Forschungsprojekt

Wie können Textilabfälle aus einem Natur-Kunstfaser-Mix am besten recycelt werden? Das will eine Gruppe aus österreichischen Universitäten und Unternehmen herausfinden. Das Ziel ist eine Methode, um Arbeitskleidung, ausrangierte Handtücher und gebrauchte technische Vliese möglichst vollständig zu verwerten.

Neue Produkte aus gemischten Textilabfällen


Die Textilbranche produziert mehr und mehr Stoffgemische, die aus unterschiedlichen Natur- und Kunstfasern bestehen. Um diese Abfälle nicht mehr in die Verbrennung geben zu müssen, sucht das österreichische Textilnetzwerk PlasTexTron aktuell nach einer stofflichen Verwertungslösung.

Das Ziel ist es, für Abfälle aus einem Polyester-Baumwoll-Mix qualitätsgesicherte, stoffliche Aufbereitungsmethoden und Prozesse zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei Arbeitskleidung, Handtücher und technische Vliese, die nach einem neu entwickelten Verfahren verwertet werden sollen:

  • Die anfallenden Materialien werden dafür zunächst charakterisiert und in Qualitätsklassen sortiert. Daran anschließend folgt die mechanische Aufbereitung.
  • Mit einem neuen Prozess, der an der Technischen Universität in Wien entwickelt wurde, werden die Materialien daraufhin enzymatisch behandelt.
  • Danach werden die entstandenen Rohstoffe bei der Montanuniversität Leoben auf ihre Eigenschaften kontrolliert.
  • Zu guter Letzt sollen sie zu neuen Fasern oder Spritzgussteilen verarbeitet werden. In drei Fallstudien soll gezeigt werden, dass aus den getrennten Materialabfällen neue 1A-Fasern beziehungsweise neue 1A-Bauteile erzeugt werden können.

Das Forschungsprojekt läuft unter dem Titel ‚TEX2MAT‘ und umfasst seit November 2017 drei Universitäten und acht Unternehmen. Mit dabei ist auch der österreichische Maschinenbauer Starlinger. Geleitet wird das Projekt vom Kunststoff-Cluster der Wirtschaftsagentur ecoplus.

Das Projekt befindet sich mitten in der Umsetzung. Derzeit werden bei Starlinger in Weissenbach Polyester-Baumwoll-Gemische aus der Produktion von Handtüchern sowie ausrangierte Bettwäsche und Arbeitskleidung zerkleinert. Die so aufgeschlossenen Materialien werden wie beschrieben an der TU Wien enzymatisch aufbereitet.

Darüber hinaus kümmert sich Starlinger um die Zerkleinerung technischer Vliese aus Polyamiden. Diese werden zu Regranulat verarbeitet und anschließend beim Unternehmen Thermoplastkreislauf GmbH compoundiert. Falls erforderlich wird das Regranulat dort mit weiteren Zusatzstoffen, zum Beispiel Glasfasern, Additiven und/oder Farbstoffen versehen. Das Material geht dann zu den Unternehmen Multiplast Kunststoffverarbeitung und Fildan, die daraus hochtechnische Kunststoffteile fertigen, etwa Komponenten für Feuerlöscher oder BH-Verschlüsse.

Das Projekt ‚TEX2MAT‘ läuft noch bis Ende Oktober 2019. Erste Ergebnisse werden voraussichtlich auf der Fachmesse K 2019 vorgestellt, die vom 16. bis 23 Oktober in Düsseldorf stattfindet.

 

© 320°/bs | 21.08.2018

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