E-Schrott

In Russland wird erstmals ein neues Verfahren zum Einsatz kommen, dass aus alten Leiterplatten hochreines Kupfer, Nickel, Gold, Silber und Platin gewinnen will. Auch Inputmaterial mit einem hohen Störstoffanteil soll zu reinen Metallen verarbeitet werden.

Leiterplatten-Aufbereitung durch Schmelzreaktor


Das russische Unternehmen Aurus hat die Düsseldorfer SMS Group mit der Lieferung einer sogenannten UrbanGold Compact-Anlage beauftragt. Damit wollen die Betreiber künftig aus alten Leiterplatten hochreines Kupfer, Nickel, Gold, Silber und Platin gewinnen. Die Anlage soll in der Nähe von Moskau errichtet werden und 2018 in Betrieb gehen.

Die Anlage wird laut SMS Group circa 6.000 Jahrestonnen Leiterplatten verarbeiten können. Dabei kommt ein Verfahren zum Einsatz, das in Kooperation mit der Leobener Firma UrbanGold entwickelt wurde, so das Unternehmen. Kern der Technologie ist ein spezieller Schmelzreaktor.

Shreddern, Schmelzen, Strom

Zunächst werden die Leiterplatten mechanisch vorbereitet, sprich geshreddert und Eisen- sowie Aluschrott aussortiert. Das resultierende Leiterplattenkonzentrat durchläuft anschließend einen pyrometallurgischen Schritt. Dabei wird es erst einmal in einem rotierenden Schmelzofen (TBRC; top blown rotary converter) vorbehandelt. Blei-Zinn-Legierungen werden ausgeschleust.

Danach geht das Konzentrat mit Schrott der Klasse A in einen Raffinationsofen namens PolyRefine. Über ein Gießrad gelangt das so angereicherte Rohmetall in einen hydrometallurgischen Prozess. Dort wird das Material mittels Raffinationselektrolyse und Edelmetallanlage schließlich zu technisch reinen Metallen (Gold, Silber, Kupfer, Nickel) beziehungsweise Konzentraten (Platin, Palladium) verarbeitet.

Wie die Entwickler von UrbanGold erklären, erlaubt das Verfahren, 100 Prozent Elektro- und Elektronikschrott oder deren Konzentrate sowie Sondermetalle zu verarbeiten. Darüber hinaus könnten auch niedrig bewertete Sekundärrohstoffe mit hohem Anteil an Problemstoffen effizient recycelt werden. Ausgangsvoraussetzungen sind: mindestens 10 Prozent Wertmetallanteil, maximal 50 Prozent Organik, maximal 35 Prozent Oxidanteil, bis zu 15 Prozent Aluminium(oxid) und maximal 8 Prozent Halogene.

Einstieg in wachsenden Markt

Im Lieferumfang sind alle Komponenten enthalten, heißt es seitens der SMS Group. Konkret liefern die Düsseldorfer an Aurus die mechanische Rohstoffvorbereitung, den TBRC-Konverter, den Raffinationsofen, das Gießrad, die Gewinnungselektrolyse, Gasreinigungsanlagen und die Automatisierung. Zudem werde das Engineering erstellt, die Montage/die Inbetriebnahme überwacht und das Kundenpersonal geschult. UrbanGold sei insbesondere für die Auslegung der Aggregate und den metallurgischen Prozess zuständig.

„Mit dem Auftrag von Aurus ist es der SMS Group gelungen, mit einem innovativen Produkt im Portfolio in einen wachsenden Markt einzusteigen“, erklärt der Anlagenhersteller. Mit der weltweit ersten Anlage dieser Art würden SMS Group und UrbanGold ihre Kompetenz in der Technologie zur Verwertung von Elektronikschrott beweisen.

Die Firma Aurus wurde von der Pik Group, einem der größten Bauunternehmen Russlands, und IC VAP gegründet, einem Hersteller von Eisen- und Nichteisenprodukten.

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