Stahlschrottmarkt

Erfreuliche Nachrichten für den Stahlschrottmarkt kommen derzeit vor allem aus Europa und der Türkei. Aber auch in China und den USA ist die Grundstimmung überwiegend positiv. Ein Überblick über die internationalen Stahlschrottmärkte.

Positive Signale aus der Stahlbranche


Im Juli und August haben die Weltmarktpreise für Stahl angezogen. Das hat auch den Preisen für Stahlschrott Auftrieb gegeben. „Im weiteren Jahresverlauf wird die Nachfrage zwar in einigen Regionen vermutlich schwächeln“, sagt der Präsident der BIR-Fachsparte Eisen und Stahl, William Schmiedel. „Dennoch kommen aus der globalen Stahlindustrie positive Signale für die kommenden Monate.“

Vor allem aus der Türkei kommen bereits seit einiger Zeit positive Signale. Der Monat Juli sei ein Rekordmonat für die türkische Stahlproduktion gewesen, wie Schmiedel im aktuellen „World Mirror Ferrous Metals“ des Weltrecyclingverbands BIR schreibt. Demzufolge wurden über 3 Millionen Tonnen Stahl erzeugt. Im August hätten die Schrottpreise mit 357 US-Dollar je Tonne CRF Türkei gar ein Fünf-Jahreshoch erreicht.

Der gestiegene Stahl-Output ist laut Schmiedel nicht auf die Roheisenproduktion zurückzuführen. Diese habe sich im Jahresvergleich nicht erhöht. „Also ist der höhere Output auf die Elektrolichtofen-Produktion zurückzuführen“, schlussfolgert der BIR-Fachspartenpräsident. „Das bedeutet mehr Schrottverbrauch, der sich in höheren Preisen niederschlägt.“

China: Optimistische Grundstimmung in der Wirtschaft

Der chinesische Stahlmarkt wird derzeit stark beeinflusst von den Stilllegungen der Induktionsöfen und illegalen Stahlwerke, die die chinesische Regierung angeordnet hat. Dazu kommen noch die ergriffenen Maßnahmen zur Verminderung der Verschmutzung. Diese Angebots- und Lieferengpässe hätten zunächst zu gestiegenen Stahlpreisen geführt, berichtet Schmiedel.

Getrieben wurden die Preise in den Sommermonaten insbesondere durch den Bauboom. Auch für den Rest des Jahres ist nicht von fallenden Stahlpreisen in China auszugehen, meint George Adams, Ad-hoc-Vorstandsmitglied der BIR-Fachsparte Eisen & Stahl. Er verweist auf die aktuellen Konjunkturdaten. Zudem deute die optimistische Grundstimmung in der chinesischen Wirtschaft darauf hin, dass sich die inländische Stahlindustrie auch im weiteren Jahresverlauf positiv entwickeln werde.

EU: Höhere Stahlschrottpreise

In Europa wird die Stahlnachfrage derzeit durch das Baugewerbe und die Automobilindustrie angekurbelt. „Das hat zu einer erhöhten Stahlproduktion und -importen geführt“, erklärt Schmiedel, der auch Präsident der Sims Group Global Trade Corporation ist. Zugleich hätten sich die Preise deutlich verbessert, wie Tom Bird vom britischen Stahlunternehmen Liberty Steel im „World Mirror“ hinzufügt.

So seien die Stahlschrottpreise in der Türkei in relativ kurzer Zeit auf annähernd 360 US-Dollar gestiegen. Viele türkische Stahlwerke hätten sehr aktiv und viele Containerladungen gekauft, erklärt Bird, Vorstandsmitglied der BIR-Fachsparte Eisen und Stahl. In der Folge seien die Preise auf dem EU-Markt im August und September bei den meisten Schrottqualitäten um annähernd 40 Euro je Tonne gestiegen.


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USA: Verlust von 500.000 Fahrzeugen

Auch vom Stahlschrottmarkt in den USA kamen zuletzt positive Nachrichten. Dieser profitiert von starken Exporten einerseits und einer ausgewogenen inländischen Nachfrage andererseits. „Insgesamt sind die Eisenschrottexporte in den ersten sechs Monaten 2017 um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen“, berichtet George Adams, Geschäftsführer des US-amerikanischen Recyclers SA Recycling.

Im August seien die Preise noch weiter in die Höhe getrieben worden. Denn die US-amerikanischen Stahlwerke hätten mit den ausländischen Käufern um die Schrotte gewetteifert. „Im September hat sich der US-Schrottmarkt dann eher seitwärts bewegt“, wie Adams schreibt. Zum einen scheinen die Exportpreise ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Zum anderen hätten die meisten Stahlproduzenten ihre Einkäufe eingeschränkt. Das habe zu einer mehr als ausreichenden Verfügbarkeit an Schrotten geführt.

Der Oktober könnte zum Wendepunkt für die Schrottpreise werden. Das erwartet jedenfalls Adams. Es müsse sich zudem noch zeigen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Zerstörungen durch die Wirbelstürme Harvey und Irma in Texas und Florida haben, fügt BIR-Fachspartenpräsident Schmiedel an.

Die beiden Wirbelstürme könnten darüber hinaus auch die Absätze der US-Autobranche ankurbeln. „Der Verlust von geschätzt über 500.000 Fahrzeugen könnte die Nachfrage beleben“, schreibt Adams. Auch der Exportmarkt sollte sich in den kommenden Monaten positiv entwickeln. Adams verweist in diesem Zusammenhang auch auf die momentane wirtschaftliche Stärke in China, der EU und in den USA.

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