Neuer Handelsstreit

Die US-Strafzölle ziehen immer weitere Kreise. Seit Montag wird auch Stahl aus der Türkei mit einer erhöhten Abgabe belegt. Der deutsche Stahlschrottmarkt dürfte die Auswirkungen zu spüren bekommen.

Nun auch US-Strafzölle auf türkischen Stahl


Im Streit zwischen Washington und Ankara sind drastisch erhöhte US-Strafzölle in Kraft getreten. Seit 0.01 Uhr am Montag wird Stahl aus der Türkei mit Abgaben in Höhe von 50 Prozent statt bislang 25 Prozent belegt, wie das Weiße Haus zuvor verkündet hatte. US-Präsident Donald Trump hatte die Verdoppelung am Freitag angeordnet.

Auf Twitter hatte Trump zugleich angekündigt, auch die Strafzölle auf Aluminium aus der Türkei auf 20 Prozent zu verdoppeln. Für die neuen Abgaben auf Aluminium wurde noch kein Datum genannt.

Trump hatte in dem Tweet vom Freitag ausdrücklich auf die schlechten Beziehungen zu dem Nato-Partner und auf den Absturz der türkischen Lira verwiesen, den er mit seiner Ankündigung weiter beschleunigte. Am Montag haben der Finanzminister und die Zentralbank Notfallmaßnahmen ergriffen, um die drastisch gefallene Lira zu stützen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft den USA vor, einen „Wirtschaftskrieg“ gegen sein Land zu führen.

Ungewisse Auswirkungen auf deutschen Stahlschrottmarkt

Wie stark der neue Handelsstreit die türkische Stahlwirtschaft treffen wird, bleibt abzuwarten. Nach Angaben des türkischen Handelsministeriums exportierte das Land im vergangenen Jahr Eisen, Stahl und Aluminium im Wert von 1,1 Milliarden Dollar (950 Mio Euro) in die USA – das habe einem Anteil von 0,7 Prozent aller Ausfuhren entsprochen.

Die neuen Sanktionen treffen die Wirtschaft in der Türkei in einer kritischen Phase. Schon seit Monaten verläuft die wirtschaftliche Entwicklung auf niedrigem Niveau. Die schwierigen Bedingungen sorgten unter anderem dafür, dass die Verkäufe von Betonstahl sowohl im In- als auch ins Ausland zurückgingen und damit auch die Stahlschrotteinkäufe reduziert wurden.

Bei der letzten Tagung des Weltrecyclingverbands BIR sagten Experten bereits voraus, dass die Türkei in naher Zukunft weniger Stahlschrott einkaufen wird und somit die Schrottpreise weiter fallen werden. Diese Entwicklung könnte nun durch die US-Strafzölle beschleunigt werden. Da die Türkei der weltweit größte Stahlschrottimporteuer ist, könnten auch die Schrottpreise in Deutschland in Mitleidenschaft geraten.

Im Zentrum des Streits zwischen der Türkei und den USA stehen zwei Geistliche: Washington fordert die Freilassung des US-amerikanischen Pastors Andrew Brunson, der wegen des Verdachts auf Spionage und Terrorvorwürfen in der Türkei unter Hausarrest steht. Ankara wiederum verlangt bisher vergeblich die Auslieferung des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen, den Erdogan für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht.

 

© 320°/dpa | 13.08.2018

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