Bioabfallsammlung

Seit über drei Jahren ist die Getrenntsammlung von Bioabfällen verpflichtend vorgeschrieben. Aber noch immer gibt es Regionen ohne flächendeckende Biotonne. Auch die Sammelmengen sind nur moderat gestiegen. Aus Sicht einer Expertenrunde liegt die Lösung auf der Hand: Eine bessere Kommunikation und ein bisschen Zwang.

„Öffentlichkeitsarbeit ist der Schlüssel“


In Deutschland wurden 2016 rund 4,9 Millionen Tonnen Bioabfälle gesammelt – 59 Kilogramm pro Einwohner. Das bedeutet einen Zuwachs von lediglich sechs Prozent gegenüber 2015. Und das, obwohl ein Jahr zuvor die flächendeckende Biotonne gesetzlich vorgeschrieben wurde.

Der Hauptgrund für diese Entwicklung wurde in einer Podiumsdiskussion auf der IFAT schnell deutlich: Die gesetzliche Pflicht zur Getrenntsammlung, die seit 2015 besteht, wird mancherorts einfach nicht umgesetzt. Momentan sind immer noch 37 kreisfreie Städte oder Landkreise ohne Biotonne.

Einige Kreise würden derzeit zwar die Einführung ab 2019 vorbereiten oder Pilotprojekte durchführen, sagte Michael Jedelhauser, Referent Kreislaufwirtschaft beim Naturschutzbund (NABU). Ein anderer Teil setze aber nach wie vor auf ein Bringsystem oder mache gar kein Angebot. Das sei nicht akzeptabel.

Langfristige Verträge als Hemmschuh

Dass die Umsetzung so schleppend läuft, hat aber auch andere Gründe. In Baden-Württemberg beispielsweise seien langfristige Verträge ein Problem gewesen, erklärte Martin Kneisel, Referatsleiter im baden-württembergischen Umweltministerium. „Wir mussten erst einmal Überzeugungsarbeit auf kommunalpolitischer Ebene leisten.“

Immer wieder seien dabei auch Konsequenzen angekündigt worden, falls die separate Bioabfallentsorgung nicht umgesetzt werde. In einem Fall musste der Referatsleiter die Einführung der Biotonne per Anordnung androhen – mit Erfolg. Aktuell seien nur noch zwei Landkreise [Alb-Donau-Kreis und Kreis Sigmaringen, Anm. der Redaktion] ohne separate Bioabfallentsorgung, so Kneisel. „Hier führen wir intensive Gespräche und glauben nicht, dass wir eine Anordnung benötigen.“

Qualität muss stimmen

Aloys Oechtering, Geschäftsführer des Remondis-Unternehmens Reterra Service, begrüßte die Konsequenz von Kneisels Ministerium. Zu oft werde mit der Aussage ‚Die Einführung der Biotonne ist wirtschaftlich nicht zumutbar‘ die Kostenfrage gestellt. „Das ist ganz klar eine Abwehrreaktion“, kritisierte er. „Würde die Privatwirtschaft so handeln, hätten wir relativ schnell verloren.“

Nach Auffassung von Christian Niehaves, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Landkreis Osnabrück GmbH (Awigo), muss die angebotene Bioabfallentsorgung nicht kostenlos sein. „Wir decken nur 60 Prozent der eigentlichen Kosten über die erhobenen Gebühren ab. Den Rest subventionieren wir über die Grundgebühr und die Restmülltonne.“ Wichtiger war ihm vielmehr die Frage, wie sich Produkte aus den erfassten Bioabfälle vernünftig vermarkten lassen.

Dafür muss die Qualität der Bioabfälle stimmen, so der Tenor der Expertenrunde. Zum zulässigen Fremdstoffanteil erhofft sich Martin Kneisel Hinweise aus der Novelle der Bioabfallverordnung, an der der Bund zurzeit arbeitet. Nötig seien zudem innovative Infoangebote oder NABU-Kampagnen wie die Aktion Biotonne Deutschland. „Öffentlichkeitsarbeit ist der Schlüssel“, betonte Niehaves, auch was die Reduktion des Fremdstoffanteils angehe.

 

© 320°/bs | 16.05.2018

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
Verpackungsmüll: Warum bayerische Kommunen weiterhin auf das Bringsystem setzen
Biodiesel aus Abfallstoffen: Bundesrat macht Weg frei
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Zu viel Bürokratie: „Das macht manche Firmen verrückt“
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Regierung in Sachsen beschließt Förderung der Kreislaufwirtschaft
Videoüberwachung an Containern ist „schwieriges Thema“
Novocarbo sichert sich 25 Millionen Euro
Reederei will von LNG auf E-Methan umsteigen