Kreislaufwirtschaft

EU-Kommissions-Vize Frans Timmermans sieht Europas Kreislaufwirtschaft auf gutem Weg. Zufrieden ist er vor allem mit der jüngst vorgestellten EU-Plastikstrategie. Doch er warnt vor den Folgen, wenn am Ende dann doch alles verbrannt oder deponiert würde.

„Niemals zuvor gab es einen so starken Konsens“


Die EU habe in den vergangenen Jahren sehr gute Fortschritte in der Abfallgesetzgebung gemacht, sagte Frans Timmermans, Vize-Präsident der EU-Kommission, heute bei der Eröffnung der Circular Economy Stakeholder Conference in Brüssel. Er sei sehr stolz auf den Wandel, der in den vergangenen Jahren stattgefunden habe. „Niemals zuvor gab es einen so starken Konsens bezüglich der Tatsache, dass wir unser Wirtschaftsmodell ändern müssen“, betonte er.

Besonders zufrieden zeigte sich Timmermans mit der EU-Plastikstrategie und mit der öffentlichen Resonanz. Die öffentliche Meinung habe sich verändert und die politische Meinung ebenso. „Jeder ist beim Kampf gegen Plastikabfall dabei“, sagte Timmermans. „Sogar die Queen.“

„Verpasste wirtschaftliche Chance“

Die Art und Weise, wie Plastik produziert und entsorgt wird, sei eine Bedrohung für die Gesundheit und gleichzeitig eine verpasste wirtschaftliche Chance, so der Vizepräsident. „Jedes Jahr produzieren europäische Verbraucher 25 Millionen Tonnen Plastikabfall mit sehr niedrigen Recyclingraten. Das bedeutet, dass der Wirtschaft jedes Jahr ungefähr 95 Prozent des wirtschaftlichen Wertes der Plastikverpackung verloren gehen.“

Timmermans hob unter anderem das Ziel hervor, dass gemäß der EU-Plastikstrategie bis zum Jahr 2030 alle Plastikverpackungen wiederverwendbar oder recycelbar sein müssen. Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie liege auf Einwegplastik, das 50 Prozent der Abfälle an europäischen Stränden ausmache. „Die Notwendigkeit, dieses Einwegplastik zu reduzieren, wird immer deutlicher“, so Timmermans. „Wir haben das Ziel, bis Ende Mai einen Rechtsakt zu Einwegplastik vorzuschlagen.“

Prävention und Substitution seien die beiden Schlüsselworte, betonte der Kommissionsvertreter. Inzwischen seien nachhaltige Alternativen zu Plastik in Reichweite. So hätten bereits verschiedene Supermarktketten angekündigt, dass sie plastikfrei werden wollen, wenn es geeignete Alternativen gebe.

Doch Timmermans mahnte auch zur Vorsicht. „Wenn wir unsere Bürger davon überzeugen, kein Plastik zu verwenden und sonstigen Abfall zu trennen, dann würden wir den gesamten Prozess unterminieren, wenn schlussendlich alles wieder in der Verbrennung oder auf der Deponie endet.“ Das wäre keine positive Entwicklung.

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