Marktbericht für Nickel und Edelstahl

Nickel entwickelt sich derzeit robuster als andere Metalle. Auch mittel- und langfristig sind die Aussichten gut: Der neue Präsident Indonesiens plant keine Änderung am Ausfuhrverbot für Nickel.

Nickel ist fundamental gut unterstützt


Von Roland Mauss, Oryx Stainless

Das gegenwärtige Marktumfeld, nicht nur bei Nickel, ist geprägt von einer zunehmenden Risikoaversion. Sich verschärfende geopolitische und sonstige Krisen sowie die unklaren Aussichten über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft senken die Wachstumserwartungen. Die Konflikte und Sanktionen um die Ukraine und Russland ebenso wie die kriegerischen Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen und nicht zuletzt auch die erneute militärische Intervention der USA im Irak drücken auf die Stimmung der Investoren und Unternehmer. Von sommerlicher Ruhe ist daher keine Spur.

Die Entwicklung des Deutschen Aktienindex DAX spricht hier eine deutliche Sprache. Im Juni noch auf Höchstständen über 10.000 Indexpunkten unterwegs, handelte er zwischenzeitlich bei einem Tief von 8.903 Punkten und damit bald 11,5 Prozent niedriger als beim Hoch. Inzwischen, dank einer leichten Entspannung an den Krisenherden, konnte wieder ein Zählerstand von knapp über 9.200 Punkten erreicht werden. Auch diese Entwicklung ist letztlich ein Spiegel der größeren Nervosität der Anleger und eher weniger auf umfangreiche Gewinnmitnahmen vor den europäischen Sommerferien zurückzuführen.

Diese Einschätzung der Investoren bestätigt auch die erhebliche Verschlechterung des ZEW-Konjunkturindex, der quasi durch die gleiche Brille schaut. Denn das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW befragt ausschließlich Finanzmarktexperten und keine „echten“ Unternehmer. Auch der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland im 2. Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal könnte in das Bild passen, doch war das 1. Quartal außerordentlich stark, was schon daran zu ersehen ist, dass das 2. Quartal gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent zugelegt hat.

Gut unterstützt bei 18.500,00/mt

Das Legierungsmetall Nickel zeigt sich in diesem von allgemeinen Entwicklungen getragenen Umfeld äußerst robust. Demgegenüber sind andere Metalle mit größerem Investoreneinfluss wie beispielsweise Kupfer stärker unter die Räder gekommen. Kupfer notiert auf einem 7-Wochen-Tief, während Nickel bei Notierungen um USD 18.500,00/mt nach wie vor gut unterstützt ist. Das liegt auch an der zunehmenden Gewissheit, dass es an dem Exportverbot für unraffinierte Nickelerze in Indonesien keine wesentlichen Anpassungen geben wird.

Nach der Bestätigung des Wahlsiegs von Joko Widodo, kurz „Jokowi“, als neuem Präsidenten von Indonesien waren diesbezüglich kurzzeitig Zweifel aufgekommen. Vielleicht wurden auch zielgerichtet unqualifizierte Gerüchte gestreut. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters hat nun der Wirtschaftsminister Chairul Tanjung ausdrücklich mit Bezug auf Nickel festgestellt, dass es keine Änderungen an dem Ausfuhrverbot geben wird. Insbesondere gäbe es einen erheblichen Unterschied zwischen Nickel und Kupfer, was die Wertschöpfung angehe. Diese sei bei der Nickelraffination um ein Vielfaches höher, weshalb es zuletzt bei Kupferkonzentraten gewisse Erleichterungen gegeben hätte, bei Nickel allerdings weiter an dem Exportverbot festgehalten werde.

Auch die Tatsache, dass es sich bei der Grundlage der Ausfuhrrestriktion um ein parlamentarisch verabschiedetes Gesetz aus 2009 handeln würde, würde es nahezu unmöglich machen, darüber einfach hinwegzugehen. Bei einem entsprechenden Verstoß durch den Präsidenten oder die Regierung könnte das Parlament entsprechende Amtsenthebungsverfahren anstrengen. Die Änderung der Parlamentszusammensetzung bei der Wahl im April dieses Jahres hatte augenscheinlich zu keiner grundsätzlichen Meinungsänderung des Gesetzgebers geführt. General Sukhyar, Indonesiens leitender Verwaltungsdirektor für die Mineralien- und Kohlenförderung, der auch unter der neuen Präsidentschaft auf seinem Posten bleiben wird, sagte, dass die Unternehmen eine fünfjährige Vorlaufzeit gehabt hätten, sich auf die Situation einzustellen. Die Tatsache, dass sich aktuell 102 Nickelraffinationsprojekte in verschiedenen Entwicklungsstufen befinden würden, sei vielversprechend.

Interessanterweise merkte er auch an, dass die Regierung permanent den Einfluss der Ausfuhrbeschränkungen auf die Rohstoffpreise verfolgen würde und eine Regierungsstudie überdies ermittelt hätte, dass ein Nickelkurs von USD 18.000,00/mt ideal für die Industrie sei. Was immer das heißt und wer immer hier definiert hat, was für die Industrie ideal ist, es hält doch zumindest ein Hintertürchen für die indonesische Exekutive auf. Bei einem drastischen Überschießen der Preise könnte mit einer gewissen ökonomischen „Rechtfertigung“ durch eine Lockerung des Exportverbots Preispflege betrieben werden. Damit würde dann auch die indonesische Wirtschaft an den Preissteigerungen für Nickel partizipieren können, was aktuell nicht der Fall ist.

Fundamental ist dennoch kurz-, mittel- und langfristig weiter eine sehr gute Unterstützung für Nickel zu sehen, denn Aufweichungen wird es nur bei gleichzeitiger Erhebung von wesentlichen Ausfuhrzöllen geben. So wird es auch keine Änderung an dem grundsätzlichen Paradigmenwechsel hinsichtlich der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit von Nickel Pig Iron (NPI) gegenüber Edelstahlschrott und anderen Nickelträgern geben, da die Einstandspreise für die zur NPI-Produktion benötigten Erze nun dauerhaft erhöht sein werden. Andererseits darf für die weitere Nickelpreisentwicklung nicht außer Acht gelassen werden, dass es auch entscheidend davon abhängt, wie die in den Rohstoffmärkten aktiven Finanzinvestoren die Situation einschätzen und agieren. Auch bei kollektiven Fehleinschätzungen werden sich die Kurse natürlich (und möglicherweise anders als fundamental gerechtfertigt) bewegen.

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