Preisentwicklung in Deutschland

Nach dem Preissprung im März mussten Stahlschrotthändler im April wieder kleine Einbußen hinnehmen. Auch die Eisenerzpreise gaben nach. Nach oben zeigt hingegen die weltweite Stahlnachfrage - die Prognose für die kommenden zwei Jahre zeigt ein leichtes Wachstum.

Leichter Rückgang der Stahlschrottpreise


Das Preishoch im März konnte nicht gehalten werden: Im April waren die Preise für Stahlschrott wieder rückläufig – wenn auch nur leicht. So zeigen die aktuellen Zahlen des Stahlrecyclingverbands BDSV, dass die Preise je nach Sorte zwischen 1,70 und 6,50 Euro pro Tonne nachgegeben haben. Mittlerweile liegen die Notierungen nur noch einige Euro über dem Stand im Januar.

Das größte Minus verbuchte laut BDSV die Sorte 4 (Shredderstahlschrott) – sie kostete durchschnittlich 236,20 Euro und damit 6,50 Euro pro Tonne weniger als noch im März. Lediglich Einbußen von 1,70 Euro pro Tonne mussten die Händler für die Sorte 3 (Schwerer Stahlschrott) hinnehmen und konnten damit noch 232 Euro pro Tonne erzielen. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise für Stahlschrott im März wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1: 215,0 Euro/Tonne (-2,8 Euro vs. Februar)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 230,6 Euro/Tonne (-3,3 Euro vs. Februar)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 232,0 Euro/Tonne (-1,7 Euro vs. Februar)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 236,2 Euro/Tonne (-6,5 Euro vs. Februar)

Stahlspäne Sorte 5: 190,2 Euro/Tonne (-2,3 Euro vs. Februar)

Quelle: BDSV

Deutlicher als die Stahlschrottpreise sind zuletzt die Notierungen für Eisenerz gefallen. In der letzten Aprilwoche lag der Tonnenpreis fast 20 Prozent und damit rund 18 US-Dollar unter dem Wert vom vergangenen Monat. Damit ist erstmals seit Juni vergangenen Jahres der Eisenerzpreis merklich nach unten gegangen. Mit einem Tonnenpreis von 71 US-Dollar ist Eisenerz aber weiterhin vergleichsweise teuer – vor einem Jahr lag der Wert noch bei etwas unter 60 US-Dollar.

Weltweite Stahlnachfrage soll steigen

Trotz des unsicheren Marktumfeldes, des angekündigten Brexit und Trumps Zolldrohungen soll die weltweite Stahlbranche in den kommenden Jahren wachsen. Die Organisation Woldsteel geht davon aus, dass in diesem Jahr etwa 1,535 Milliarden Tonnen Stahl nachgefragt werden. Das ist gegenüber 2016 ein Plus von 1,3 Prozent. Im Jahr 2018 sollen nochmal 0,9 Prozent mehr und damit 1,548 Milliarden Tonnen gebraucht werden.

Das größte Wachstum für das laufende Jahr sieht Worldsteel in Zentral- und Südamerika mit einem Plus von 3,5 Prozent. Ebenfalls überdurchschnittlich stark soll die Nachfrage im Mittleren Osten (plus 3,1 Prozent) und in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion (plus 3,2 Prozent) ansteigen. Unterdurchschnittlich hingegen wird der Zuwachs in den EU-28 Staaten ausfallen: Hier sieht Worldsteel lediglich ein Wachstum von 0,5 Prozent auf 158,2 Millionen Tonnen.

2018 soll der größte prozentuale Nachfrage-Sprung mit 4,7 Prozent ebenfalls in Zentral- und Südamerika stattfinden. Auf Platz zwei sehen die Analysen mit einem Plus von 4,1 Prozent dann Afrika. In den EU-28 Staaten soll das Wachstum immerhin bei 1,4 Prozent liegen. Für den Asien-Pazifik-Raum sagt Woldsteel hingegen ein Minus von 0,1 Prozent voraus. Dabei soll vor allem China eine Rolle spielen: Hier soll 2017 die Nachfrage konstant bleiben und 2018 wegen restriktiver Baupolitik um 2 Prozent fallen.

Verantwortlich für den weltweiten Nachfrageschub wird laut Worlsteel vor allem der Bausektor sein. Da der Automobilbereich den Wachstumsgipfel überschritten habe, soll der Bausektor vor allem in den Entwicklungsländern aber auch in der EU und der USA die Nachfrage ankurbeln.

Thyssen-Krupp erarbeitet Sparprogramm

Ungeachtet der guten Nachfrageaussichten haben einige Stahlhersteller weiterhin zu kämpfen. So hat Thyssen-Krupp laut Frankfurter Allgemeine ein neues 500-Millionen-Euro-Sparprogramm für die Stahlsparte vorbereitet. Der Plan sei auf drei Jahre ausgelegt und beinhalte unter anderem Stilllegungen und die Streichung von mehreren Hundert Arbeitsplätzen. Konkrete Beschlüsse sollen offenbar im Mai bekannt gegeben werden.

In den USA hat Präsident Donald Trump derweil eine Untersuchung angekündigt, ob Stahlimporte die nationale Sicherheit beeinträchtigen. Von den angedrohten Zöllen wäre keineswegs nur China betroffen – auch deutsche Hersteller fielen unter die Regelung. Bereits Ende März hatte Trump Strafzölle auf europäische Lieferungen von Grobblech verlangt. Die EU-Kommission will den Fall möglicherweise vor die Welthandelsorganisation bringen.

Chinesische Unternehmen setzten zeitgleich ihre Einkaufstour in Europa fort. Wie das österreichische Industriemagazin berichtet, hat die Hesteel Group das serbische Stahlwerk Kosice übernommen. Das Wert ist mit etwa 14.000 Mitarbeitern eines der größten des Landes. Mit der Übernahme hat HBIS innerhalb kurzer Zeit das zweite Stahlwerk in Serbien gekauft – vor rund einem Jahr erwarben sie das Unternehmen Smederevo.

Die Hesteel Group ist einer der weltweit größten Stahlhersteller. Da Europa sich mittlerweile mit Strafzöllen vor Billigstahlimporten aus China schützt, glauben Marktteilnehmer, dass China mit den Werken in Europa die Strafen umgehen will.

© 320°/ek | 24.04.2017

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