Marktbericht für Edelmetalle

Die Krise in der Ukraine verstärkt die Unsicherheit auf der Angebotsseite. Das gibt den Edelmetalle leichten Aufwind. Das könnte sich jedoch schnell verstärken, wenn Russland die Ausfuhr drosseln sollte. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Platin erholt sich leicht, Palladium bleibt robust


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Ein klein wenig konnte sich der Goldpreis in der vergangenen Woche von dem zuvor „erreichten“ 2-Monatstief (1.273 US-Dollar/oz) erholen. Die Handelsspanne blieb mit 1.274 bis 1.296 US-Dollar/oz jedoch eng und der Anlauf auf die 1.300 US-Dollar/oz war weder von Dauer noch wirklich ernst.

Die verhältnismäßig geringe Volatilität verringert auch die Attraktivität des Metalls für Investoren. Es fehlt der deutliche Trend, damit sich diese Marktteilnehmer wieder im Gold positionieren. Bei Werten unter 1.280 US-Dollar/oz zu Anfang letzter Woche setzte sich die leicht erhöhte physische Nachfrage aus Asien noch fort. Insgesamt betrachtet bleibt sie jedoch verhalten. Die chinesischen Importe aus Hong Kong fielen im Juli auf den tiefsten Wert seit Juni 2011. Weitreichende Bestände und fehlende „Dips“ für „Schnäppchenkäufe“ werden hier als Gründe genannt.

Die geopolitischen Spannungen bieten weiterhin leichte Unterstützung, haben jedoch nicht die Art von Einfluss, die man vielleicht erwarten würde. Trotz der sich weiterhin zuspitzenden Lage in der Ukraine scheinen sie mittlerweile größtenteils eingepreist. Ein Umschichten in sichere Anlagen lässt sich aktuell nicht erkennen. Im Gegenteil – der starke US Dollar und Erfolge an den Aktienmärkten machen Gold starke Konkurrenz. Technisch betrachtet hat Gold den 200-Tage-Durchschnitt (1.284 US-Dollar/oz) wieder überschritten und am Freitag darüber geschlossen, was als positives Signal gewertet werden kann. Aktuellen Widerstand sehen wir bei 1.295 US-Dollar/oz und Unterstützung bei 1.273 US-Dollar/oz.

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Gold: 25.-29.8.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.296,50 988,56 31,78
Tief 1.274,09 958,85 30,83

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Silber

Während sich im Laufe der letzten Woche die ETF Bestände in Gold um 200.000 Unzen reduziert haben, sind die Silberbestände sogar um 2 Millionen Unzen gestiegen. So konnte Silber gegen Gold auch zwischenzeitlich an Boden gutmachen. Hinzu kamen technische Käufe nach dem Ausbruch aus dem seit Juli währenden engen Abwärtstrendkanal.

Der zwischenzeitliche Preissprung bis 19,90 US-Dollar/oz erwies sich jedoch als nicht nachhaltig und so handelte Silber zum Ende der Woche nahezu unverändert zur Vorwoche. Unterstützung hat sich herauskristallisiert bei 19.30 US-Dollar/oz und ein erneuter Test dieser Marke scheint wahrscheinlich. Diese Woche kommen etliche Datenveröffentlichungen, u. a.: Deutsche Industrieaufträge, Deutsches und Europäisches BIP, Einkaufsmanagerindizes aus diversen Ländern, Inflation und Arbeitsmarktzahlen aus Europa und USA. Zudem tagt am Donnerstag abermals die EZB. Die folgende Pressekonferenz wird nach den jüngsten expansiven Äußerungen Draghis in Jackson Hole mit Interesse verfolgt werden.

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Silber: 25.-29.8.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 19,93 15,11 485,65
Tief 19,25 14,58 468,79

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Platin

Nachdem der Platinpreis in den letzten Wochen kontinuierlich gefallen war, erholte er sich in der vergangenen Woche und verzeichnete einen leichten Aufschwung von 0,2 Prozent auf 1.419,5 US-Dollar/oz in der Berichtsperiode. Hierbei orientierte sich Platin an Gold, welches begründet durch die sich zuspitzende Lage in der Krimkrise und die damit einhergehende stärkere Nachfrage nach den Edelmetallen ebenfalls eine leichte Kurserholung aufzeigte. Die Investoren reagierten jedoch auf die kontinuierliche Abwärtsbewegung im Platinpreis der vergangenen Wochen und signalisieren derzeit durch den Abbau der ETF Bestände, dass sie sich von ihren Beständen trennen möchten.

