Neue Studie

Die Herstellung von Kunststoffen steigt weiter – sowohl weltweit als auch in Deutschland. Wenn der Trend gestoppt werden soll, dann nur durch massive Eingriffe, erklärt der NABU.

NABU: Trend zu mehr Plastik hält an


In den vergangenen 60 Jahren ist die weltweite Herstellung von Kunststoffen um das 169-fache auf 288 Millionen Tonnen pro Jahr angestiegen. Der Trend zu immer mehr Plastik wird sich in den kommenden Jahren auch in Deutschland fortsetzen, ist der Naturschutzbund Deutschland (NABU) überzeugt. Damit sei auch mit einem höheren Eintrag von Kunststoffen in die Natur zu rechnen. „Hier sind alarmierende Schäden an den Ökosystemen zu erwarten“, warnt der Umweltverband. Bereits 2015 würden nach aktuellen Expertenschätzungen 9,1 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr weltweit in die Meere gelangen.

Laut NABU kann dieser Trend gestoppt werden. Das zeige eine jetzt vorgelegte Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie im Auftrag des Umweltverbands. Doch dafür sei es nötig, Produktionsprozesse zu verbessern und mehr recyceltes Plastik zu nutzen. Gerade im Bereich der Verpackungen oder der Elektrogeräte könne durch neue Konsummodelle von Handel und Verbrauchern wie beispielsweise dem unverpackten Einkaufen und „Nutzen statt Besitzen“ der Einsatz von Kunststoffen reduziert werden.

Anzahl der einmal verwendeten und weggeworfenen Plastiktüten je Verbraucher in der Europäischen Union nach Ländern im Jahr 2010 „In der Studie wird aber auch deutlich, dass eine reale Reduktion der Kunststoffeinsatzmengen nur durch massive Eingriffe vom Gesetzgeber erreichbar wäre“, betont der NABU. „Durch ein ambitioniertes Handeln aller gesellschaftlichen und staatlichen Akteure wäre ein Szenario vorstellbar, in dem wir in 2030 80 Prozent weniger Kunststoffe einsetzen als für dieses Jahr prognostiziert.“ Der Staat müsse hier seine Verantwortung wahrnehmen und gegensteuern, fordert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Dazu müsse er den Ressourcenverbrauch besteuern und Vorgaben zum Ökodesign von Kunststoffprodukten machen. Aber auch der Staat selbst müsse durch eine kunststoffarme öffentliche Beschaffung zur Verringerung beitragen und Branchenprozesse für Vermeidungslösungen anstoßen.

„Deutschland wird auch in den nächsten fünfzehn Jahren nicht plastikfrei werden“, erklärt Benjamin Bongardt, Leiter Ressourcenpolitik beim NABU. „Aber es ist zumindest möglich, die Plastikflut einzudämmen.“ Der Weg zu weniger Kunststoffverbrauch führe über gesetzliche Regelungen. Dadurch würde die Ressourcenverschwendung über Sonderabgaben unrentabel gemacht. Wer in Deutschland kunststoffsparend, ressourceneffizient und nachhaltig arbeiten möchte, dürfe sich einer Politik nicht verschließen, die auf ordnungsrechtliche Regelungen, ökonomische Instrumente sowie auf Information und Effizienzförderung setzt.

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