Zu viele Fremdstoffe

Heute fiel der Startschuss für eine große Informations- und Aufklärungskampagne gegen Plastiktüten in der Biotonne. Beteiligt sind 23 Entsorgungsunternehmen in Norddeutschland. Der Appell richtet sich auch gegen Tüten aus Biokunststoff.

Große Aufklärungs-Kampagne für bessere Biomüll-Qualität


Erstmalig realisieren Abfallwirtschaftsbetriebe aus ganz Norddeutschland gemeinsam eine große Informations- und Aufklärungskampagne, um die konventionellen Plastiktüten und die angeblich „kompostierbaren Plastiktüten“ aus den Biotonnen zu verbannen. Der Startschuss fiel heute (20. April). Beteiligt sind 23 Betriebe aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, wie die Stadtreinigung Hamburg (SRH) mitteilt. Die Kampagne wird seitens der Politik von Robert Habeck, Umweltminister in Schleswig-Holstein und stellv. Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, als Schirmherr unterstützt.

Hintergrund der Kampagne ist die teils unzureichende Qualität des Bioabfalls aufgrund diverser Fremdstoffe wie etwa Plastiktüten. „In kleinste Schnipsel zerfallen, können die Plastiktüten nicht mehr aus dem Bio-Kompost getrennt werden und landen so auf den Äckern“, erklärt die SRH. „Damit ist der Absatz des Qualitätskompostes als natürlicher und umweltfreundlicher Dünger gefährdet, weil Landwirte und Gartenbaubetriebe den mit Plastik verunreinigten Kompost nicht abnehmen. Wenn der Kompost nicht mehr abgenommen wird, ist auch die getrennte Sammlung von Bioabfall in den grünen Biotonnen bedroht.“

Küchenabfälle in Papiertüten sammeln

„Bitte sammeln Sie Ihre Küchenabfälle in den eigens für diesen Zweck entwickelten Papiertüten der Stadtreinigung Hamburg“, appelliert SRH-Geschäftsführer Rüdiger Siechau an die Hamburger Bürger. Für jeden Haushalt in Hamburg mit Biotonne gibt es 30 Stück pro Jahr kostenlos.

„Nur Papiertüten werden bei der Biogaserzeugung und anschließender Kompostierung rückstandsfrei abgebaut“, betont Siechau. „Bitte verwenden Sie keine Tüten aus sogenanntem ‚Bio‘-Plastik. Auch diese angeblich umweltfreundlichen Materialien verunreinigen den Kompost.“

Starke Verschmutzung mit Restmüll

Wie die SRH betont, dürfen auch ‚kompostierbare Plastiktüten‘ aus ‚Bioplastik‘ einen aus Erdöl erzeugten Anteil an Plastik enthalten, der sich zwar langsam zersetzt, aber nicht biologisch abgebaut wird. „Diese Tüten erfüllen die Euro-Norm, wenn sich nach 12 Wochen 90 Prozent der Tüte in Teile zersetzt hat, die kleiner als zwei Millimeter sind“, erläutert die SRH. „Dann gilt, dass nach sechs Monaten 90 Prozent der Tüte biologisch abgebaut sind. Diese Zeiten überschreiten aber deutlich die Produktionszeiten in modernen Biogas- und Kompostierungsanlagen.“

In Hamburg schwankt der Anteil der Störstoffe im Bioabfall der grünen Biotonnen stark und beträgt im Jahresmittel 1,85 Gewichtsprozent. Oft sei der Bioabfall so stark mit Restmüll (Konservendosen, Plastiktüten, Glasverpackungen oder Lebensmittelverpackungen) verunreinigt, dass der Bioabfall nur noch Restmüll in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden könne, so die SRH. Auch Gartenscheren, Kartoffelschälmesser und Besteck gelangten häufig unbeabsichtigt in die Biotonne.

 

© 320° | 20.04.2018

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