro vs. Juni)

Stahlspäne Sorte 5: 183,8 Euro/Tonne (+5,6 Euro vs. Juni)

Quelle: BDSV

Neben den Schrottpreisen hat auch der Eisenerzpreis wieder leicht angezogen. Beide Notierungen hängen oft zusammen, da bei steigendem Eisenerzpreis verstärkt auf Schrott gesetzt wird. So kostete die Tonne Eisenerz zuletzt 55,34 Euro – ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Allerdings ist diese Notierung vom Jahreshoch von über 85 Euro pro Tonne im März noch weit entfernt.

Höhere Stahlproduktion in der Türkei und China

Ebenfalls gestiegen ist auch die weltweite Stahlproduktion im Juni: Laut Worldsteel wurden damit in den 67 Ländern, die an den Verband berichten, zum zwölften Mal in Folge im Vergleich zum Vormonat mehr Stahl herstellt. Die Produktion lag mit 141 Millionen Tonnen rund 3,2 Prozent über dem Wert von 2016.

Noch deutlicher – um 5,7 Prozent auf 73,2 Millionen Tonnen – ist die Rohstahlherstellung in China gestiegen. Auch Südkorea stellte deutlich mehr her: mit 5,9 Millionen Tonnen betrug das Plus 7,7 Prozent. In der Türkei lag die Herstellung mit 3 Millionen Tonnen etwa 7,1 Prozent höher als noch im Juni 2016.

Ebenfalls gestiegen ist auch die Produktion in den EU-28-Ländern. Dort wurden insgesamt 14,4 Millionen Tonnen produziert und somit 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Italien produzierte mit 2,1 Millionen Tonnen rund 1,8 Prozent mehr, in Frankreich betrug das Plus 1,3 Prozent (1,3 Millionen Tonnen). In Deutschland hingegen war der Rohstahloutput mit 3,6 Millionen Tonnen 1,7 Prozent niedriger.

Auch die Halbjahresbilanz von Woldsteel fällt positiv aus: Mit einer weltweiten Gesamtproduktion von 836 Millionen Tonnen wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 4,5 Prozent mehr Rohstahl hergestellt, als noch im Vorjahr. Dabei legten fast alle Stahlregionen zu:

  • Asien produzierte mit 576,8 Millionen Tonnen 4,8 Prozent mehr
  • In der EU lag mit 86,1 Millionen Tonnen das Plus bei 4,1 Prozent
  • In den USA wurden 57,4 Millionen Tonnen hergestellt – ein Plus von 2,4 Prozent
  • Lediglich in den GUS-Staaten ging die Produktion zurück: um 2,5 Prozent auf 49,7 Millionen Tonnen

ArcelorMittal will Stahlproduktion in Eisenhüttenstadt ausbauen

Eine höhere Stahlproduktion plant auch der Konzern ArcelorMittal. Nach einem Bericht der dpa sollen bis zum Jahresende 25 Millionen Euro in die Produktionsanlage am Standort Eisenhüttenstadt investiert werden. Dabei wird unter anderem im Kaltwalzwerk eine Fertigungslinie erneuert. Mittelfristig soll Eisenhüttenstadt zu einem „Exzellenz-Zentrum“ ausgebaut werden. Bis zum Jahr 2020 soll die Jahresleistung für Flachstahl von 1,7 Millionen auf 1,8 Millionen Tonnen erhöht werden.

Keine belastbaren Neuigkeiten gibt es unterdessen bei der geplanten Fusion von Tata Steel und ThyssenKrupp. Allerdings hat der Finanzchef Guido Kerkhoff inzwischen betont, dass noch im laufenden Geschäftsjahr 2016/2017 eine Entscheidung verkündet werden soll – voraussichtlich Ende September.

 

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