Forschungsvorhaben

Aus alten PET-Flaschen entstehen meist neue. Das ist gut, aber möglicherweise geht es auch besser. Aus PET-Abfällen könnten nämlich auch glasfaserverstärkte PET-Bauteile hergestellt werden, meinen Experten. Sie testen nun das Verfahren.

Neue Verwertungsansätze für PET-Abfälle


In der Regel werden alte PET-Flaschen zu neuen Flaschen oder Textilien aufbereitet. Doch PET-Abfälle haben das Potenzial für noch höherwertigere Anwendungen, meinen Experten. Sie glauben, dass daraus auch glasfaserverstärkte PET-Bauteile entstehen könnten.

Den Beweis dafür wollen sie mit dem neu gestarteten Forschungsvorhaben „UpcyclePET“ antreten. Hinter dem Projekt stehen die Partner Easicomp GmbH, Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF sowie das Öko-Institut.

„Wir wollen gebrauchtes PET nicht nur einfach als Getränkeflaschen recyceln, sondern zur Herstellung hochwertiger und langlebiger Produkte einsetzen“, sagt Tapio Harmia, Geschäftsführer der Firma Easicomp. Und Volker Strubel, Verbundkoordinator des Projekts, ergänzt: „Mit diesem Upcycling stellen wir aus Recycling-PET neue glasfaserverstärkte Leichtbau-Teile her und reduzieren so den Einsatz von Polyamiden zur Produktion von Automobilbauteilen wie Motorlager oder Montageträger.“

Kostengünstige Produktion

Im Projekt UpcyclePET nutzen die Partner Kompetenzen aus der Material- und Prozessentwicklung, um einen integrierten Fertigungsprozess zur Herstellung glasfaserverstärkter PET-Bauteile zu entwickeln. Dabei kommt ein Strangziehverfahren (Pultrusionsprozess) zum Einsatz, mit dem der PET-Kunststoff mit Langglasfasern verstärkt und dadurch technisch aufgewertet wird. Dieser Ansatz kombiniert die mechanischen Vorteile der besonders stabilen Langglasfasern mit den vorteilhaften Eigenschaften von PET. Dazu gehören etwa die geringe Quellfähigkeit und gute Dimensionsstabilität.

„Das Besondere dieses Ansatzes besteht darin, zwei in der heutigen Praxis entkoppelt laufende Prozessschritte zu kombinieren und die Eigenschaften des eingesetzten Recycling-PET durch Additivierung und Modifikation gezielt maßzuschneidern“, erläutert Frank Schönberger vom Fraunhofer LBF.

Weil alle erforderlichen Prozessschritte in nur einer Anlage erfolgen, sei die Produktion besonders kostengünstig, betonen die Projektpartner. Am Beispiel eines Leichtbauteils aus der Automobilindustrie wollen sie die Potenziale für den technischen Ersatz des Materials bewerten und mögliche ökologische wie ökonomische Vorteile aufzeigen.

„Wir erwarten vom UpcyclePET-Projekt einen Innovationsschub für ein hochwertiges Recycling von Kunststoffabfällen in Deutschland“, zeigt sich Andreas R. Köhler vom Öko-Institut zuversichtlich. „Das Upcycling von PET-Abfällen birgt das Potenzial für deutliche Umweltvorteile, weil langlebige Produkte entstehen und Kunststoffarten mit wesentlich höherem Treibhausgaspotenzial ersetzt werden können.“

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