Marktförderung

Die Verfechter des Kunststoffrecyclings bekommen Unterstützung von der OECD. Die Wirtschaftsorganisation ruft die Regierungen auf, die Märkte für Kunststoffrecycling zu fördern. Nur so ließen sich die Potenziale ausschöpfen.

OECD fordert stärkere Anreize für Kunststoffrecycling


Niedrige Verwertungsquoten, schlechte Qualität von recyceltem Kunststoff und fehlende Preisanreize: Das Kunststoffrecycling bleibt nach Auffassung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD unter seinen Möglichkeiten. Die Wirtschaftsorganisation ruft daher die Regierungen auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Märkte für Kunststoffrecycling zu fördern. „Die Regierungen sollten dringend handeln, um mehr und besseres Recycling zu fördern“, heißt es in einem neuen OECD-Bericht.

Noch immer sei es billiger, neuen Kunststoff herzustellen, als Kunststoff zu recyceln, beklagt die OECD in dem Bericht. Der Preis für recycelte Kunststoffe werde im Wesentlichen durch die Preise für Primärkunststoffe bestimmt, die dem Ölpreis folgen. Nicht aber durch die Kosten für die Sammlung, Sortierung und Verarbeitung von Kunststoffabfällen. Kunststoffrecycler hätten daher nur wenige Möglichkeiten, ihre Kosten bei einem Preisrückgang anzupassen.

OECD identifiziert Barrieren für den Sekundärmarkt

Die OECD hat in ihrem Bericht noch andere Barrieren identifiziert, die der Entwicklung der Sekundärmärkte im Weg stehen. Dazu zählen die Schwierigkeiten bei der Trennung verschiedener Kunststoffpolymere. Aber auch das potenzielle Vorhandensein gefährlicher chemischer Zusätze in recyceltem Kunststoff könne sich belastend auf den Sekundärmarkt auswirken.

Zu den Barrieren, die überwunden werden müssen, um die Märkte für Sekundärkunststoffe richtig zu erschließen, gehören aber auch:

  • Der Kunststoffrecyclingsektor ist kleiner und stärker fragmentiert als die Primärindustrie. Dadurch hat er bezüglich Skaleneffekte und der Fähigkeit, Marktschocks wie den jüngsten Einbruch der Ölpreise aufzufangen, einen erheblichen Nachteil.
  • Der Großteil des weltweiten Marktes für Kunststoffabfälle konzentriert sich auf nur wenige Länder. Dies macht die Märkte für recycelte Kunststoffe anfällig. Er passt sich zudem nur langsam an Nachfrageschocks an wie zuletzt Anfang des Jahres durch die von China eingeführten Einfuhrbeschränkungen – auf China waren in den vergangenen zehn Jahren immerhin rund zwei Drittel der weltweiten Kunstoffabfallimporte entfallen.
  • Es gibt technische Herausforderungen im Zusammenhang mit dem breiten Spektrum der verwendeten Polymere und Additive, dem hohen Grad der Kontamination von Post-Consumer-Kunststoffabfällen sowie auch praktische Herausforderungen bei der Sammlung von Kunststoffabfällen, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen.

Produktlabel als Instrument, um Nachfrage anzukurbeln

Die OECD fordert zum einen stärkere Anreize für ein besseres Produktdesign von Kunststoffwaren, um ein einfaches Recycling zu gewährleisten. Zum anderen seien Investitionen in die Infrastruktur für die Abfallsammlung und die ordnungsgemäße Trennung verschiedener Kunststoffarten an der Quelle nötig.

Die Organisation empfiehlt auch die Einführung von Produktlabeln, die den Recyclatanteil von Neuprodukten auszeichnen. Damit solle eine verbraucherorientierte Nachfrage nach recycelten Kunststoffen geschaffen werden. Ein derartiges Label hat jüngst das Sachverständigenbüro Cyclos entwickelt. Wie Cyclos mitteilt, wird das Label sowohl für Verpackungen als auch Produkte vergeben.

Die OECD schlägt darüber hinaus auch höhere Steuern auf die Herstellung oder Verwendung neuer Kunststoffe vor. Dieser Vorschlag zielt vor allem auf Einweg-Plastiktüten, Plastikbesteck oder Trinkhalme ab.

 

© 320° | 24.05.2018

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