Verwertung von Klärschlamm

Ab 2029 muss Phosphor im Klärschlamm recycelt werden. In einer Pilotanlage in Nordrhein-Westfalen beginnt man schon jetzt damit: In der Anlage soll Phosphorsäure gewonnen werden.

Neue Anlage zur Phosphorgewinnung


Der Recyclingkonzern Remondis baut die Rückgewinnung von Phosphor aus. Am Montag (29. Oktober) hat die Unternehmenstochter Remondis Aqua eine Pilotanlage in Werdohl, Nordrhein-Westfalen, eröffnet. Dort will das Unternehmen Phosphorsäure aus Klärschlammasche herstellen.

Die neue Anlage steht auf dem Gelände der Wirbelschichtfeuerungsanlage Elverslingen (WFA). In der Anlage, die der Ruhrverband gemeinsam mit dem Energieversorger Mark-E betreibt, werden Klärschlamm und Steinkohle thermisch verwertet. Pro Jahr werden dort bis zu 180.000 Tonnen entwässerter Klärschlamm eingesetzt.

Die dabei entstehende Klärschlammasche soll künftig in der Remondis-Anlage verwertet werden. „In WFA bleiben rund 20.000 Tonnen Asche übrig, daraus wollen wir jährlich etwa 7.000 Tonnen Phosphorsäure gewinnen“, sagt eine Unternehmenssprecherin.

Zweite industrielle Anlage in Hamburg im Bau

Remondis setzt für die Phosphorgewinnung sein selbst entwickeltes Tetraphos-Verfahren ein. Bei dem Verfahren wird die phosphorhaltige Klärschlammasche mit verdünnter Phosphorsäure behandelt. Die Lösung reichert sich dabei mit dem Phosphatanteil der Asche an und die Säure wird anschließend in vier Selektionsstufen gereinigt.

Das Endprodukt – die RePacid-Phosphorsäure – kann laut Remondis in der Futtermittel- oder Düngemittelindustrie und beim Korrosionsschutz eingesetzt werden. Außerdem werden Gips für die Baustoffindustrie sowie Eisen- und Aluminiumsalze gewonnen.



Für Remondis ist die Anlage in Werdohl die erste Anlage, die mit dem Tetraphos-Verfahren läuft. Eine zweite Anlage ist für Hamburg geplant, wo Remondis und das städtische Unternehmen Hamburg Wasser die Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbh gegründet haben. Die Firma entwickelt derzeit auf dem Gelände des Klärwerks Köhlbrandhöft eine Phosphorrecyclinganlage im industriellen Maßstab.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Anlage im Jahr 2020 den Betrieb aufnimmt. Ab dann sollen aus 20.000 Tonnen Klärschlammasche jährlich rund 6.500 Tonnen hochreine Phosphorsäure gewonnen werden. Damit würde die zeitliche Vorgabe aus der neuen Klärschlammverordnung problemlos eingehalten.

Die Klärschlammverordnung schreibt vor, dass Abwasserbehandlungsanlagen mit einer Ausbaugröße über 50.000 Einwohnerwerten das Phosphor ab 2029 aus recyceln müssen. Betreiber von Anlagen für über 100.000 Einwohnerwerte haben bis 2032 Zeit für die Umsetzung. Bisher wird ein Großteil des Phosphorbedarfs in Deutschland mit Importen gedeckt.

 

© 320° | 30.10.2018

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