Erste Bilanz

Immer mehr Städte kämpfen gegen die Müllflut durch Coffee-to-go-Einwegbecher. Als Alternative dient ein Mehrwegbecher. In Hamburg kommt er offenbar gut an. Auch Darmstadt will ihn einführen.

Mehrwegbecher in Hamburg kommen gut an


In Hamburg scheint der Mehrwegbecher für Coffee-to-go gut anzukommen. Inzwischen würden rund 250 Bäckereien, Cafés und andere Läden im ganzen Stadtgebiet den Pfandbecher anbieten, teilt die Senatskanzlei mit. Kaffeetrinker zahlen dort einen Euro Pfand und erhalten dafür einen Mehrwegbecher, den sie in allen teilnehmenden Geschäften wieder zurückgeben oder neu befüllen lassen können.

Die Stadtverwaltung hatte im April mit der Pfandbecher-Aktion begonnen. Auch viele städtische Einrichtungen nehmen inzwischen teil. Beispielsweise trinken alle Mitarbeiter der Hochbahn ihren Kaffee seit Mitte Oktober aus den Mehrwegbechern.

Wie der Senat mitteilt, sollen alleine hierdurch rund 560.000 Einwegbecher pro Jahr eingespart werden. Neu mit dabei ist seit dieser Woche auch die Bäckerei „Dat Backhus“. Dort gehen die Mehrwegbecher zukünftig in 118 Filialen über den Tresen.

„Konkreter Umweltschutz im Alltag beginnt schon am Morgen beim Coffee-to-Go auf dem Arbeitsweg. Jeder kleine Schritt zählt und hilft beim Klimaschutz und gegen die Abholzung von Wäldern“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne).

Auch die im vergangenen Jahr initiierte „Kehr.Wieder-Aktion“ verläuft nach Ansicht des Senats erfolgreich. An mehr als 260 Standorten in der Stadt erhalten Kunden einen Rabatt zwischen zehn und dreißig Cent auf ihren Kaffee, wenn sie selbst einen Mehrwegbecher mitbringen. Groben Schätzungen zufolge seien durch die Aktion bereits 120.000 Einwegbecher weniger verbraucht worden.

Darmstadt plant auch Becher aus Keramik

Ab kommendem Frühjahr will auch die Stadt Darmstadt ein Mehrwegsystem für Kaffeebecher einführen. Die Becher werden aus thermoplastischem Kunststoff (Polypropylen) sein. Dieser habe sich als ökologisch vorteilhaft erweisen, erklärte die Hochschule Darmstadt bei der Vorstellung des Prototypen am vergangenen Freitag. Eine Version aus Keramik soll folgen.

Die Becher samt wiederverwertbarem Deckel können für eine Pfandmarke gekauft und dann entweder in einem Geschäft zum Spülen abgegeben oder wiederbefüllt werden, hieß es. Das Studierendenwerk, eine Bäckerei-Kette und einige Cafés wollen bereits mitmachen, weitere Teilnehmer werden gesucht. Die Pfandmarke soll etwa fünf Euro kosten.

Durchschnittlich 34 Coffee-to-go-Einwegbecher verbraucht jeder Darmstädter im Jahr, erläuterte die Hochschule. Damit entstünden mehr als fünf Millionen Becher Müll pro Jahr. Ziel des Projekts von Hochschule und Stadt sind mindestens 20 Prozent weniger Einwegbecher. Das entspräche mehr als 100.000 Bechern oder zwölf Tonnen Müll.

Wie die Hochschule betont, soll das Mehrweg-System unter ökologischen Gesichtspunkten überzeugen, aber auch über das Design die Menschen ansprechen. Fünf senkrechte Lamellen auf dem Becher sollen an den Hochzeitsturm auf der Darmstädter Mathildenhöhe erinnern.

Die Idee zu dem Becher stammt von Studierenden, entwickelt wurde er von Industriedesignern um Tom Philipps vom Institut für Innovation und Design. Für die ökologische Bilanz sei neben optimalen Herstellungs- und Spülprozessen auch die Zahl der Umläufe der Becher wichtig. Diese Faktoren will die Hochschule fortlaufend überwachen und das System so ständig verbessern.

 

© 320°/dpa | 20.11.2018

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