Energetische Verwertung

Die Leichtbauweise von Automobilen bringt den zunehmenden Einsatz von Carbonfasern mit sich. Doch das Material ist schwierig zu entsorgen. Erste Altautoverwerter bleiben nun auf CFK-haltigen Shredderrückständen sitzen.

MVA-Betreiber verweigern Annahme von CFK-haltigen Shedderrückständen


Carbonfasern sind nicht nur schwierig zu recyceln, sondern bereiten auch in der Müllverbrennungsanlage Probleme. In der Entsorgungswirtschaft ist dieses Material deshalb äußerst unbeliebt. Nun klagen auch Altautoverwerter über die fehlenden Entsorgungsoptionen.

„Die kohlefaserverstärkten Kunststoffe im Automobil stellen heute schon trotz geringer Mengen ein großes Entsorgungsproblem dar“, sagt Gerd Hähne, Geschäftsführer der Scholz Recycling GmbH. „Wir stellen einen steigenden Anteil in den Shredderrückständen fest. Fraktionen, die für die energetische Verwertung vorgesehen sind, werden von den Anlagenbetreibern zunehmend verweigert.“

In der Zwischenzeit werden zur Gewichtsreduzierung der Fahrzeuge und damit zur Treibstoffeinsparung immer mehr hochfeste Stähle, Kunststoffe und verschiedene Verbundmaterialien verwendet. Im Rahmen des „Multimaterialdesigns“ werden auch immer häufiger kohlefaserverstärkte Kunststoffe eingesetzt, die in hochbelasteten Strukturbauteilen große Lasten auffangen können und damit zu mehr Sicherheit beitragen. „Bei der Entwicklung der Neufahrzeuge wird jedoch kaum berücksichtigt, dass immer komplexere Bauteile das Recycling nahezu unmöglich machen“, sagt Hähne.

Selbst die Müllverbrennungsanlagen sind zurückhaltend, wenn es um die Annahme von Carbonfasern geht. „Eine vollständige Zerstörung von Carbonfasern ist mit den üblichen Verbrennungsverfahren für Abfälle nicht möglich“, erklärt Professor Peter Quicker von der RWTH Aachen. „Im schlimmsten Fall entstehen Faserbruchstücke, die aufgrund ihrer Geometrie vermutlich als kanzerogen einzustufen sind. Zudem können die Fasern zu deutlichen Beeinträchtigungen im Anlagenbetrieb führen und zum Beispiel die Funktion von Sensoren oder von elektrostatischen Abscheidern beeinträchtigen oder zu deren vollständigen Ausfall führen.“

Die Scholz Gruppe fordert deshalb, beim Design auch das Lebensende im Blick zu behalten. „Neues Design und neue Materialien im Automobilbau sind gemäß Anforderungen an die Produktverantwortung hinsichtlich der Recyclingfähigkeit immer mit zu beleuchten“, betont das Unternehmen. „Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sind zumindest ausreichend Informationen zum Verbau komplexer Bauteile und nicht recyclingfähiger Werkstoffe notwendig.“ Aber auch eine gemeinsame Durchführung von Forschungsvorhaben mit finanzieller Beteiligung der Industrie wäre wünschenswert.

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