Gütertransport

Ab April werden auf der A9 zwischen München und Nürnberg vernetzte Lkw-Kolonnen unterwegs sein. Damit wird das sogenannte Platooning erstmals im Logistik-Alltag erprobt. Experten erhoffen sich von der Technologie Kraftstoffeinsparungen und weniger Unfälle.

Platooning: Die ersten Feldtests stehen an


Der Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus hat vergangene Woche die Pilotfahrzeuge für das gemeinsame Platooning (Kolonnenfahrt)-Projekt an DB Schenker übergeben. Damit können die Tests auf der A9 rechtzeitig im April beginnen. Bis dahin werden Berufskraftfahrer noch für ihren Einsatz auf den Lkw geschult.

Zunächst sind laut MAN vereinzelte Fahrten im wöchentlichen Rhythmus vorgesehen, anschließend tägliche Testfahrten. Diese sollen dann Laufe des Jahres 2018 zu Linienfahrten mit realen Ladungen ausgebaut werden. In der Endstufe sollen die Platoons bis zu dreimal täglich zwischen den DB Schenker-Logistikzentren in München und Nürnberg fahren.

Für das Platooning braucht es mindestens zwei Fahrzeuge. Beide Lkw werden mittels technischer Fahrassistenz- und Steuersysteme gekoppelt (elektronische Deichsel) und in einem Abstand von 12 bis 15 Meter gruppiert. Das entspricht grob einer halben Sekunde Fahrzeit. Dabei reagiert der hintere Lastwagen direkt und ohne aktives Eingreifen des Fahrers auf das Führungsfahrzeug.

Damit das sicher funktioniert, werden vorhandene Kamera- und Radarsensoren im Fahrzeug genutzt, die Informationen für den Notbremsassistenten und den abstandsgeregelten Tempomaten sammeln. Darüber hinaus wird im Folgefahrzeug auf einem Laserscanner zurückgegriffen, um den Längs- und Querabstand zu erkennen. Des Weiteren tauschen beide Lkw ständig Informationen zum Zustand des Platoons, der Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bremsverzögerung sowie GPS-Daten aus.


Die Funktionsweise von Platooning:

MAN_Platooning-Graphik

Quelle: MAN

Ziel der vernetzten Kolonnenfahrt ist es laut MAN, durch den Windschatteneffekt eine Kraftstoffeinsparung für den gesamten Platoon zu erreichen. Experten gehen von bis zu zehn Prozent aus. Laut einer Studie von Roland Berger von 2016 sind rund sechs Prozent möglich. Außerdem könne die Verkehrsinfrastruktur effizienter genutzt werden.

Ein weiterer Vorteil sei eine erhöhte Verkehrssicherheit. Denn menschliches Versagen gehört zu den häufigsten Ursachen für Auffahrunfälle. Die elektronische Kopplung der Lkw sei hier der Schlüssel, um entsprechende Situation zu vermeiden.

Noch mehr Kosten lassen sich der Roland-Berger-Studie nur einsparen, wenn die Lkw-Kolonne irgendwann autonom unterwegs sein sollte. Dann nämlich könnten die Fahrer ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einlegen, während der Lkw fährt. Dadurch würden die Fahrerkosten um weitere sechs Prozent sinken. Ist schließlich für Langstrecken überhaupt kein Fahrer mehr notwendig, sinken die Fahrerkosten um 90 Prozent. Ferner könnten Lkw dann rund um die Uhr fahren und entsprechend schneller am Ziel sein.

Am Ende könnten dann auch die Kunden der Logistik-Anbieter von der neuen Technologie profitieren. Die Ware wäre nicht nur schneller am Ziel, auch die Kosten würden sich reduzieren – vorausgesetzt, die Logistikanbieter lassen ihre Kunden an den Kosteneinsparungen teilhaben.

 

© 320°/bs | 20.02.2018

Mehr zum Thema
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Dopper führt digitalen Produktpass ein
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“
Kreislaufwirtschaft: Neues Zentrum in der Lausitz