Vision für 2048

Der Reifenhersteller Michelin hat seine Vision für das Jahr 2048 vorgestellt. Bis dahin wollen die Franzosen dafür sorgen, dass ihre Produkte überwiegend aus nachhaltigen Materialien hergestellt werden. Ehrgeizig ist auch das Recyclingziel, das der Konzern ausgegeben hat.

Michelin plant Bio-Reifen


Michelin hat angekündigt, bis zum Jahr 2048 alle Reifen zu 80 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. Darüber hinaus will der Reifenhersteller seine Produkte zu 100 Prozent recyceln. Um diese Ziele zu erreichen, sollen Forschungsprogramme aufgelegt und in Hightech-Recycling-Technologien investiert werden.

Nach Unternehmensangaben bestehen Michelin-Reifen derzeit zu 72 Prozent aus erdölbasierten Verbindungen. Die restlichen 28 Prozent sind nachhaltige Materialien: biobasierte Stoffe, etwa Kautschuk, Sonnenblumenöl und Limonen (26 Prozent) und recyclierte Stoffe wie Stahl oder Gummipulver aus Altreifen (2 Prozent).

In 30 Jahren soll sich das Verhältnis umgekehrt haben. Michelin zufolge stecken dann nur noch 20 Prozent erdölbasierte Verbindungen in einem Reifen. 80 Prozent werden künftig aus nachhaltigen Quellen stammen – zu 50 Prozent aus biobasierten und zu 30 Prozent aus recycelten Stoffen.


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[su_spoiler title=“Globaler Reifenmarkt“] • Im Jahr 2018 werden laut Michelin weltweit 1 Milliarde Reifen produziert. Das entspricht einem Gewicht von 25 Millionen Tonnen.

• Von den weltweit produzierten Reifen werden Michelin zufolge pro Jahr 70 Prozent zurückgewonnen. Stofflich verwertet werden 50 Prozent der Altreifen, energetisch verwertet 20 Prozent.

• In Europa wurden 2016 rund 289 Millionen Reifen verkauft. Das entspricht einem Gewicht von etwa 4,9 Millionen Tonnen. Stofflich verwertet werden 58 Prozent der Altreifen, energetisch verwertet 35 Prozent.

• Ein Reifen besteht aus Lauffläche/Laufstreifen, Stahlgürtel und Karkasse. Rund 40 Prozent eines Reifens ist Kautschuk.

• Daneben enthält ein Reifen Stahlcord, Kunstfasern und Kunstseide (Rayon). Zusätzlich kommen Füllstoffe wie Ruß, Silica oder Kohlenstoff zum Einsatz. Außerdem werden Öle und Harze als Weichmacher eingesetzt sowie Chemikalien, um den Reife zu vulkanisieren und haltbar zu machen.
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Wie die ehrgeizigen Ziele umgesetzt werden sollen, deutet der französische Konzern nur an. Zum einen sollen neue Forschungsprogramme aufgelegt werden – mit dem Ziel, Rohstoffe auf biologischer Basis herzustellen. Als Beispiel führt Michelin eine 52 Millionen Euro schwere Kooperation mit Axens und IFP Energies Nouvelles namens ‚BioButterfly‘ an. In dem 2012 gestarteten Projekt wird versucht, synthetischen Kautschuk, beispielsweise aus Holz, Stroh oder Rüben zu gewinnen.

Auf der anderen Seite will der Reifenhersteller verstärkt in sogenannte Hightech-Recycling-Technologien investieren. In diesem Zuge wurde jüngst Lehigh Technologies übernommen. Das amerikanische Spezialchemieunternehmen stellt mikronisierte Gummipulver, kurz MRP, aus Altreifen her. Damit können im großen Stil öl- und gummibasierte Stoffe ersetzt werden, so Michelin. Gleichzeitig würden die Rohstoffkosten um bis zu 50 Prozent gesenkt. Außerdem wird nach Partnerschaften gesucht, um neue Wege für das Recycling von Reifen oder neue Absatzmärkte für recycelte Reifen zu finden.


reifenproduktion-in-europa-bis-2016

 

© 320°/bs | 05.0.62018

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