Marktbericht für Edelmetalle

Verluste für Gold, Platin und Palladium, leichte Zugewinne für Silber und Rhodium: Die Edelmetallpreise zeigten in der vergangenen Woche keine einheitliche Entwicklung. Bei Iridium hält das Kaufinteresse unvermindert an. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Palladium verbucht Verluste nach Höhenflug


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Rückschläge für Gold

Positive US-Wirtschaftsdaten und damit verbundene Zinsfantasien belasten derzeit den Goldpreis. Auch wenn sich die Notierung auf erhöhtem Niveau hält – Kursgewinne von 8,4 Prozent im ersten Quartal – konnte der Widerstand bei 1.260 US-Dollar/oz (200-Tage-Durchschnitt) nicht nachhaltig durchbrochen werden. Dies erhöht kurzfristig die Gefahr eines Rückschlags auf zunächst 1.239 US-Dollar/oz und dann 1.220 US-Dollar/oz.

Zu den aktivsten Käufern derzeit zählen weiterhin institutionelle Marktteilnehmer, während private Anleger sich mit Käufen noch zurückhalten. Ungeachtet eines physischen Überangebots wird Gold jedoch im weiteren Jahresverlauf von seiner Rolle als „sicherer Hafen“ profitieren.

So erwarten die Analysten von Thomson Reuters GFMS für 2017 einen durchschnittlichen Preis von 1.259 US-Dollar/oz. In dem am Freitag veröffentlichten „Gold Survey 2017“ sehen die Analysten zum einen Unterstützung von den politischen Unsicherheiten in den USA und der EU. Dies dürfte das Interesse von Seiten der Investoren weiter aufrechterhalten. Zum anderen geht GFMS von einer Erholung der indischen Goldnachfrage aus, welche im vergangenen Jahr um 38 Prozent zurückgegangen ist.

Silber mit positivem Momentum

Silber erholte sich vergangene Woche vollends von dem Rücksetzer Anfang des Monats und beendete eine weitere Woche mit positiver Performance (+2,6 Prozent). Der charttechnisch wichtige 200-Tage-Durchschnitt bei 18,05 US-Dollar/oz konnte dabei überwunden werden und der Wochenschlusskurs lag über diesem Level, welches nun die Unterstützung markiert. Ziel und Widerstand nach oben liegt zunächst beim diesjährigen Hoch von 18,50 US-Dollar/oz.

Geldanlagen in Investmentmetalle und Aktien waren nach den positiven US-Wirtschaftszahlen, wie zum Beispiel dem US-Verbrauchervertrauen auf 16-Jahres-Hoch, gefragt. In Europa hingegen wurde nach den enttäuschenden Inflationszahlen am Freitag die Erwartung zur ersten EZB-Leitzinserhöhung nach dann sechseinhalb Jahren im März 2018 wieder mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit eingepreist. Dies lastet natürlicherweise auf dem Euro und führte zu einem deutlich stärkeren Preisanstieg von Silber gegen Euro über +3,9 Prozent.

Platin muss im Zuge des schwachen südafrikanischen Rands Verluste hinnehmen

Nach dem Hoch der letzten Woche von 982 US-Dollar/oz fiel Platin in den darauffolgenden Tagen kontinuierlich zurück auf ein Niveau von 946 US-Dollar/oz. Von diesem Preisverfall konnte es sich bisher nicht wieder erholen.

Vor allem der momentan schwache südafrikanische Rand setzt Platin unter Druck. Nachdem der südafrikanische Präsident Jacob Zuma seinen Finanzminister Pravin Gordhan letzte Woche offiziell seines Amtes enthoben hat, verlor die Währung gegenüber dem US-Dollar an Wert und steht aktuell bei 13,37 ZAR/USD. Diese Entwicklung kommt den Minenbetreibern zu Gute, die ihre Ausbringung steigern können und somit das Angebot der PGMs aus Südafrika erhöhen, was wiederum negativ für die Preisentwicklung wäre.

