Plastikabfall zu Kraftstoff

Plastikmüll aus dem Meer sammeln, sortieren und in Öl umwandeln. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Eine Umweltorganisation will es aber geschafft haben – mit Hilfe eines patentierten Pyrolyseverfahrens.

Neuer Anlauf mit Wastx-Technologie


Der Münchner Verein One Earth – One Ocean (OEOO) propagiert seit sechs Jahren das Konzept ‚Maritime Müllabfuhr‘. Spezielle Schiffe sammeln dabei Plastikteile aus dem Meer. Um das Material zu nutzen, könnte es künftig verölt werden, schlägt der Gründer Günther Bonin vor. Ein erster Test soll nun erfolgreich gewesen sein.

Wie Bonin erläutert, wurde aus Nord- und Ostsee gesammeltes Material an Land gebracht, dort geshreddert und dann dem Dresdner Unternehmen Biofabrik zur Verfügung gestellt. Hinter Biofabrik steckt Oliver Riedel, der nach eigenen Angaben 1999 mit Lebensmittel.de den ersten deutschen Online-Supermarkt gegründet hat. Ab 2009 habe er begonnen, in Biofabrik „Enthusiasten aus Engineering, IT, Biologie und anderen Wissenschaften um sich zu sammeln“.

750 Kilogramm Plastikmüll pro Tag

Für die Verölung kommt eine so genannte Kompaktraffinerie namens Wastx Zero zum Einsatz. Die Anlage besteht den Angaben zufolge aus einem patentierten kontinuierlichen Pyrolysereaktor mit Mehrzonen-Heizsystem, einer automatischen Separation, dynamischen Gasreinigung sowie mehrstufigen Kondensation. Damit soll es möglich sein, bis zu 750 Kilogramm Plastikmüll – am besten HDPE, LDPE, PP und PE – pro Tag zu verarbeiten. Aus einem Kilogramm Plastik könne ein Liter Kraftstoff gewonnen werden.

„Auf der einen Seite haben die meisten Länder riesige Müllberge, auf der anderen keine stabile, preiswerte und nachhaltige Energieversorgung. Die Kompaktraffinerie löst praktisch beide Probleme gleichzeitig“, sagt Oliver Riedel. Die Wastx-Technologie liefere Energie für bis zu 1.000 Menschen – jeden Tag und aus ihrem eigenen Plastikmüll.

OEOO-Gründer Günther Bonin will die Technologie in den kommenden Jahren aufs Meer bringen. Er plant Frachtschiffe umzubauen, die als Station für gesammelten Müll dienen. An Bord könnte das Material erst sortiert und anschließend zu Kraftstoff verölt werden. Dieser könnte an Anrainerstaaten verkauft oder von dort gezapft werden, wie bei einer Art mobiler Tankstellen auf hoher See.

Bis dato hat Bonin allerdings nur ein Boot namens ‚Seehamster‘ für Binnengewässer realisiert. Darüber hinaus ist ein umgebauter Katamaran namens ‚Seekuh‘ im Einsatz. Dieser kann pro Fahrt etwa zwei Tonnen Müll sammeln.

 

© 320°/bs | 19.06.2018

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