Folgen der China-Politik

Chinas Importrestriktionen für bestimmte Abfälle sind nun auch an den Metallschrottmärkten zu spüren. Weil der Abfluss in die Volksrepublik stockt, ist in Deutschland mehr Kabel- und Motorschrott verfügbar. Die Situation dürfte sich im kommenden Jahr noch verschärfen.

Mehr Kabel- und Motorschrott in Deutschland


Wenn es um Chinas Importrestriktionen für bestimmte Abfälle geht, stehen bislang Kunststoffabfälle und Altpapier im Vordergrund. Doch auch die Metallschrottmärkte werden betroffen sein – möglicherweise sogar stärker als bislang vermutet wurde.

„Viele chinesische Schrottverarbeiter gehen davon aus, dass die neuen Schwellenwerte die Schrottimporte nach China in naher Zukunft drastisch reduzieren werden“, schreibt Shen Dong von der OmniSource Corporation in der Dezember-Ausgabe des World Mirror für NE-Metalle des Weltrecyclingverbands BIR. Derzeit gingen in Indien schon vermehrt Anfragen aus dem Ausland ein, berichtet Dhawal Shah, Senior Vice-President der BIR-Fachsparte NE-Metalle. „Das wiederum hat zu einer Überreaktion der lokalen Preise geführt.“

Aber auch in Deutschland machen sich die Importrestriktionen bemerkbar. „Es scheint, dass wir Verarbeitungskapazitäten für bestimmte Schrottsorten aufbauen müssen, die zuvor in Exportcontainern Richtung China gegangen sind“, schreibt Murat Bayram, Vorstandsmitglied der BIR-Fachsparte NE-Metalle, im World Mirror. Unter anderem sei seit dem Sommer der größte Teil des Kabel- und Motorschrotts in Deutschlands geblieben. „Da die inländische Granulierkapazität nicht für dieses Überangebot ausgelegt war, kam es zu Preisnachlässen bei den Schrotten“, so Bayram.

Weniger Genehmigungen

Die chinesische Regierung hatte Mitte November die neuen zulässigen Schadstoffgrenzwerte für Abfallimporte an die Welthandelsorganisation WTO gemeldet. Für viele Stoffströme gilt demzufolge ein Grenzwert von 0,5 Prozent. Dazu zählen unter anderem Schmelzschlacke, Eisenmetalle, Elektro-Altmotoren, Kabel und Drähte sowie Metall- und Geräteschrott. Für NE-Metalle gilt ein Grenzwert von 1 Prozent. Am schärfsten ist der Grenzwert bei Autos. Hier ist der Schwellenwert auf 0,3 Prozent festgelegt worden.

Die neuen Grenzwerte sollen am 1. März 2018 wirksam werden. Darüber hinaus hat das chinesische Umweltministerium aber schon weitere Maßnahmen ergriffen, wie der chinesische Recyclingexperte Ma Hongchang berichtet:

  • Um gegen Umweltverstöße in der Industrie bei der Verarbeitung und Verwertung von importiertem Schrott vorzugehen, sei eine einmonatige, flächendeckende Durchsuchungsinspektion bei 1.792 Unternehmen durchgeführt worden. Für viele Unternehmen habe die Aktion eine abschreckende Wirkung gehabt.
  • Darüber hinaus wurde die Genehmigung von Schrottimporten verschärft. Unter anderem werden Importanträge von Unternehmen, die innerhalb des vergangenen Jahres gegen das Gesetz verstoßen haben, nicht mehr genehmigt.
  • Außerdem seien elf Punkte der sogenannten „Environmental Protection Control Standards for Scrap Imported as Raw Materials“ überarbeitet worden, um die Gesamtkontrolle über die eingeführten Materialien zu verbessern.

Der chinesische Umweltminister Li habe zudem sechs Grundsätze für die Durchsetzung des „Implementation Plan“ im kommenden Jahr angekündigt, erklärt Ma Hongchang. Einer der Grundsätze ist, die Genehmigung von Schrottimporten im kommenden Jahr strenger zu fassen. Außerdem sollen weniger Genehmigungen erteilt werden. In den drei folgenden Jahren soll auch jährlich eine Sonderaktion zur Bekämpfung von Umweltverstößen in der importierenden Schrottverwertungsindustrie durchgeführt werden, so Ma Hongchang.

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