Forschung

Für Recycling-Baustoffe könnte es in Zukunft neue Einsatzgebiete geben. Wissenschaftler haben in Untersuchungen vier neue hochwertige Anwendungen identifiziert, in denen Ersatzbaustoffe ohne größere Probleme verwendet werden können.

Neue Anwendungsbereiche für RC-Baustoffe


Bislang kommen Recycling-Baustoffe hauptsächlich in einer Hand voll Anwendungen zum Einsatz: im Straßen und Wegebau, in Lärm- und Sichtschutzwällen, im Deponiebau, im Tiefbau und als Frostschutzschicht. Aber es sind noch weitere Einsatzgebiete denkbar. Forscher des Zentrums Geotechnik an der TU München haben vier Musterbeispiele geschaffen.

„Unser Ansatz war die Schaffung positiver Präzedenzfälle“, erläuterte Dirk Heyer, akademischer Direktor und Betriebsleiter am Zentrum Geotechnik, beim bvse-Mineraliktag Anfang Februar in Berchtesgaden. „Durch Aufzeigen ihrer Eignung wollen wir weitere hochwertige Anwendungen für RC-Baustoffe eröffnen.“

Beispielsweise hätten bisherige Untersuchungen gezeigt, dass sich RC-Baustoffe gut als Dammschüttmaterial im Erdbau oder Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau eignen würden. Ein Untersuchungsschwerpunkt hat hierbei auf dem Verdichtungsverhalten und der großtechnischen Verdichtbarkeit von RC-Baustoffen gelegen. Das Resultat: „Eine bautechnische Eignung und ein anforderungsgerechter Einbau ist bei ausreichender Verdichtung der Baustoffe gegeben.“ Darüber hinaus seien existierende Prüfverfahren bei Beachtung stoffspezifischer Eigenschaften weitgehend anwendbar.

RC-Materialien eignen sich für Bankette und zur Bodenverbesserung

Aber auch standfeste Straßenrandstreifen lassen sich aus RC-Material herstellen. Die Forscher um Heyer haben das in diversen Labor- und Feldversuchen nachgewiesen. Zur anforderungsgerechten Herstellung des Baustoffs bedarf es dabei noch nicht einmal einer speziellen Aufbereitung. „Das ist mittels konventioneller Aufbereitungstechnik möglich“, wie Heyer in seinem Vortrag sagte. „Weitere Untersuchungen zur Langzeitbeständigkeit sind bereits in Arbeit.“

RC-Baustoffe können aber auch zur Bodenverbesserung von weichen Böden dienen. Aufgrund ihres natürlichen Wassergehalts sind fein- und gemischtkörnige Böden oft problematisch. Hier treten Probleme beispielsweise beim Einbau oder der Verdichtung zu Tage.

All diese Probleme könnte der Einsatz von RC-Baustoffen lösen. „Dabei findet keine Bodenstabilisierung mittels Bindemitteln statt“, so Heyer. „Stattdessen erfolgt eine Wassergehaltsreduktion durch Zugabe von RC-Mix 0/4.“

RC-Mix als Zuschlagstoff für Flüssigböden

Ein viertes mögliches Anwendungsgebiet könnten die sogenannten Flüssigböden sein. „Ein RC-Mix kann hier als Zuschlagstoff für diese zeitweise fließfähigen selbstverdichtenden Verfüllbaustoffe (ZFSV) genutzt werden“, sagte Heyer. Diese Verfüllmaterialien werden bevorzugt im Leitungstiefbau genutzt. Selbstverdichtende Verfüllbaustoffe könnten aber auch in Hinterfüllungen, als Dichtungsschicht oder für Hohlraumverfüllungen eingesetzt werden.

„Im Labor haben wir folgende Zuschlagstoffe untersucht: RC-Mix 0/8 mm, RC-B 0/8 mm, natürlicher Brechsand 0/2 mm“, berichtete Heyer. „Die Volumenstabilität ist bei allen untersuchten Zuschlagstoffen unproblematisch.“ Zudem hätten die Rezepturen für ZFSV aus RC-Materialien und natürlichen Körnungen so angepasst werden können, dass die Anforderungen an die Fließfähigkeit bei allen Zuschlagstoffen hätten erfüllt werden können.

In den Laborversuchen habe sich also gezeigt, dass RC-Materialien zur Herstellung von ZFSV prinzipiell geeignet sind. Nur seien teilweise Anpassungen der Rezeptur notwendig. Damit diese Mixturen auch tatsächlich als Liefermaterial verwendet werden können, seien erst noch eine Standardisierung und Zertifizierung erforderlich.

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