Kompletter Stillstand

Das Müllheizkraftwerk Darmstadt steht still. Grund ist eine Modernisierung der 50 Jahre alten Anlage. Auf der Liste der Sanierungsarbeiten steht eine Reihe von Anlagenteilen. Die Kosten bewegen sich im zweistelligen Millionenbereich.

MHKW Darmstadt wird generalüberholt


Aktuell wird in Darmstadt das Müllheizkraftwerk (MHKW) modernisiert. Startschuss für die Sanierungsarbeiten war am 22. Juli. Das Vorhaben wird voraussichtlich sechs Wochen dauern und bis Mitte September abgeschlossen sein.

„Die aufwendigsten und größten Projekte innerhalb des Gesamtstillstands sind die Sanierung des Müllbunkers, der Anlieferplattform und der Auffahrt zum Müllbunker“, sagt Julia Klinger, Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft Entega. Zunächst müsse der Müllbunker mit einem Fassungsvermögen von 6.700 Kubikmetern vollständig geleert werden. Anschließend werde er mit 300 großflächigen Stahlplatten verkleidet, die eine Gesamtmasse von 200 Tonnen haben.

„Zur Montage der Stahlplatten werden unter anderem die Müllkräne zu Baukränen umfunktioniert“, erklärt Klinger. Für die Auffahrt und die Bunkerplatte würden 400 Kubikmeter Beton und 150 Tonnen Stahl verbaut. Auch die Krankabine soll modernisiert und vergrößert werden.

Revision aller drei Verbrennungsöfen vorgesehen

Darüber hinaus wird auch der Schlackebunker saniert. Alle Anlagenteile vom Kesseleingang bis hin zum Kamin würden gewartet und instandgesetzt. „Hierzu gehört die Revision aller drei Verbrennungsöfen und der großen Turbine sowie aller relevanten Bereiche die zum Betrieb der Anlage notwendig sind“, erklärt die Entega-Geschäftsführerin.

Während der Sanierung werden ebenfalls die Behälter und große Dampfleitungen inspiziert, an die man während des Anlagenbetriebs so gut wie nie heran kommt. Auch die Prozessleittechnik, die Elektronik und die Mechanik würden gewartet und falls erforderlich erneuert. Die in die Jahre gekommenen beiden Waagen am Eingang und Ausgang des MHKWs, über die täglich etwa 175 Fahrzeuge fahren, sollen ebenfalls durch neueste Wiegetechnik ersetzt werden.

25 Fremdfirmen mit 300 Mitarbeitern beteiligt

In der Zeit der Sanierung werden die Abfälle, die in Darmstadt üblicherweise verbrannt werden, anderweitig entsorgt. „Dies geschieht durch die Ausweichung auf andere Anlagen, wie beispielsweise die Müllheizkraftwerke in Frankfurt, Offenbach, Mainz, Ludwigshafen, Mannheim und Würzburg“, erläutert Klinger. Mit diesen Anlagen bestehe seit vielen Jahren eine gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit. „Darüber hinaus werden Abfälle in das Zwischenlager des Abfallwirtschaftszentrums Südhessen geliefert und bei Wiederinbetriebnahme des MHKW in Darmstadt von dort zurückgeliefert“.

Die am MHKW Darmstadt beschäftigten 80 Mitarbeiter haben dennoch keinen Urlaub. Ein Teil von ihnen ist laut Klinger mit der Durchführung von Instandhaltungs- und Projektsteuerungsaufgaben betraut. Ein anderer Teil werde an anderer Stelle eingesetzt oder für diesen Zeitraum auf eine Schulung zum Kesselwärter geschickt.

Neben den hauseigenen Kräften sind 25 Fremdfirmen und ihre 300 Mitarbeiter an den Sanierungsarbeiten beteiligt. Läuft alles wie geplant, sind die Arbeiten bis zum 4. September erledigt. Ab dann soll die Anlage wieder sukzessive ans Netz gehen – dann mit einer weiteren Turbine, die maximal zwei Megawatt Strom zusätzlich liefern soll.

Verluste in Höhe von drei Millionen Euro

Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Sanierung am MHKW Darmstadt auf 11 Millionen Euro – Investitionen und Instandsetzungskosten zusammengerechnet. Entega-Geschäftsführerin Klinger rechnet darüber hinaus mit einem einmaligen Verlust im operativen Geschäft in Höhe von drei Millionen Euro. Der Verlust wird laut Klinger durch Gewinnvorträge der Vorjahre ausgeglichen.

Das Müllheizkraftwerk in Darmstadt ist im Eigentum des Zweckverbands Abfallverwertung Südhessen (ZAS) und verbrennt jährlich im Schnitt 210.000 Tonnen Abfall von rund 984.000 Bürgern. Daraus werden jährlich 111.302 Megawattstunden Wärme und rund 34.500 Megawattstunden Strom bereitgestellt. Mitglieder des ZAS sind Darmstadt, der Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Müllabfuhr-Zweckverband Odenwald. Ferner kooperiert der Verband mit den Riedwerken Groß-Gerau und dem Landkreis Bergstraße.

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