Markt für Edelmetalle

Die Hoffnung, dass sich Platin wieder etwas erholen könnte, wurde vergangene Woche zunichte gemacht. Das Edelmetall rutsche auf ein 2-Jahrestief. Auch Gold und Silber gerieten unter Druck. Besser lief es für Palladium. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Platin im freien Fall


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Goldpreis durch drohende Zinserhöhung unter Druck

Gold konnte sich am Freitag letzter Woche wieder etwas stabilisieren, nachdem das gelbe Metall einen Tag zuvor auf ein 4-Monatstief i.H.v. 1.243 US-Dollar/oz rutschte und die Berichtswoche mit einem Wochenverlust i.H.v. 2,3 Prozent beendete.

Geopolitische Risiken werden von den Marktteilnehmern aktuell weitgehend ausgeblendet. Weder der jüngste Raketentest in Nordkorea noch der blutige Stellvertreterkrieg im Jemen konnten die wachsende Risikobereitschaft nach Verabschiedung der US Steuerreform kompensieren. Auch Donald Trumps Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt von Israel anzuerkennen, trieb nicht viele Anleger in den sicheren Hafen Gold, obwohl der türkischen Ministerpräsidenten Yildirim kommentierte, dass hier für die Region die Büchse der Pandora geöffnet wurde.

Der starke US-Dollar und die Erwartungen, über eine aggressive Vorgehensweise der US-Notenbank die Zinsen diesen Mittwoch anzuheben, dominierte die Berichtswoche und war der wesentliche Grund für den Preisrückgang im Gold: Der US-Dollar gewann im Wochenverlauf deutlich mehr als einen USD Cent an Wert und machte das in USD denominierte Gold für ausländische Anleger teurer und somit weniger attraktiv. Laut Bloomberg liegt die Wahrscheinlichkeit für die Zinserhöhung am 13. Dezember bei 98 Prozent und bis Sept 2018 werden mit 57 Prozent Wahrscheinlichkeit zwei weitere Zinserhöhungen eingepreist.

Auf der technischen Seite sehen wir aktuell keine große Unterstützung für den Goldpreis, da die seit September anhaltende Bandbreite von 1.300 US-Dollar/oz bis 1.260 US-Dollar/oz und die Unterstützung bei 1.265 US-Dollar/oz nach unten durchbrochen wurde.

Silber unter 16 USD

Der Silberpreis setzte seinen Abwärtstrend fort und befindet sich seit knapp 2 Wochen im freien Fall. Bis Ende November notierte das für Investoren und die Industrie gleichermaßen attraktive Metall noch um die 17-US-Dollar-Marke und befindet sich seit dem 28. November im Abwärtskanal. Die psychologische 16-US-Dollar-Marke durchbrach Silber Mitte letzter Woche und der Tiefpunkt wurde mit 15,65 US-Dollar/oz am Donnerstag erreicht.

Die Industrienachfrage ist weiterhin auf einem guten Niveau, da einige Unternehmen sich bereits zu historisch günstigen Konditionen für das Jahr 2018 eindecken, während Investoren aktuell eher zurückhaltend agieren und sich bevorzugt für Gold entscheiden. Die Gold/Silber Ratio stieg letzte Woche um einen Punkt auf 78,6 an, während Silber ab einem Verhältnis von 80 wieder interessanter für Investoren werden könnte.

Platin im freien Fall

Bis zur letzten Woche gab es noch Hoffnung, dass sich Platin wieder etwas erholen könnte. Diese wurde in der vergangenen Woche zunichte gemacht. Denn nachdem Platin Ende November noch ein Hoch bei 962 US-Dollar/oz erreichte, fiel es fast auf ein 2-Jahrestief bei 883 US-Dollar/oz und somit auch zum ersten Mal seit fünf Monaten unter die 900-US-Dollar-Marke.

Überraschenderweise blieb signifikantes Interesse aus der Industrie bei dem niedrigen Preisniveau jedoch aus. Nach wie vor bleibt eine richtungweisende Dynamik auf der Nachfrageseite aus, so dass das Augenmerk derzeit hauptsächlich auf die Minenindustrie in Südafrika gerichtet ist. Wie wir bereits mehrfach berichteten spielt zwar der „Dieselgate“ derzeit die Hauptrolle bei Platin. Allerdings hat der Markt diesen Negativeffekt nun bereits weitestgehend eingepreist.

Es bleibt also unter anderem abzuwarten, inwieweit es sich finanziell für die jeweilige Mine noch rentiert, auf derzeitigem Preisniveau noch weiterhin zu produzieren. Des Weiteren muss beobachtet werden, ob und ab welchem Zeitpunkt sich weitere Produktionsunterbrechungen in den Minen insgesamt auf die Angebotssituation auswirken und dem Platinpreis wieder mehr Rückenwind geben könnten.

