Altholz-Recycling

Mit Hilfe eines chemischen Prozesses soll es möglich sein, kontaminiertes Altholz aus Bau und Abbruch in Brennstoffe, Werkstoffe und Chemikalien umzuwandeln. Dieser Prozess lasse sich auf alle Holzarten anwenden, heißt es. Hinzu kommt: Es soll auch noch preiswert sein.

Neue Recycling-Technologie für kontaminiertes Altholz


Für die Vorbehandlung von lignozellulosehaltiger Biomasse steht eine neue Technologie zur Verfügung. Egal ob es sich um land- und forstwirtschaftliche Reststoffe, um Energiepflanzen oder um kontaminiertes Altholz aus Bau und Abbruch handelt – der Bioflex-Prozess kann mit allem fertig werden.

Das zumindest behauptet die Schweizer Unternehmerin Florence Gschwend. Sie hat den Prozess im Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelt. Mit ihrem Unternehmen Chrysalix Technologies will sie diese Technologie nun weiterentwickeln.

Im Kern steht dabei ein chemischer Prozess auf der Basis von flüssigen Salzen. Eine rezyklierbare ionische Flüssigkeit separiert die verschiedenen Bestandteile der Biomasse, zum Beispiel Zellulose und Lignin. Organische Verunreinigungen wie Farbe oder Holzschutzmittel aber auch Schwermetalle im Abfallholz könnten ebenfalls separiert werden. So könne man auch Abbruchmaterial als billigen Ausgangsstoff für die Gewinnung von Bioethanol oder Bioplastik einsetzen.

Preisgünstiger One-size-fits-it-all-Prozess

Ionische Flüssigkeiten sind teilweise recht teuer. Das Spin-out-Unternehmen des Imperial College London hat aber speziell für den Bioflex-Prozess eine ionische Flüssigkeit entwickelt, die sehr günstig sein soll. Somit werden ionische Flüssigkeiten verwendet, die sich leicht aus Basischemikalien synthetisieren lassen. Diese seien thermisch stabil und würden nicht mehr als herkömmliche organische Lösemittel kosten.

Weitere Vorteile der ionischen Flüssigkeit: Anders als Tafelsalz schmelzen sie bei Temperaturen von unter 100 °C, einige Flüssigkeiten bereits bei Raumtemperatur. Da sie einen nur niedrigen Dampfdruck haben, entweichen sie nicht in die Atmosphäre. Beim Bioflex-Prozess entstehen daher keine gefährlichen Emissionen, wie die Mitgründerin und Betriebsleiterin von Chrysalix Technologies Gschwend betont.

Der Bioflex-Prozess ist den Angaben zufolge ein „One size fits it all“-Prozess. Das bedeutet, dass die diversen Biomassen unter identischen Prozessbedingungen verarbeitet werden können. Der Prozess laufe nahezu bei Umgebungsdruck und Temperaturen von unter 200 °C ab. Zudem weise er eine hohe Entfernungsrate für Lignin und Hemizellulose auf.

Endprodukte lassen sich unter anderem zu Bioplastik weiterverarbeiten

Die Endprodukte bestehen hauptsächlich aus Zellulose und Lignin. Aus der Zellulose könnten anschließend kostengünstige Biokunststoffe oder Biokraftstoffe gewonnen werden. Aus dem Lignin könnten Biomaterialien oder -Chemikalien hergestellt werden.

Die Schweizer Unternehmerin Gschwend ist für ihren Altholz-Recyclingprozess mit dem diesjährigen „EIT Change Award“ ausgezeichnet worden. Der vom Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT) verliehene Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Damit soll der Prozess weiterentwickelt werden. Gschwend hat auch schon ein größeres Ziel vor Augen. „In zehn Jahren möchte ich jedes Jahr eine Million Tonnen Altholz umwandeln“, wie sie bei der Preisverleihung sagte.

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