Diesel-Pkw

Neu gegen alt: Fast alle Autohersteller bieten inzwischen Preisnachlässe beim Kauf von neuen Dieselfahrzeugen an – im Tausch gegen das alte Auto. Ob die Verbraucher anbeißen werden, ist fraglich. Womöglich warten sie noch ab.

Neue Rabattwelle für Dieselfahrzeuge: Profitiert die Schrottwirtschaft?


Umtauschen statt Nachrüsten: Im Kampf gegen das drohende Diesel-Fahrverbot wollen die meisten Autohersteller weiterhin die alten Fahrzeuge lieber ganz aus dem Verkehr ziehen, als die Motoren umzurüsten. Entsprechend lockt der deutsche Automarkt seit Anfang November wieder mit hohen Rabatten auf neue Diesel – im Tausch gegen das alte Dieselfahrzeug.

So bietet beispielsweise VW modellabhängige Nachlässe zwischen 1.500 und 8.000 Euro. Das Angebot gilt im Tausch gegen Euro-1- bis Euro-4-Dieselfahrzeug, ganz gleich von welchem Hersteller. Die eingezogenen Diesel-Pkw will VW verschrotten lassen.

Andere Autohersteller locken mit ähnlichen Angeboten. Audi bietet einen Preisnachlass zwischen 3.000 und 10.000 Euro. Bei Daimler bewegen sich die Rabatte in den 14 besonders stickoxidbelasteten Regionen zwischen 3.000 und 10.000 Euro je nach Modell. BMW will in den 14 besonders stickoxidbelasteten Regionen Dieselfahrern bis zu 6.000 Euro Rabatt beim Kauf eines Neuwagens gewähren, wenn sie einen Diesel bis Euro 5 damit ersetzen. Eine Übersicht zu den diversen Prämien hat der Automobi05lclub ADAC auf seiner Homepage zusammengestellt.

Kein Ansturm auf Neuwagen

Ob die aktuellen Rabattaktionen tatsächlich zu mehr Neukäufen und Verschrottungen führen, wird derzeit eher bezweifelt. Einen Ansturm auf die Neuwagen gab es bislang nicht. „Es gibt im Neuwagenbereich einen klitzekleinen positiven Effekt“, sagt beispielsweise Christian Laumann, Vertriebsleiter Neuwagen bei der Schwabengarage in Stuttgart. „Die meisten warten auf Nachrüstungen.“

Auch Siegfried Kohl, Vorsitzender der Fachgruppe Autorückmontage im Stahlrecyclingverband BDSV, gibt sich zurückhaltend. „Bisher ist meines Wissens noch kein altes Dieselfahrzeug aus der neuen Aktion auf den Höfen angekommen“, sagt der Experte. „Es gibt aber erste Rückmeldungen, dass die Autohäuser sich nach Verwertungsmöglichkeiten erkundigen.“ Insofern bleibe abzuwarten, was die neuerlichen Rabatte bringen werden.

Verschrottung ist nicht immer sinnvoll

Grundsätzlich müssen bei den Rabattaktionen nicht alle abgegebenen Fahrzeuge auch verschrottet werden – die Autos können je nach Motor auch von den Händlern weiterverkauft werden. Für Stefan Bratzel, Gründer des Center of Automotive Management an der Fachhochschule in Bergisch Gladbach, ist das aber selten eine Option: „Angesichts der sich im Sturzflug befindenden Nachfrage könnte sich das als schwierig erweisen.“

Gleichwohl sei die Verschrottung nicht immer sinnvoll. „Das kommt auf das Alter der Autos an“, sagt Bratzel. „Die letzten Euro-4-Dieselfahrzeuge wurden im Jahr 2009 zugelassen. Da ist eine Verschrottung aus ökologischer Sicht zumindest bedenklich. Bei neueren Fahrzeugen mit der Euro-5-Norm ergibt sie gar keinen Sinn.“

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) lehnt die Rabatte der Autobauer ab. Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer, kritisiert ein „irres Verständnis von Langlebigkeit“. Resch spricht angesichts der geplanten Rabatte von „Einwegautos“, die nur noch für die Geltungsdauer einer Abgasnorm hielten. Im Falle einer beschädigten Bremse wäre völlig klar, dass nur repariert würde, sagt er. Anders im Fall Diesel: „Hier soll ein neues Auto gekauft werden.“

Auch die Linken-Chefin Katja Kipping kritisiert die Rabattprogramme: So würden „wieder neue Dreckschleudern auf die Straße gebracht“, weil ein gutes Angebot umweltfreundlicher Antriebe fehle.

Erste Umtauschwelle hatte Erfolg

Neu ist die Umtauschidee von altem gegen neuen Diesel bekanntlich nicht: Auf dem Diesel-Gipfel im August 2017 wurde damals die Umweltprämie beschlossen. Nach Angaben der Automobilhersteller haben rund 240.000 Kunden innerhalb eines Jahres die Prämie in Anspruch genommen.

Wie viele der alten Diesel-Pkw damals am Ende bei Autoverwertern in Deutschland angekommen sind, lässt sich nicht eindeutig beziffern. In jedem Fall aber hätten die Verwerter eine „deutliche Erhöhung des Zulaufs“ registriert, erklärte Siegfried Kohl, Vorsitzender der Fachgruppe Autorückmontage im Stahlrecyclingverband BDSV Ende Juli. Die Umweltprämie hatte sich somit positiv für die Altautoverwerter ausgewirkt.

 

© 320° | 06.11.2018

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