Im Gegensatz hierzu verzeichnen die ETF-Holdings immer noch starkes Interesse. Auch die Käufer scheinen bei Niveaus unter 950 US-Dollar/oz nicht abgeneigt zu sein. Es sieht weiterhin so aus, als könnten niedrigere Preise bis zu einem Level von 925 US-Dollar/oz wieder die Aufmerksamkeit potentieller Käufer auf sich ziehen.

Palladium: Verluste nach Höhenflug

Nachdem Palladium vorletzte Woche die Marke von 800 US-Dollar/oz durchbrochen hatte, fiel das Metall am Montag durch Gewinnmitnahmen auf das Wochenlow von 785 US-Dollar/oz. Seitdem hat Palladium es nicht mehr geschafft, sich nachhaltig über dieser Marke zu halten.

Neben den Gewinnmitnahmen war auch die Entwicklung des Rands ein Grund für den Kursverlust (wir berichteten bereits). Wobei sich Palladium hierbei besser geschlagen hat, als sein Schwestermetall Platin. Palladium kann seit Anfang 2017 somit einen Anstieg von +17 Prozent verzeichnen und steht seit den US-Wahlen sogar mit 25 Prozent im Plus, was es zu einem der Rohstoffe mit der besten Performance macht.

Die angekündigten Steuersenkungen in den USA und die verlängerten Steuervergünstigungen für Autos in China sind die Hauptgründe für diese Entwicklung. Die Aussicht für Palladium ist weiterhin von allen Marktteilnehmern positiv. Allerdings ist abzuwarten, wann es wieder an die Höchstkurse der vorletzten Woche anknüpft.

Rhodium weiterhin gesucht; Starker Preisanstieg im Ruthenium; Iridium klettert weiter

Nachdem es am Anfang der Berichtswoche noch so aussah, als ob sich Rhodium etwas beruhigt, kam zur Mitte der Woche erneutes Kaufinteresse auf. Der Preis handelte am Freitag um weitere 15 US-Dollar/oz höher als zu Wochenbeginn. Insgesamt sehen wir immer noch großes Interesse von verschiedenen Abnehmern. Allerdings ist die Verfügbarkeit auf Preisen über 1.000 US-Dollar/oz etwas besser geworden, obwohl es immer noch ein enger und nervöser Markt ist.

Rhodium hat eine große Dynamik, die nun schon eine ganze Weile andauert und so wie es aussieht auch noch andauern wird. Im Zuge der Feierlichkeiten in China und der wegen Ostern verkürzten Handelswochen werden sich die Märkte insgesamt etwas moderater präsentieren.

Für viele Marktteilnehmer ist Ruthenium zu einem kleinen Mysterium geworden. Nachdem sich Ruthenium seit Mitte 2015 so gut wie nicht bewegt hat und es eigentlich auch keinen Anlass dazu gab, hat dann letztendlich ein wissenschaftlicher Report von Mitte Februar den Ausschlag gegeben, dass sich der Markt massiv verändert hat. Innerhalb von 3 Wochen wurden 2 Jahre auf den Kopf gestellt. Es gab großes Kaufinteresse, zum Teil auch spekulativer Natur, die den Preis stark nach oben getrieben haben. Allerdings hinken die verfügbaren Marktpreisindikationen dieser schnellen Bewegung aus unerfindlichen Gründen noch weit hinterher. Falls das starke Interesse anhält, dann ist preisseitig sicher noch etwas Luft, da die Bereitschaft potentieller Verkäufer relativ gering ist.

Auch bei Iridium hält das Kaufinteresse weiter an. Allerdings ist es hier fast ausschließlich industrieller Natur, da die geringe Marktgröße Investoren kaum Möglichkeiten bietet, hier aktiv mitzuspielen. Verbraucher sehen diese Preisentwicklung natürlich nicht sehr gerne, allerdings spricht es insgesamt für eine positive Entwicklung dieser Industrien und Produkte.

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