Kunststoffindustrie

Die künftigen Anforderungen an das Kunststoffrecycling sind hoch. Aber nicht minder schwierig ist die Aufgabe, auch den Absatz der Recyclate sicherzustellen. Viele Kunststoffhersteller sind noch zögerlich, wie eine Umfrage zeigt.

Nur jeder siebte Kunststoffhersteller setzt schon mehr Recyclate ein


Erst vor kurzem hatten 35 internationale Verbände und Unternehmen aus der Recyclingbranche einen Appell an den EU-Gesetzgeber gerichtet, einen Recyclatanteil für neue Kunststoffprodukte zwingend vorzugeben. „Wir glauben, dass ohne eine gesetzliche Minimalvorgabe die Hersteller nicht genug Motivation haben, langfristig Neukunststoffe durch Recyclingkunststoffe zu ersetzen“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung, die unter anderem der europäische Entsorgerverband Fead, der Recyclingkonzern Remondis und die Deutsche Umwelthilfe unterzeichnet haben.

Dahinter verbirgt sich die Sorge, dass Kunststoffrecycler zwar die Recyclingquoten erfüllen können, nicht aber genügend Absatz für die erzeugten Recyclate finden. Ohne die Aussicht auf genügend Absatz wiederum ist die Investition in neue Sortier- und Aufbereitungskapazitäten riskant. Nach Auffassung der Unterzeichner würde bereits ein Pflichtanteil von 30 Prozent ab dem Jahr 2025 ausreichen, um den Markt für Kunststoffrecycling in Europa kräftig anzukurbeln. Das Recycling von bis zu 10 Millionen Tonnen Kunststoffe würde zu Investitionen von 10 Milliarden Euro in Sammlung, Sortierung und Verwertung führen.

In der Tat sind Kunststoffproduzenten in Deutschland vielfach noch zögerlich, wenn es um den vermehrten Einsatz von Recyclaten geht. Nach einer Umfrage der Branchendienstes „KI – Kunststoff Information“ setzen derzeit nur 14 Prozent der befragten Unternehmen mehr Recyclate ein. 25 Prozent würden immerhin daran arbeiten. Weitere 29 Prozent hätten sich mit der Thematik noch gar nicht auseinandergesetzt. 10 Prozent der Unternehmen halten außerdem den Recyclateinsatz für unmöglich und begründen dies mit der ungenügenden Recyclatqualität und den Kundenanforderungen.


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An fehlenden Aufträgen der Kunststoffindustrie liegt es nicht. Die Kunststofferzeuger verbuchten für das vergangene Jahr erneut Zuwächse bei Produktion und Umsatz. Und auch in diesem Jahr setzt sich der Aufschwung fort, wenngleich er im ersten Halbjahr 2018 etwas an Schwung verloren hat. Die Umfrage von KI zeigt, dass die Kunststoffproduzenten auch für die zweite Jahreshälfte optimistisch sind und eine moderate Fortsetzung des Wachstums erwarten.

Konkret rechnen 30 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, nur 18 Prozent erwarten eine negative Entwicklung. Sorgen bereiten den Unternehmen jedoch die globalen wirtschaftspolitischen Entwicklungen, allem voran die Handelspolitik des US-Präsidenten. So rechnen 58 Prozent der Unternehmen mit negativen Einflüssen durch die amerikanische Handelspolitik.

 

© 320° | 01.08.2018

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