Das World Platinum Investment Council (WPIC) geht davon aus, dass es im nächsten Jahr zu einem Angebotsdefizit über 275.000 Unzen kommen könnte. Analysten gehen davon aus, dass aber auch nächstes Jahr signifikante Nachfrageimpulse ausbleiben könnten. Der Markt für Dieselfahrzeuge sollte auch in 2018 weiterhin unter Druck stehen und die Platinschmuckindustrie liefert zumindest noch keine bedeutenden Indizien als möglicher zukünftiger Preistreiber. Zu guter Letzt korreliert Platin auch weiterhin mit dem Goldpreis, so dass das Augenmerk auch auf den Goldpreis zu legen ist, um die Zukunft des Platinpreises abzuschätzen.

Palladium heute ca. 123 US-Dollar/oz teurer als Platin

Auch in der vergangenen Woche zeigte sich erneut, wie Palladium versucht, sich dauerhaft über der 1.000 US-Dollar-Marke zu halten. Nachdem Palladium bei 1.023 US-Dollar/oz eröffnete, befand es sich erstmal im Abwärtstrend, welcher primär durch kurzfristige Verkäufe von der Investorenseite verursacht wurde. Somit erreichte das Metall ein Wochentief von 984 US-Dollar/oz, um sich jedoch im Laufe der Woche wieder dank kontinuierlich steigender Nachfrage aus der Automobilindustrie und dem andauernden Angebotsdefizit wieder ganz schnell zu erholen und die Woche bei 1.012 US-Dollar/oz zu beenden. Somit handelte Palladium in der vergangenen Woche um bis zu rund 145 US-Dollar/oz höher als sein Schwestermetall Platin.

Es bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit der Höhenflug von Palladium noch im nächsten Jahr andauern könnte. Denn Analysten sind sich einig, dass die meisten positiven Fundamentaldaten bereits bekannt und auch schon vom Markt weitestgehend eingepreist worden sind. Es wird des Weiteren davon ausgegangen, dass (spekulative) Investoren ihre Netto Long Positionen im Palladium bereits signifikant aufgebaut haben, so dass hier ein Höhepunkt erreicht sein könnte.

Allerdings ist man sich gleichzeitig einig, dass das Interesse der Investoren für Palladium nicht so schnell nachlassen wird. Wenn diese Investoren nun ihre Positionen liquidieren, könnte der Palladiumpreis kurzfristig signifikant fallen. Nichtsdestotrotz liefert die Automobilindustrie, insbesondere in China, weiterhin einen robusten Ausblick auf die Nachfrage im Palladium. Und selbst wenn der Markt bereits den Großteil der positiven Effekte eingepreist hat, darf das anhaltende Angebotsdefizit bei weiterhin guter Automobilnachfrage nicht vernachlässigt werden.

Rhodium verliert etwas seinen Schwung; Ruthenium-Preis steigt weiter; Iridium weiterhin sehr stabil

Rhodium hat seinen Wert in 2017 ziemlich genau verdoppelt, d.h. der Preis ist um 800 US-Dollar/oz angestiegen, was sehr bemerkenswert ist, wenn man sich die gesamte Bandbreite von gerade mal 200 US-Dollar/oz aus 2016 anschaut. Die physische Nachfrage speziell aus der Auto- und der Chemieindustrie war extrem hoch, sodass zeitweise das Angebot überhaupt nicht mehr gereicht hat, die Nachfrage zu bedienen und dadurch der Preis zum Teil panikartig nach oben geschnellt ist. In der Berichtswoche hat sich der Preis allerdings nur noch moderat bewegt und die immer noch gute Nachfrage konnte relativ problemlos bedient werden. Wir gehen davon aus, dass sich daher in den letzten Handelstagen im Dezember preisseitig nicht mehr sehr viel verschieben wird.

Der Ruthenium-Preis ist in der letzten Woche noch einmal um 25 US-Dollar/oz angestiegen und das Interesse von Käufern ist weiter da. Allerdings scheint die Luft nun doch etwas dünner zu werden, da die Bereitschaft, auf höheren Preisen Metall zu verkaufen, deutlich größer geworden ist. Im Jahresverlauf hat sich der Preis verfünffacht, was man sicherlich bei aller Euphorie, die jedenfalls auf der Verkäuferseite herrscht, nicht aus den Augen verlieren darf.

Auch wenn sich der Iridium-Preis bisher noch nicht weiter bewegt hat, sehen wir nach wie vor einen extrem stabilen Markt mit einem breit gefächerten Anwendungsgebiet. Die gute Weltwirtschaft und nicht, wie zum Teil bei anderen Metallen, die Abhängigkeit von wenigen Einsatzmöglichkeiten, gibt sicherlich hier den Ausschlag.

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