Vorausschauende Wartung

Der weltweite Markt für vorausschauende Wartung wird in den kommenden Jahren stark wachsen. Viele Unternehmen haben den Trend erkannt. Doch um wirklich zu profitieren, müssen sie ihre Unternehmenskultur grundlegend auf digital umstellen.

Mehr als eine Frage der Technologie


Vorausschauende Wartung oder Predictive Maintenance gilt seit einiger Zeit als das Trendthema. Viele Unternehmer erhoffen sich schon jetzt deutlich sinkende Kosten. Rund 70 Prozent der Gesamtbetriebskosten für Maschinen und Anlagen entfallen auf Wartungsdienstleitungen.

Gleichwohl stehen noch immer stehen viele Unternehmen erst am Anfang des Prozesses. Viele Firmen sammeln bislang eher Betriebsdaten als dass sie die tatsächlichen Vorteile nutzen, geht aus der akuellen Roland Berger-Analyse „Predictive Maintenance – From data collection to value creation“ hervor. Zwar beschäftigen sich derzeit acht von zehn Unternehmen mit dem Thema. Aber mindestens jedem zweiten Unternehmen fehle eine klare Strategie und der Wille, den damit verbundenen Wandel wirklich anzugehen, so die Experten.

Wichtig sei ein „digitales Mindset“, heißt es in der Studie. Unternehmen müssten von einem reaktiven auf einen proaktiven Ansatz umstellen. Das heißt: Nicht wie bisher ihre Hardware verkaufen und nachgelagerte Services anbieten, sondern Maschinenleistung und -output inklusive einer prädiktiven Instandhaltungsstrategie anbieten.

Hinsichtlich der richtigen Technologie/Geschäftsmodell schlagen die Experten vor, auf den eigens entwickelten Predictive Maintenance Radar (mit sechs Dimensionen) zurückzugreifen und die darin aufgeworfenen Fragen zu beantworten.

  • Erste Dimension Sensortechnologie Welche Art von Sensorik will ich einsetzen? Will ich diese Sensorik selbst betreiben oder auf die Dienste eines Dritten zurückgreifen? In welchem Umfang will ich die Sensortechnologie einsetzen wird und welche Daten soll sie sammeln?
  • Zweite Dimension Daten- und Signalverarbeitung Wo sollen die erhobenen Daten gespeichert werden? Wie sollen sie aufbereitet und verteilt werden?
  • Dritte Dimension Zustandsüberwachung und Analyse Was genau soll analysiert werden? Was soll das System aufzeichnen? Wer soll diese Informationen erhalten?
  • Vierte Dimension Prognose-Fähigkeit Wie viel Know-how in Big Data und Algorithmen brauche ich? Benötige ich firmeninterne Spezialisten oder einen Partner zusammenarbeiten, um ihr vorhandenes Know-how optimal zu nutzen? Liegt der Fokus nur auf diesem Produkt oder erwartet der Kunde ein umfassendes Systems, in dem vorausschauende Wartung nur ein Teil ist?
  • Fünfte Dimension Prozess- und Entscheidungsunterstützung Will der Kunde die Kontrolle über das Modell behalten oder soll es so autonom wie möglich sein?
  • Sechste Dimension Geschäftsmodell Entsprechende technologische Trends und Geschäftsmodelle werden abgeleitet.

Verstehen Unternehmen alle sechs Dimensionen, verstehen sie auch, was der Endkunde tatsächlich will. Anschließend muss der kulturelle Wandel vollzogen werden. Hier schlägt Roland Berger vor, das „wahre Leistungsversprechen“ des angebotenen Produkts zu kennen. Der Mehrwert müsse dem Kunden klar beschrieben und quantifiziert werden. Unterm Strich bedeutet das: Unternehmen müssen sich drastisch öffnen und mit jedem ihrer Kunden individuell zusammenarbeiten.

Das Fazit der Experten lautet: „Das Kosteneinsparungs- und Ertragssteigerungspotenzial von Predictive Maintenance können Sie nur realisieren, wenn Sie den gesamten Lebenszyklus ihres Produktes im Betrieb des Kunden verstehen – und dessen Auswirkungen auf ihr eigenes Unternehmen.“


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[su_spoiler title=“Markt für Predictive Maintenance“]

  • Laut Roland Berger wird der weltweite Markt im Bereich der vorausschauenden Wartung kräftig zulegen.
  • Ausgehend von 2016 rechnen die Analysten bis zum Jahr 2022 mit einem Zuwachs auf bis zu 11 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Plus von jährlich zwischen 27 und 39 Prozent.
  • Dazu würden alle Bereiche beitragen, von Service-Dienstleistungen über Komponenten und Verträge bis hin zu IT-Architektur und Software.
  • Der Großteil des Wachstums wird den Prognosen zufolge aus Europa kommen, wo bereits einige Predictive Maintenance-Lösungen auf dem Markt oder in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium sind.

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© 320°/bs | 07.08.2018

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