Kunststoffabfälle

Kunststoffe stehen derzeit unter besonderer Beobachtung. Österreich wollte daher wissen, wie viel Material anfällt, wie es behandelt wird und was in Zukunft für mehr Recycling getan werden muss. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen nun vor.

Österreich erzeugt pro Jahr eine Million Kunststoffabfälle


Bis zum Jahr 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen in Europa recyclingfähig sein. Außerdem sollen der Verbrauch von Einwegkunststoffen reduziert und die Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden. So sieht es die EU-Plastikstrategie vor. Um die Vorgaben erfüllen zu können, hat das österreichische Umweltbundesamt das Aufkommen und die Behandlung von Kunststoffabfällen erhoben.

Der Studie zufolge erzeugten die Österreicher im Jahr 2015 rund 920.000 Tonnen Kunststoffabfälle im Jahr. Die Zahlen im Überblick:

  • 80 Prozent der erzeugten Kunststoffabfälle fielen in privaten Haushalten oder bei Gewerbebetrieben an. Der verbleibende Anteil von 20 Prozent waren Produktionsabfälle.
  • Betrachtet nach Einsatzbereichen, stammen rund 32 Prozent der Kunststoffabfälle aus dem Verpackungssektor. Betrachtet nach Wirtschaftsbranchen zeigt sich, dass rund 51 Prozent der gesamten Kunststoffabfälle in Haushalten anfallen.
  • Wie die Autoren schreiben, sind von der jährlich erzeugten Kunststoffmenge etwa 21 Prozent reine Kunststoffabfälle. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Kunststofffolien, Kunststoffemballagen und -behältnisse, sonstige ausgehärtete Kunststoffabfälle sowie Polyolefinabfälle und Gummi.
  • Der größte Anteil der Kunststoffmenge, nämlich 77 Prozent, stammt aus gemischten Abfällen, vorwiegend Restmüll und ähnlichen Gewerbeabfällen, Verpackungen und Sperrmüll mit unterschiedlich hohen Kunststoffanteilen.
  • Weitere rund 2 Prozent der Kunststoffabfälle sind in Farben und Lacken, Kunststoffschlämmen sowie Weichmachern enthalten.

Laut Studie wurde nur ein Teil der Kunststoffabfälle im Jahr 2015 tatsächlich recycelt. Den Autoren zufolge lag der Anteil bei 28 Prozent oder rund 252.200 Tonnen. Diese Kunststoffabfälle stammten vorwiegend aus der Gruppe der „reinen“ Kunststoffabfälle und landeten in Anlagen zur Herstellung von Recyclaten, Produkten/Halbzeugen und Baustoffen sowie Anlagen zur Styroporzerkleinerung. Insgesamt stehen in Österreich 38 solcher Anlagen mit einer Mindestkapazität von rund 320.000 Tonnen zur Verfügung, so die Autoren.

Mit etwa 71 Prozent wurde der weitaus größte Teil der Kunststoffabfälle allerdings verbrannt. Knapp zwei Drittel des Inputs ging in die Müllverbrennung, der Rest in andere Verbrennungsanlagen, zum Beispiel Zementwerke oder in Anlagen der Zellstoffindustrie. Nur rund 1 Prozent des Materials wurde deponiert – etwa 14.000 Tonnen aus Rückständen der mechanischen Abfallbehandlung.

Mehr Biokunststoffe

Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes soll das Aufkommen an Kunststoffabfällen in Österreich bis zum Jahr 2021 auf rund eine Million Tonnen wachsen. Das würde einem Plus von rund 10 Prozent entsprechen. Die Experten erwarten vor allem im Bereich der Haushalte und im Bau- und Abbruchsektor einen deutlichen Anstieg.

Darüber hinaus rechnen sie mit mehr Biokunststoffen. Davon werden in Österreich jährlich 50.000 Tonnen in Verkehr gesetzt werden. Zudem prognostizieren sie einen Anstieg der Menge an Verbundkunststoffen. Wie es in der Studie heißt, werden „vor allem in den Bereichen Verpackung, erneuerbare Energie, Transport, Bauwesen sowie Elektronik/Elektrogeräte relevante Abfallströme“ anfallen. Auch durch die geplante Plastikstrategie der EU-Kommission würden die Kunststoffmengenströme beeinflusst.

„Um die Vorgaben der EU für das Recycling von Kunststoffen bis zum Jahr 2030 erfüllen zu können, müssen wir die Art und Weise ändern, in der Kunststoffe gegenwärtig hergestellt, verwendet und entsorgt werden“, bringt es Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika Mörth auf den Punkt. Ihr Haus hat dafür in der Studie einige Empfehlungen parat:

  • Ausbau der getrennten Sammlung
  • Konkrete Einsparpotenziale beim Kunststoffeinsatz in Industrie, Handel und Haushalten identifizieren
  • Verwertungspotenziale von kunststoffhaltigen festen Abfällen, zum Beispiel Siedlungsabfälle und ähnliche Gewerbeabfälle identifizieren (Forschungsbedarf) beziffern
  • ökonomische Betrachtung potenzieller Verwertungswege
  • regelmäßiges Monitoring von Aufkommen und Behandlung von Kunststoffabfällen sowie Abfallanalyse hinsichtlich des Kunststoffgehalts

Die 119-seitige Studie finden Sie hier.

 

© 320°/bs | 14.05.2018

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Forscher: Plastik ist viel großräumiger verteilt als vermutet
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Nur rund ein Viertel der Kunststoffe in Europa wird recycelt
Kunststofferzeuger beklagen „schwerste ökonomische Krise“
Sunbites-Verpackung besteht zur Hälfte aus chemisch recyceltem Kunststoff