Langsame Erholung

Am internationalen Stahlschrottmarkt mehren sich die Anzeichen, dass sich Nachfrage und Preise 2014 langsam erholen werden. Vor allem Japans Bedarf ist derzeit hoch, berichten Experten des Weltrecyclingverbands BIR.

Marktbericht für Stahlschrott


Neues Jahr neues Glück. Die Metallbranche ist froh, dass das Jahr 2013 nun hinter ihr liegt: Der weltweite Nachfrage- und Preisrückgang hat besonders die Stahlindustrie und damit auch die Stahlschrottbranche getroffen. Nun gehen Analysten davon aus, dass die Stahlnachfrage weltweit wieder ansteigt – um 2 bis 3 Prozent. Das sind gute Aussichten, schreibt Christian Rubach von TSR Recycling im aktuellen Stahlschrottbericht des Weltrecyclingverbands BIR. Allerdings warnt er vor Euphorie: Vom guten Niveau der vergangenen Jahre sei die Branche weit entfernt. Noch immer seien die Überkapazitäten groß, die Auslastungsrate bei der Stahlproduktion liege weltweit bei knapp 80 Prozent.

Für Stahlschrott, so befürchtet Rubach, ist die Auslastung noch geringer. Weder aus China, Indien oder der Türkei wird ein übermäßig großer Nachfrageschub erwartet. „Ich gehe deshalb lediglich davon aus, dass – wenn wir die negativen Szenarios außer acht lassen – wir eine sehr, sehr, sehr langsame Erholung und einige Zusammenschlüsse und Übernahmen in der Stahl- und Stahlschrottindustrie sehen werden“, schreibt Rubach.

Von einer leichten Verbesserung der EU-Stahlschrottpreise gegen Ende des Jahres 2013 berichtet Tom Bird, Präsident von EFR. Die Werke in Europa hätten teilweise zehn Euro pro Tonne mehr gezahlt. Diese Phase ist aber schon wieder vorbei, die Preise sind wieder zurückgegangen. Die Produktionsrückgänge in der Türkei haben den Schrottbedarf und damit die Preise dort erneut verringert. So sei beispielsweise Roheisen aus der Ukraine auf dem türkischen Markt schon für 410 US-Dollar pro Tonne zu haben.

Trotz des schleppenden Marktes auf der Primärseite und den niedrigen Erlösen für Schrotte werden in Europa weiterhin genügend Stahlschrotteinkäufe getätigt. Die Materiallager sind laut Bird eher leer, was zur Folge hat, dass einige Händler deutlich weniger umsetzen können als gewollt. In seinem Ausblick verweist Bird vorrangig auf die Entwicklung in der Türkei. Bei dem wichtigsten Stahlschrottabnehmer für europäische Länder stehen im März Wahlen an. Von deren Ausgang und dem Einfluss auf die dortige fragile Wirtschaft und die schwache Währung werde es stark abhängen, wie sich die Stahlschrottbranche in Europa entwickelt.

Von stabilen Märkten hingegen berichtet Andrey Moiseenko von Ukrmet aus Russland und der Ukraine. Die Fabriken seien über die Wintermonate mit ausreichend Stahlschrott versorgt, die Sammlung in den Ländern verlaufe zufriedenstellend. Wenngleich der Stahlschrottexperte davon ausgeht, dass die anhaltenden politischen Unruhen in der Ukraine die heimische Stahlindustrie langfristig beeinflussen könnte. Probleme haben auch Stahlschrottexporteure am Asowschen Meer im Südosten von Russland. Die dortigen maritimen Behörden haben strenge Vorgaben für Frachter eingeführt, die älter als 30 Jahre sind. Das hat zu Preisanstiegen der Frachtkosten von bis zu 10 US-Dollar pro Tonne geführt. Viele Warenladungen wurden blockiert, einige Schiffe durften erst gar nicht diesen Zugang zum schwarzen Meer benutzen. Auch in Russland ist laut Moiseenko der Preisverfall in der Türkei spürbar. Da aber die russische Währung selbst sehr schwach sei, ist der Rückgang bei den Händlern nicht übermäßig spürbar. Größer sei da schon der Effekt in der Ukraine, da die dortige Währung recht stark sei.

Wechselkursschwankungen, Einfuhrzölle, geringe Nachfrage und die weltweit schwächelnde Wirtschaft haben in Indien dazu geführt, dass Zain Nathani von Nathani Group of Companies aus seinem Heimatland keine positiven Nachrichten hat: „2013 war eine sehr große Herausforderung für die Stahl- und die Stahlschrottindustrie.“ Nun zeige die Wirtschaft aber erste Verbesserungen, mit einem Anzug der Nachfrage rechnet Nathani erst für die zweite Jahreshälfte.

In den USA hat vor allem der harte Winter in Teilen des Landes zu Problemen bei der Schrottsammlung geführt. Die Stahlschrottnachfrage ist dagegen konstant geblieben, berichtet Blake Kelley von Sims Group Global Trade im aktuellen BIR World Mirror. Die Preise für Stahlschrott sind pro Tonne zwischen 10 und 25 US-Dollar gestiegen. Weil die Preise im Inland teilweise über den Erlösen der Exportwaren lagen, entschieden sich im Januar einige Händler, ihren Stahlschrott auf dem heimischen Markt zu verkaufen – die Exportzahlen haben sich weiter verringert.

In China hat die Regierung offenbar angeordnet, dass die Stahlproduktion reduziert wird, um die Umweltbelastungen zur verringern und die heimischen Stahlpreise zu stabilisieren – bisher jedoch ohne Auswirkung. Wie Kelley berichtet, zog die Stahlproduktion zu Beginn des Jahres erneut an. Im Dezember 2013 lagen die Stahlschrottimporte dennoch um 13,3 Prozent unter dem Wert von November 2013. Offenbar will China mehr Schrotte im eigenen Land sammeln. Nach wie vor groß ist laut Kelley hingegen die Stahlschrottnachfrage aus Südkorea, Taiwan, Vietnam, Malaysia und Indonesien.

Die höchsten Preise für Stahlschrott seit 2,5 Jahren können derzeit Händler in Japan erzielen. Hisatoshi Kojo von Metz berichtet von Erlösen zwischen 372 und 377 US-Dollar pro Tonne für Schrotte der Sorte H-2. Einer der Gründe dafür ist der Wiederaufbau nach dem Erdbeben aus dem Jahr 2011 und die damit verbundene Nachfrage aus der Bauindustrie. Trotz des Nachfrageschubs für Stahlschrott hat sich die Verfügbarkeit in Japan nicht erhöht. Produzenten holen sich daher immer mehr günstige Schrotte aus dem Ausland. Für die Zukunft erwartet Kojo daher einen weiteren Anstieg der Stahlschrotteinfuhren nach Japan.

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