Auch Monate nach der Beendigung des Streiks bleibt die Lage bei den Platingiganten in Südafrika weiterhin angespannt. So meldete Impala Platinum, dass ihr Ergebnis um 75 Prozent zurückgegangen ist. Darüber hinaus zwingt enormer Kostendruck, der durch die Schäden des 5-monatigen Streiks entstanden ist, Produzenten wie Lonmin zu Stellenentlassungen. Die Unsicherheiten auf der Angebotsseite sollten zwar Rückenwind für den Platinpreis geben, doch es ist davon auszugehen, dass es noch eine Weile dauern wird, bis sich der Preis wieder den früheren Rekordwerten annähert.

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Platin: 25.-29.8.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.435,25 1.089,95 35,04
Tief 1.408,10 1.066,95 34,30

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Palladium

Palladium handelte auch in der vergangenen Woche weiterhin auf einem hohen Niveau bei rund 890 US-Dollar/oz. Palladium, welches sowohl industriell als auch von der Schmuckbranche nachgefragt wird, ist in diesem Jahr bereits um 20 Prozent im Preis gestiegen. Rückenwind erhält der Palladiumpreis weiterhin durch die Angebotsunsicherheit, die durch die Unruhen in der Krimkrise entsteht. Sollten weitere Sanktionen gegen Russland verhängt werden, könnte Russland sowohl die Produktion als auch die Ausfuhr von Palladium drosseln.

Auch Südafrika, welches der zweitgrößte Palladiumproduzent hinter Russland ist, sorgt nicht für genügend Nachschub aufgrund der Folgen des monatelangen Streiks. Diese sollten auch zukünftig Impulse für eine Aufwärtsbewegung im Palladium geben, entgegen der derzeitigen Abflüsse in den Palladium ETFs, die sich bereits auf 120,6 Tsd. Unzen summieren und somit den höchsten Wert seit Beginn der Datenreihe in 2007 ausmachen. Insgesamt halten die Palladium ETFs jedoch mit derzeit rund 77 Tonnen immer noch sehr hohe Palladiummengen in ihren Beständen. Auf der Nachfrageseite zieht vor allem die chinesische Palladiumnachfrage an. In diesem Jahr fragte das Land bereits 500.000 Unzen Palladium an, während sich die Nachfrage im selben Zeitraum letzten Jahres nur auf 320.000 Unzen belief.

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Palladium: 25.-29.8.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 912,10 694,00 22,31
Tief 877,00 664,00 21,35

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Als Rhodium vor 2 Wochen zum ersten Mal seit Januar 2011 wieder höher handelte als Platin, war der Markt noch in einer komplett anderen Verfassung. Wie letzte Woche berichtet, hat sich das Marktumfeld durch Gewinnmitnahmen von Händlern und zum Teil auch von Investoren schneller gewandelt als gedacht. In der Berichtswoche hat der Preis noch einmal leicht nachgegeben, aber bei Weitem nicht so stark wie in der Vorwoche.

Aufgrund der Verunsicherung haben sich Käufer bis zum Ende der Woche zurückgehalten. Die Marke von 1.300 US-Dollar/oz sieht aber bislang relativ gut unterstützt aus und wenn der Druck von der Verkaufsseite nachlassen sollte, dann erwarten wir eine weitere Konsolidierung oder evtl. sogar wieder ein Anziehen der Preise. Leider hat sich die Bewegung der vergangenen Woche(n) mit der rasanten Kurssteigerung und dem darauf folgenden „sell-off“ nicht sehr positiv auf industrielle Marktteilnehmer ausgewirkt und diese halten sich folglich momentan auch sehr zurück.

Im Iridium und Ruthenium gibt es immer noch keine marktbeeinflussenden Nachrichten. Die Preise sind weiterhin seitwärts gerichtet, mit der Tendenz zu leicht schwächeren Kursen. Minen und Sekundärhersteller sind natürlich weiterhin auf der Abgeberseite, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass wir zumindest im Ruthenium schon marginal schwächere Preise sehen konnten.

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