Preisentwicklung

Der Platinpreis ist seit einiger Zeit auf Talfahrt. Vor allem „Diesel-Gate“ drückt die Nachfrage weit nach unten. Der Palladiumpreis hingegen steigt in immer neue Höhen. Doch das könnte sich in absehbarer Zeit wieder drehen – mit einem steigenden Platinpreis als Folge.

Platin könnte Palladium wieder den Rang ablaufen


Die Preise für Platin und Palladium werden derzeit vor allem von den aktuellen Trends am Automarkt bestimmt. Während Platin Anfang Dezember auf ein Zwei-Jahres-Tief gefallen ist, befindet sich Palladium im Höhenflug. Seit mehreren Wochen hält sich Palladium über der magischen Marke von 1.000 US-Dollar je Feinunze. Denn dank Dieselgate boomt die Nachfrage nach Autos mit Benzinmotor – und damit nach Palladium.

Palladium kommt bekanntlich hauptsächlich in Autokatalysatoren für Benzinmotoren zum Einsatz. Fast drei Viertel der 208 Tonnen Palladium, die Bergwerkskonzerne jedes Jahr abbauen, verarbeitet die Automobilindustrie in den Katalysatoren ihrer Fahrzeuge. Platin hingegen ist das Edelmetall der Wahl, wenn es um Katalysatoren für Dieselmotoren geht. Die Autoindustrie nimmt rund 36 Prozent der 170 Tonnen Platin, die Rohstoffkonzerne jedes Jahr weltweit fördern, ab.

Allerdings werden Autos mit Dieselantrieb in Deutschland seit Bekanntwerden der Manipulationen der Abgaswerte bei einigen Herstellern immer unbeliebter. Die Neuzulassungen mit Dieselmotoren sind im Jahresvergleich deutlich zurückgegangen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilt. Knapp 35 Prozent der im Oktober 2017 zugelassenen Autos hatten demnach einen Dieselantrieb. Im Oktober vor einem Jahr waren es noch 44 Prozent der neu zugelassenen Autos.

Palladiumbedarf in Europa steigt bis 2022

Auch auf EU-Ebene geht die Tendenz der Käufer deutlich hin zu Benzinern. Der Anteil der Dieselautos ist seit etlichen Monaten rückläufig, wie aus Zahlen des britischen Marktforschungsinstituts LMC Automotive hervorgeht. Demnach lag der Anteil im Juli bei 45,1 Prozent, im August bei 42,7 Prozent und im September bei 42,5 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei über 50 Prozent.

Der Bedarf an Palladium nimmt aber nicht nur wegen des steigenden Absatzes von Autos mit Benzinmotoren zu. Auch striktere Abgasvorschriften spielen hier eine Rolle. Denn diese bedeuten wiederum einen höheren Palladiumbedarf pro Fahrzeug.

„Der weltgrößte Verarbeiter von Platinmetallen, Johnson Matthey, erwartet daher für die nächsten fünf Jahre in Europa einen Anstieg des Palladiumbedarfs in Benzinkatalysatoren um ungefähr 15 Prozent“, berichtete Eugen Weinberg, Leiter Rohstoffanalyse bei der Commerzbank, Ende Oktober. Der entsprechende Bedarf an Platin in Dieselkatalysatoren solle dagegen im selben Zeitraum um 10 bis 12 Prozent fallen. Denn hier würden sich die neuen Abgasvorschriften eher dämpfend auf den Einsatz von Platin auswirken.

Platin könnte Palladium substituieren

„Die Preisentwicklung nimmt dies bereits vorweg“, sagt Weinberg. Der Palladiumpreis sei seit Jahresbeginn um 45 Prozent gestiegen. Platin habe sich dagegen kaum verteuert. Im Januar kostete Platin noch gut 200 US-Dollar je Feinunze mehr als Palladium. Anfang Dezember war Platin um bis zu 145 US-Dollar billiger als sein Schwestermetall Palladium.

Fraglich ist jedoch, ob der Höhenflug von Palladium noch allzu lange anhalten wird. „Sollte Palladium dauerhaft über Platin notieren, werden die Katalysatorenhersteller wahrscheinlich versuchen, Palladium durch Platin zu ersetzen“, darauf weist Commerzbank-Analyst Weinberg hin. Das wiederum würde die Platinnachfrage befeuern. Die Folge wären Preissteigerungen.

Das sei allerdings kein kurzfristiger Prozess und zudem mit hohen Umrüstkosten verbunden. Darauf weist Weinberg in seiner Analyse hin. Die Unternehmen müssten daher sicher sein, dass Palladium über einen längeren Zeitraum teurer ist als Platin. Seit der Aufnahme des Börsenhandels von Platin und Palladium im Jahr 1987 sei dies zwischen Dezember 1999 und September 2001 der Fall gewesen. Deutlich teurer war Palladium nur zwischen Februar 2000 und Mai 2001.


platin-verwendung-weltweit-nach-anwendungsbereich-2013

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Forscher: Plastik ist viel großräumiger verteilt als vermutet
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen