Kunststoffrecyclate

Riecht unangenehm, nicht beständig genug, sieht schlecht aus: Manche Gerätehersteller haben Bedenken gegen die Verwendung von Kunststoff-Recyclaten. Dass die Bedenken manchmal unbegründet sind, zeigt die Erfahrung des Kaffemaschinen-Herstellers Philips.

Philips‘ Suche nach geeignetem Recyclingmaterial


Alles, was weggeworfen wird, kann als Rohstoff wiederverwendet werden. So kann das Konzept Cradle to Cradle übersetzt werden, das der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Architekt William McDonough seit gut 20 Jahren propagieren. Demnach werden alle Produkte nach dem Prinzip einer potenziell unendlichen Kreislaufwirtschaft konzipiert. Nach ihrem Gebrauch landen die Materialien wieder beim Produzenten, können sortenrein zurückgewonnen werden und bleiben so dem Kreislaufsystem erhalten.

Dass ein solches Konzept funktioniert, zeigte Philips 2011 zumindest ansatzweise. Damals fragten sich die Philips-Techniker, wie sie ihre Kaffeemaschinenbaureihe der Marke Senseo nachhaltiger gestalten könnten. Vor allem ging es um die Frage, wie sie recycelte Kunststoffe aus alten Philips-Produkten integrieren können. Die Lösung wurde schließlich gefunden: In der Sonderedition Senseo Viva Eco verbauten sie Teile aus 50 Prozent recyceltem Plastik.

Was für die Sonderedition funktionierte, gelang bislang aber nicht für die Senseo Original, die meistverkaufte Senseo Kaffeemaschine. Denn ihre Teile waren nicht für recycelte Kunststoffe ausgelegt. Gleichwohl prüften die Techniker die Optionen. Die besten Chancen recycelte Kunststoffe in der Originalbaureihe einzusetzen, sahen die Ingenieure in der schwarzen Grundplatte der Maschine. Dabei mussten sie nach eigener Aussage drei Dinge beachten:

  • Vermeiden unangenehmer Ausdünstungen des Kunststoff-Recyclats
  • Hitzebeständigkeit des Materials
  • Optik der Grundplatte wie ein Teil aus frischem Kunststoff

Um das geeignetste Material zu finden, wurden zunächst die benötigten technischen Spezifikationen festgelegt. Nach eingehender Analyse fiel die Wahl auf Polypropylen (PP), das vom Entsorgungsdienstleister Veolia angeboten wird. Wie Philips berichtet, stammen 30 Prozent des PP-Recyclats aus alten Philips-Staubsaugern, die der Konzern beim Recyclingpartner Coolrec aufbereiten und anschließend an Veolia liefern lässt. Der restliche Teil kommt aus anderen Quellen.

Mit dem Ergebnis ist der niederländische Konzern offensichtlich zufrieden. Die aus dem Recyclat erzeugte Grundplatte besteht zu 95 Prozent aus wiederverwerteten PP und stehe in Sachen Qualität, Ästhetik und Geruch einer Grundplatte aus Frischmaterial in nichts nach, so Philips. In Kombination mit einem anderen Kleinteil würden pro Kaffeemaschine nun 160 Gramm recycelte Kunststoffe verwendet. Das entspricht einem Gewichtsanteil von 16 Prozent des insgesamt verbauten Kunststoffes.

Philips hatte bereits in der Vergangenheit mit Coolrec und Veolia zusammengearbeitet, um Kunststoff-Recyclate für neue Produkte zu verwenden. So gibt es ein Staubsaugermodell namens Performer Ultimate, dessen Plastikteile zu 36 Prozent aus recyceltem Plastik besteht. Darüber hinaus bietet der Konzern Bügeleisen an, die mit rezyklierten Kunststoffen gefertigt werden.


Video: Kunststoff-Recyclate für Staubsager Performer Ultimate

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