Starterbatterien

Schneller, günstiger und energiesparender: So sollen künftig Blei-Säure-Starterbatterien hergestellt werden. Ein Unternehmen hat dafür ein neues Fabrikkonzept entwickelt. Die erste Fabrik soll 2019 in Betrieb gehen.

Neue Batteriefabrik kombiniert Herstellung und Recycling


Der Schweizer Entwickler und Vermarkter von Starterbatterien iQ Power Licensing will die Herstellung von Blei-Säure-Autobatterien umkrempeln. Wie das Unternehmen mit Sitz in Zug mitteilt, wurde dafür mit deutschen Batteriewissenschaftlern und Fertigungsspezialisten die Batterieproduktion neu konzipiert. Mit der Fabrik soll es möglich sein, leistungsfähigere Batterien schneller und günstiger herzustellen.

Das Konzept, welches vergangene Woche auf der Advanced Automotive Battery Conference in Mainz vorgestellt wurde, soll die Herstellung und das Recycling von Starterbatterien unter einem Dach zusammenführen. Den Verantwortlichen zufolge sei dadurch ein direkter Materialfluss von den Raffinerie-Schmelzkesseln zu den Gittergießmaschinen und Oxidmühlen möglich. Dies spare im Vergleich zu herkömmlichen Produktionsmethoden Lager-, Handling- und Frachtkosten. Bislang werden zunächst Bleibarren hergestellt, dann weitertransportiert und wieder eingeschmolzen.

Darüber hinaus sei die neue Fabrik komplett rechnergesteuert und nutze die Automatisierungstechniken und intelligente Maschinenkommunikation der Industrie 4.0, heißt es. In der Folge werde für den Betrieb der Fabrikanlage nur noch die Hälfte an Personal benötigt. Weitere Vorteile sehen die Entwickler in zwei speziell entwickelten Anlagen und Prozessen. Diese sollen das sogenannte Curing (Reifung der Batterie: dabei wird Restblei zu Bleioxyd umgewandelt) und die sogenannte Formation (erste Lade- und Entladevorgänge der Batteriezelle) verkürzen.

Drastische Verkürzung der Produktionszeit

Unterm Strich sollen sich mit dem neuen Konzept die Produktionszeit von 72 auf unter 24 Stunden senken und die Zuverlässigkeit der Batterien deutlich verbessern. Zudem führten die kürzeren Zeiten für Curing und Formation insgesamt zu einer Energieeinsparung von 25 Prozent und mehr.

Hinzu kommt, dass die eigens entwickelte LEIT-Magnettechnologie die Zyklenfestigkeit von Starterbatterien gegenüber normalen Starterbatterien um das Vierfache erhöht – bei mehr als 10 Prozent geringeren Kosten. Laut iQ Power Licensing sei die Zyklenfestigkeit vor allem für Kunden in warmen Regionen der Welt wie Asien, Afrika und den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens ein Kaufkriterium.


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Stark wachsender Markt

Aktuell befindet sich das Konzept für die neue Batteriefabrik in der Endphase der Genehmigung, so das Unternehmen. Die Inbetriebnahme der ersten Fabrik ist für 2019 geplant.

Die Schweizer Firma könnte mit ihrem Konzept zur rechten Zeit kommen. Wie die Verantwortlichen betonen, besteht in den kommenden Jahren weltweit Bedarf sowohl für neue Batteriefabriken als auch für neue Technologie, um bestehende Anlagen zu modernisieren. Um das zu unterstreichen, zitieren sie Zahlen, die Branchenexperten auf der Mainzer Konferenz präsentiert haben.

Demnach wird in den kommenden Jahren der Markt an Blei-Säure-Batterien um rund 40 Prozent wachsen – und das trotz des vorhergesagten starken Wachstums von Elektrofahrzeugen. Der Markt soll von rund 350 Millionen Einheiten 2017 auf rund 500 Millionen Einheiten in 2025 zulegen. Treiber des gesamten Marktes seien dabei überwiegend Schwellenländer sowie die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens.

Wie es weiter heißt, soll insbesondere der Bedarf an neuen EFB-Batterien steigen. Hier prognostizierten die Experten ein Wachstum von über 500 Prozent. EFB steht für „enhanced flooded battery“. Dabei handelt es sich um eine verstärkte konventionelle Blei-Säure-Batterie. Aber auch der Bedarf an konventionellen Blei-Säure-Batterien soll weiterhin deutlich zulegen. Das Wachstum komme dabei eher aus den warmen Regionen der Welt.

 

© 320°/bs | 05.02.2018

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