Technische Textilien

In Sachsen ist ein Zentrum für textilen Leichtbau offiziell eröffnet worden. Eines der wichtigsten Forschungsthemen ist die Aufarbeitung von Carbonfaser-Abfällen. Erste wissenschaftliche Projektarbeiten laufen bereits.

Neues Kompetenzzentrum für Carbon-Abfälle


Carbonfasern sind das Traummaterial für Konstrukteure – aber ein Alptraum für Entsorger. Mit dem neuen „Zentrum für Textilen Leichtbau“ stellt sich nun das Sächsische Textilforschungsinstitut (STFI) der wachsenden Herausforderung des Carbon-Recyclings. Am vergangenen Mittwoch (3. Mai) hat das STFI seinen vier Millionen Euro teuren Neubau in Chemnitz offiziell eingeweiht.

Technisch betriebsbereit ist das Zentrum bereits seit Oktober 2016, wie die gemeinnützige Forschungseinrichtung mitteilt. In der 1.500 Quadratmeter großen Technikums-Halle laufen auch bereits wissenschaftliche Projektarbeiten sowie Versuche, die im Auftrag von Industriekunden ausgeführt werden.

Bei den Forschungsarbeiten stehen drei Themen im Mittelpunkt: die Aufbereitung von Carbonfaser-Abfällen, die Herstellung textiler Halbzeuge aus Hochleistungsfasern sowie die Erzeugung von Faserkunststoffverbunden. Die trockenen Carbonfaser-Abfälle aus Produktion und Pyrolyse werden dabei im semi-industriellen Maßstab in mehreren Schritten zu Vliesstoffen verarbeitet. Zunächst werden die Carbonfaser-Abfälle laut STFI durch modifizierte Schneid- und Reißprozesse aufgearbeitet. Danach würden die rezyklierten Carbonfasern zu Vliesstoffen verarbeitet – sowohl pur als auch in Mischungen.

Im dritten Schritt erfolgt die mechanische Verfestigung. Das geschieht unter anderem mittels einer vom STFI entwickelten Vlies-Nähwirktechnik sowie durch thermische Verfestigung. Schließlich erfolgt die Bandbildung aus 100 Prozent Carbonfasern oder aus Mischungen mit anderen Faserstoffen.

Integriertes Prüflabor komplettiert das Kompetenzzentrum

Komplettiert wird das „Zentrum für Textilen Leichtbau“ laut STFI durch ein integriertes Prüflabor. Dieses sei auf die speziellen Belange der textilen Leichtbaustrukturen sowie der daraus hergestellten Verbunde und faserverstärkten Kunststoffe ausgelegt. So könnten textil-physikalische Prüfungen, wie Faserlängenverteilung, Kraft-Dehnungs-Verhalten, Dicke und Flächenmasse an den Spezialfasern, Flächengebilden und Composites direkt vor Ort durchgeführt werden.

Neulinge auf dem Gebiet des Carbon-Recyclings sind die Wissenschaftler vom STFI nicht. Ihr Forschungsweg begann bereits vor zwölf Jahren mit dem Aufbau von Technika für Carbonfaser-Vliesstoffe und Faserverbundstoffe sowie eines Prüflabors für Leichtbaustrukturen.

Gegründet wurde das Institut vor 25 Jahren und hat sich zu einem der führenden Textilforschungseinrichtungen in Deutschland entwickelt. Neben textilem Leichtbau und Textilrecycling gehören technische Textilien und Vliesstoffe zu den Schwerpunkten seiner Tätigkeit. Das STFI hat 2016 einen Umsatz von 15 Millionen Euro erwirtschaftet.

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