Marktprognose

Der Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien steigt unaufhaltsam. Doch die Absatzkanäle beginnen sich zu ändern: Inzwischen zählt nicht mehr der IT-Bereich zu den stärksten Absatzmärkten, sondern die Automobilbranche.

Lithium-Ionen-Batterien: Autobranche ist Wachstumstreiber schlechthin


Die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität verändert die Absatzkanäle für Lithium-Ionen-Batterien. In diesem Jahr werden wohl erstmals mehr Lithium-Ionen-Zellen in Power-Applikationen in den Automobilbereich fließen als in den IT/Consumer-Bereich. Denn der Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien steigt im Bereich der Elektromobilität kontinuierlich.

Schon in den vergangenen Jahren war dieser Trend zu beobachten. „Bereits 2016 vereinigten Elektrofahrzeuge und E-Busse die Hälfte des Gesamtbedarfs an Lithium-Ionen-Zellen auf sich“, erklärt Christophe Pillot, Geschäftsführer des französischen Marktforschungsinstituts Avicenne Energy, in einem Interview mit dem Kongressveranstalter ICM, der vom 20. bis 22. September den International Congress for Battery Recycling in Lissabon ausrichten wird.

Befeuert werde die Nachfrage im Bereich der Elektromobilität vor allem durch China, wie Pillot ausführt. Ein weiteres großes Anwendungsgebiet für Lithium-Ionen-Zellen seien tragbare Elektronikgeräte wie Smartphones und Tablets. Diese hätten 2016 etwas mehr als ein Drittel des Gesamtbedarfs ausgemacht.

Marktvolumen von Lithium-Ionen-Batterien erreicht 90 GWh

Das anhaltend starke Wachstum der Märkte für Elektrofahrzeuge und für tragbare Elektronik zeigt sich auch eindrucksvoll in den Zahlen: Wurden im Jahr 2000 noch 2 GWh Energie über diesen Batterietyp bereitgestellt, waren es im Jahr 2014 bereits 46 GWh. Nur zwei Jahre später, also im Jahr 2016, hat sich das Marktvolumen auf über 90 GWh verdoppelt. „Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 25 Prozent pro Jahr für die vergangenen zehn Jahre“, betont Pillot.

Ein Ende dieses Trends ist derzeit nicht in Sicht. Denn die beiden Hauptanwendungsbereiche Elektronik und Elektromobilität werden immer größer. Somit werden sie auch in Zukunft den Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien in die Höhe treiben.

Wurden 2016 weltweit 1,8 Milliarden Mobiltelefone, 230 Millionen Tablets und 170 Millionen Notebooks verkauft, werden sich diese Verkaufszahlen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter nach oben schrauben. Im Zeitraum 2010 bis 2025 werde allein die Nachfrage nach Mobiltelefonen um durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr zulegen, sagte Pillot bereits vor zwei Jahren beim ICBR 2015 voraus.


weltweite-preise-fuer-lithium-ionen-akkus-bis-2020

Die Statistik zeigt die Preisentwicklung von Lithium-Ionen-Akkus von 2013 bis 2020. Die Werte von 2013 bis 2015 stellen Ist-Werte dar, die Zahlen ab 2016 wurden hochgerechnet. So lag der Preis im Jahr 2015 mit 275 Euro pro Kilowattstunde rund 25 Prozent unter dem Vorjahrespreis. Bis zum Jahr 2020 wird von der Quelle prognostiziert, dass die Preise auf 108 Euro pro Kilowattstunde sinken werden.

Autohersteller forcieren Elektro-Offensive

In der Öffentlichkeit erfährt das Thema Elektromobilität immer größere Aufmerksamkeit, nicht zuletzt durch den Diesel-Skandal. Experten gehen davon aus, dass der Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge bis zum Jahr 2020 stark zunehmen wird. Im Jahr 2015 lag der Bedarf der Automobilbranche bei 205 Millionen Zellen. Im Jahr 2020 wird er bei 1,808 Milliarden Stück liegen, glaubt der eNOVA Strategiekreis Automobile Zukunft. Das wäre ein jährliches Wachstum von 37 Prozent.

Kein Wunder, dass einige der weltweit größten Hersteller von Fahrzeugen beziehungsweise von Fahrzeugbatterien derzeit massiv ihre Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien ausbauen. Der Autobauer Daimler ist einer davon. Im sächsischen Kamenz entsteht derzeit die zweite Batteriefabrik der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive. Damit will Daimler seine angekündigte Elektro-Offensive in die Tat umsetzen.

Der Autohersteller nimmt dafür 500 Millionen Euro in die Hand. Geplant ist die Fertigstellung der neuen Batteriefabrik für das Jahr 2018. Dann wird sich die Produktions- und Logistikfläche auf rund 80.000 Quadratmeter vervierfacht haben.

Doch im Vergleich zu dem, was der US-Autohersteller Tesla vorhat, ist Daimlers Vorhaben eher überschaubar zu nennen. Denn Tesla baut in Nevada eine sogenannte Gigafactory für Lithium-Ionen-Batterien. Das Ziel, das Tesla-Chef Elon Musk damit verfolgt, ist immens: Die Gigafactory werde den gleichen Produktionsoutput wie die gesamte übrige Welt in Sachen Lithium-Ionen-Akkus haben, kündigte Musk an. Bis 2020 soll die Fabrik fertiggestellt werden.

Investitionen werden sich auszahlen

Aber auch die beiden südkoreanischen Elektronikhersteller LG und Samsung sind inzwischen auf den Zug der Fahrzeugbatterien auf Lithium-Ionen-Basis aufgesprungen. LG steckt etwas mehr als 320 Millionen Euro in den Bau einer Batteriefabrik im polnischen Breslau. Das Werk soll den Angaben zufolge noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen. Auf einer Fläche von 41.000 Quadratmetern will LG über 100.000 Elektroauto-Batterien pro Jahr produzieren.

Einen Schritt weiter ist Samsung. Bereits im Mai hat Samsung SDI seine Batteriefabrik in Göd in Ungarn fertig gestellt. Insgesamt hat Samsung SDI eigenen Angaben zufolge rund 35 Millionen US-Dollar in das Werk investiert. Anvisiert ist eine jährliche Produktionsmenge von 50.000 Batterien für Elektroautos.

All diese großen Investitionen werden sich bezahlt machen. Denn eines ist sicher: So schnell wird es keine neue Batterietechnologie geben, welche die extrem leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterie vom Markt verdrängen könnte. Dieser Meinung ist auch Avicenne-Energy-Geschäftsführer Pillot.

„Die Lithium-Ionen-Batterie wird die Technologie der Wahl bei der Herstellung von tragbarer Elektronik und Elektrofahrzeugen bleiben – zumindest doch in den kommenden zehn Jahren“, sagt der Experte. Andere Batterietechnologien wie zum Beispiel Lithium-Sulfur-, Lithium-Luft-Akkus oder auch Brennstoffzellen würden frühestens in zehn Jahren den Massenmarkt erreichen. Wenn überhaupt.

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