Höhere Ölproduktion

Seit dem Wochenende steht fest, dass die Ölproduktion in den kommenden Monaten steigen wird. Darauf hat sich das sogenannte Bündnis Opec+ geeinigt. Die Ölpreise sind am heutigen Montag gefallen.

Opec dreht Ölhahn auf


Die Ölpreise sind am Montag (25. Juni) gefallen, wenn auch unterschiedlich stark. Der Preis für Rohöl aus der Nordsee gab deutlich nach, während für amerikanisches Leichtöl nur etwas weniger bezahlt werden musste. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 74,14 US-Dollar. Das waren 1,41 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank dagegen nur um 23 Cent auf 68,35 Dollar.

Marktbeobachter begründeten die unterschiedlich starke Preisreaktion der beiden wichtigsten Ölsorten der Welt mit dem absehbaren Angebot. Am Wochenende hatte das Bündnis Opec+, bestehend aus dem Ölkartell Opec und anderen großen Förderern wie Russland und Mexiko, eine Ausweitung der Tagesförderung um etwa eine Million Barrel beschlossen. Der Großteil des zusätzlichen Öls geht aufgrund von Handelsbeziehungen nach Europa und Asien. Der US-Ölpreis ist daher weniger von der Ausweitung betroffen.

Wie viel zusätzliches Rohöl tatsächlich auf den Markt kommen wird, ist selbst Fachleuten nicht ganz klar. Wichtigster Grund dafür ist, dass nur wenige große Produzenten dazu in der Lage sind, ihre Ölproduktion kurzzeitig nennenswert auszuweiten. Dazu zählen insbesondere die beiden Ölriesen Saudi-Arabien und Russland, die auch am stärksten auf eine Förderanhebung hingewirkt hatten.

Im Allgemeinen gilt die Regel, dass ein fallender Ölpreis niedrigere Kunststoffpreise nach sich zieht und umgekehrt. Denn noch immer werden die allermeisten Kunststoffe auf Basis von Erdöl produziert. Ein fallender Kunststoffpreis wiederum macht die Verwendung von Primärkunststoffen preislich attraktiver – und damit gegebenenfalls die Verwendung von Kunststoffrecyclaten weniger attraktiv.


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„Die Situation hat einen Richtungswechsel nötig gemacht”, sagte Saudi-Arabiens Energieminister Khalid Al-Falih am Samstag nach dem “Opec+”-Treffen in Wien. So hätte etwa Indien die Opec darauf hingewiesen, dass der hohe Ölpreis ihre Wirtschaft belaste. “Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine zusätzliche Produktion von einer Million Barrel am Tag im zweiten Halbjahr nötig ist.” Welche Staaten mehr fördern dürfen, wurde noch nicht genau festgelegt.

Wie es nach der Einigung hieß, bleibe das selbst auferlegte Förderlimit bestehen, soll aber in den kommenden Monaten auch tatsächlich ausgeschöpft werden. Zuletzt hatten die kooperierenden Staaten rund eine Million Barrel (je 159 Liter) Öl am Tag weniger produziert, als vereinbart. Diesen Spielraum wollen die Erdöl-Exporteure nun wieder vollständig nutzen.

Ende 2016 hatte sich die Opec gemeinsam mit zehn weiteren kooperierenden Staaten (“Opec+”) auf ein Limit bei der Ölproduktion verständigt. Dadurch produzierte die Opec seit Januar 2017 nicht mehr als 32,5 Millionen Barrel Öl am Tag. Die tatsächliche Produktion unterschritt dieses Limit in den vergangenen Monaten deutlich, weil vor allem das krisengebeutelte Venezuela seine Quote nicht erfüllen konnte. Weltweit wurden im Mai 97,86 Millionen Barrel Öl täglich angeboten, etwa ein Drittel davon von den Opec-Staaten.

 

© 320°/dpa | 25.06.2018

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