Nutzen von Labels

Produktlabels dienen der Verbraucherinformation, aber im Industriegütergeschäft stiften sie keinen Nutzen, meinen die Maschinenbauer. Sie wären nur ein überflüssiger Kostenfaktor und letztlich ein Investitionshemmnis.

Maschinenbauer lehnen Produktlabels ab


Produktlabels sollen Verbrauchern zur besseren Orientierung dienen – bei Investitionsgütern aber sind sie überflüssiger Kostenfaktor und Innovationshemmnis für Hersteller, meint der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA. „In Theorie und Praxis finden sich keine Argumente für obligatorische Produktlabels im Maschinenbau“, sagt Manfred Wittenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der Wittenstein SE, anlässlich der heutigen Veröffentlichung der IMPULS-Studie ‚Nutzen von Labels‘.

Die Studie weise nach, dass Produktlabels als Informationsquelle im Maschinenbau bedeutungslos sind, weil im Business-to-Business-Geschäft (B2B) bereits gut informierte Käufer und Verkäufer zusammenkommen. Rund die Hälfte der im Rahmen der Studie befragten Unternehmen gaben Produktlabels weniger als 25 Punkte auf einer Skala von 0 (irrelevant) bis 100 (alleinig ausschlaggebendes Kriterium). „Der Markt für Maschinen und Anlagen ist kein Konsumgütermarkt, was die Label-Befürworter leider allzu oft übersehen“, sagt Wittenstein, der auch stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der IMPULS-Stiftung ist.

Ein Umweltfußabdruck zum Beispiel oder eine zusätzliche Produktkennzeichnung für IT-Sicherheit, wie sie derzeit in der EU diskutiert werden, bieten laut VDMA im Maschinenbau keinen Mehrwert, weil sie bei den mehrheitlich maßgeschneiderten Produktlösungen nicht vergleichbar sind. „Während Labels und Produktkennzeichnungen den Käufer im Konsumgüterbereich bei seiner Kaufentscheidung anleiten sollen, werden Investitionsentscheidungen in der Industrie auf einer gänzlich anderen Informationsebene gefällt“, sagt Naemi Denz, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des VDMA. „Der hier praktizierte offene Anwendungsbereich verunsichert nur, weil versucht wird, Konsum- und Industriegüter gleichermaßen zu regeln – etwa bei der Energieeffizienzkennzeichnung oder der aktuellen Labelling-Initiative im Bereich Cybersecurity.“

Labels können Innovationen hemmen

Nach Auffassung der Unternehmen sind die Kosten und der administrative Aufwand für neue Labels zudem viel höher als der vermeintliche Nutzen. „Labels können sich sogar als Innovationsbremse erweisen“, warnt Wittenstein. „Sind die technischen Labelspezifikationen erst einmal festgeschrieben, können bessere Produktlösungen verhindert oder zumindest verzögert werden“, sagt er. So bewerten dann auch 40 Prozent der befragten Unternehmen fremdgeprüfte Produktlabels als Innovationshemmnis.

Für die Studie wurden rund 1.100 Maschinen- und Anlagenbauer sowie ihre Kunden und Lieferanten aus anderen Industriebranchen sowie aus Dienstleistungsunternehmen befragt. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH hat die Studie im Auftrag der IMPULS-Stiftung des VDMA durchgeführt. Die IMPULS-Stiftung versteht sich als „Think Tank“ für den Maschinen- und Anlagenbau und den VDMA.

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