Second-Life-Speicher

Traktionsbatterien aus Elektrofahrzeugen werden in der Regel nach acht bis zehn Jahren oder 160.000 Fahrkilometern gewechselt. Dann sind sie aber immer noch gut genug für stationäre Energiespeicher. Der weltweit größte soll noch in diesem Jahr in Lünen ans Netz gehen.

Lithium-Ionen-Akkus für die Energiewende


Ausgediente Lithium-Ionen-Akkus aus Elektroautos könnten zum Schlüssel für die Energiewende werden. Denn nach ihrem Fahrzeugeinsatz taugen sie noch als Energiespeicher. Während viele Autohersteller den Heimspeichermarkt im Blick haben, setzt Daimler auf einen Großspeicher. Installiert wird dieser derzeit auf dem Gelände des Entsorgungskonzerns Remondis in Lünen.

Wie der Stuttgarter Autobauer mitteilt, soll der stationäre Speicher mit 13 Megawattstunden der weltweit größte werden. Das würde ausreichen, um drei bis vier Einfamilienhäuser ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Nach knapp einjähriger Bauphase steht das Projekt vor der Vollendung, so Daimler. Ende des Jahres werde der Speicher seine volle Kapazität in den Dienst des deutschen Energiemarktes stellen und dort das Netz stabilisieren. Die ersten Systemstränge seien bereits am Netz.

Ein Jahr Strom für drei bis vier Einfamilienhäuser

Insgesamt werden in Lünen 1.000 Batteriesysteme aus der zweiten Generation des Daimler-Modells smart fortwo electric drive verbaut. Neben dem Autohersteller, der die Batterien liefert und über seine Tochter Accumotive umrüstet, sind drei weitere Partnerunternehmen an dem Projekt beteiligt: die Energiedienstleister The Mobility House und Getec sowie der nordrhein-westfälische Entsorgungskonzern Remondis.

Die ersten beiden Unternehmen werden Daimler zufolge den stationären Batteriespeicher vermarkten. Remondis soll sich dem Recycling der Batteriesysteme am Ende ihres Lebenszyklus widmen. Das könnte aber noch dauern, wie Pressesprecher Michael Schneider bei der ersten Ankündigung Ende des vergangen Jahres betonte: „Wir stehen erst ganz am Anfang der Entwicklung. Derzeit suchen wir noch auf der Ebene von Forschung und Entwicklung nach geeigneten Verfahren.“

Produktionskosten für neue Akkus sinken

Die Frage ist jedoch, ob sich Speicher aus Second-Life-Batterien langfristig rechnen. Denn eventuell fahren manche Käufer ihr Elektrofahrzeug länger, auch wenn die Kapazität der Akkus unter 80 Prozent liegt. Auf der anderen Seite fallen die Preise für neue Lithium-Ionen-Batterien. Das zeigt eine Studie des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BBE) und der Deutschen Messe vom April.

Darin schreiben die Autoren, dass die Kilowattstunde eines Lithium-Ionen-Pakets in der Produktion aktuell 300 kostet. 2015 Jahr waren es noch 500 Euro. Für 2020 gehen sie davon aus, dass der Preis wahrscheinlich nur noch bei 100 Euro liegen wird.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) sollen bis zum Jahr 2025 zwischen 40 und 45 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien produziert werden. Bis zum Jahr 2035 sollen es 55 bis 60 Prozent sein. Um den Strom zu speichern, könnten sekundäre stationäre Speicher hilfreich sein. Wie im Projekt End-Of-Life Solutions für Traktionsbatterien (EOL-IS) der Universität Münster errechnet wurde, könnten Second-Life-Batterien im Jahr 2030 etwa 20 Gigawattstunden Strom bereitstellen. Das entspricht dem Output von rund 3.300 modernen Windrädern mit einer Leistung von sechs Megawattstunden.


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