Geschäftszahlen für erstes Quartal

Der Mannheimer Energiekonzern MVV Energie verzeichnet für die Sparte Erzeugung und Infrastruktur einen höheren Umsatz und ein besseres Ergebnis – aber ohne Zutun des Abfallgeschäfts. Im Gegenteil: Die Stromerzeugung aus der thermischen Verwertung von Abfällen und Ersatzbrennstoffen war im ersten Quartal rückläufig.

MVV-Abfallgeschäft bleibt ohne Wachstum


Der Mannheimer Energiekonzern MVV Energie verbucht für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 rund 10 Prozent weniger Umsatz. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist um 12 Prozent gefallen. Nur die Sparte Erzeugung und Infrastruktur, zu der auch die Konzerntochter MVV Umwelt mit ihren Anlagengeschäft im Bereich Abfallverbrennung und Biomassekraftwerke zählt, hat dem allgemeinen Trend etwas entgegenzusetzen. Dort sind der Umsatz und das EBIT gestiegen – doch offenkundig ohne maßgeblichen Anteil des Abfallgeschäfts.

Wie hoch der Anteil genau ist, lässt sich nicht beziffern, weil MVV keine separaten Zahlen für das Abfallgeschäft ausweist. So heißt es im Geschäftsbericht lediglich, dass der Umsatz der Sparte Erzeugung und Infrastruktur um 10 Prozent auf 107 Millionen Euro gestiegen ist. Aussagekräftig ist allerdings die Begründung für die Steigerung: Das Wachstum sei im Wesentlichen auf das Netzgeschäft des Konzerns zurückzuführen, heißt es im Quartalsbericht. Die Abfallsparte wird mit keinem Wort erwähnt. Die gleiche Begründung führt der Konzern für die Verbesserung des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) an, das im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres um 11 Prozent gestiegen ist. All das lässt schließen, dass die Abfallsparte von MVV weiterhin stagniert.

Für diese Schlussfolgerung spricht auch die Mengenentwicklung der verwerteten Abfälle. Laut Quartalsbericht lag die Menge an brennbaren Abfällen, die im ersten Quartal an den Konzern geliefert wurden, bei 450.000 Tonnen und damit nahezu auf dem Niveau des Vorjahresquartal (452.000 Tonnen). Zugleich ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien inklusive dem biogenen Anteil von Abfall und Ersatzbrennstoffen sogar gesunken. Sie lag mit 211 Millionen Kilowattstunden 8 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals.

Den Rückgang begründet MVV damit, dass zum einen das Biomassekraftwerk Mannheim durch eine Revision nicht voll zur Verfügung gestanden hat. Dadurch sei die Stromerzeugung in allen betriebenen Biomassekraftwerken um 11 Prozent zurückgegangen. Zum anderen produziert die Restabfallbehandlungs- und Energieerzeugungsanlage TREA Leuna seit Mitte 2014 neben Strom auch Prozessdampf. Dieser Dampf wird an den Chemieparkbetreiber InfraLeuna geliefert und seither von den Stromerzeugungsmengen ausgekoppelt. Somit fiel laut Konzernbericht die Stromerzeugung aus der thermischen Verwertung von Abfällen und Ersatzbrennstoffen (biogener Anteil) insgesamt um 14 Prozent.

Bereich Biomethan expandiert

Stark gestiegen ist hingegen die Erzeugung von Biomethan. Im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöhte sich diese von 14 Millionen Kilowattstunden auf 33 Millionen Kilowattstunden im ersten Quartal 2014/15. Grund hierfür ist die Anlage in Kroppenstedt, die erst seit dem 2. Quartal 2013/14 Biomethan in das öffentliche Erdgasnetz einspeist. Gemeinsam mit BayWa baut der Konzern in Straßfurt bereits eine dritte Biomethananlage, die Mitte 2015 ans Netz gehen soll.

Wie MVV Energie in dem Quartalsbericht generell betont, war das Markt- und Wettbewerbsumfeld für Strom aus erneuerbaren Energien zufriedenstellend. Der Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat berechnet, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im Jahr 2014 einen Rekordwert von 25,8 Prozent erreicht hat. Die Stromerzeugung aus Biomasse einschließlich biogenem Siedlungsabfall stieg um 5 Prozent auf einen Gesamtanteil von 8 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern insgesamt mit „moderat steigenden“ Umsatzerlösen.

Dennoch unterstreicht der Konzern, dass er auf dem deutschen Abfall- und Biomassemarkt kein Wachstumspotenzial mehr sieht und daher vor allem im europäischen Ausland investiert. Im südenglischen Plymouth baut der Konzern für 250 Millionen Euro ein abfallbefeuertes Heizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung und östlich von London im Hafengebiet Ridham Dock entsteht für 140 Millionen Euro ein KWK-fähiges Biomassekraftwerk. Beide Kraftwerke gehen den Angaben zufolge im Jahr 2015 in Betrieb und werden dann nachhaltig positive Ergebnisbeiträge liefern. Auch in Frankreich ist MVV Umwelt aktiv: Dort bewirbt sich die Konzerntochter mit einem Gemeinschaftsunternehmen um Ausschreibungen für die Betriebsführung von Abfallverwertungsanlagen.

© 320°/ek | 16.02.2015

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