Altkunststoffe aus gemischten Fraktionen

Raus aus dem Labor, rein in die Recycling-Wirklichkeit: An diesem Punkt stehen aktuell österreichische Wissenschaftler, die ein neues Aufbereitungsverfahren für Altkunststoffe aus gemischten Abfallfraktionen entwickelt haben. In einem Spin-off wollen sie die neue Technologie nun zur Marktreife bringen.

Praxistest für neue Trenntechnik


Wissenschaftler der Montanuniversität Leoben sind mit ihrem neuen Aufbereitungsverfahren für Altkunststoffe aus gemischten Abfallfraktionen einen Schritt weitergekommen. Nach Laborversuchen soll die Technologie nun in einem Spin-off der Universität bis zur Marktreife durch detaillierte Auslegung einer mobilen Demonstrationsanlage geführt werden.

Kernelement des neuen Aufbereitungsverfahrens ist ein Zentrifugalkraftscheider (ZKS). „Die ZKS-Trenntechnik steht für ein robustes, kompaktes und effizientes Anlagenkonzept zur nassen Dichtetrennung, insbesondere von Altkunststoffen aus gemischten Abfallfraktionen“, wie es in einer Mitteilung der Universität heißt.

Dabei haben es sich die Wissenschaftler zunutze gemacht, dass Partikel unterschiedlichen Materials auch unterschiedliche spezifische Gewichte (Dichten) wie auch diverse Kunststoffe aufweisen. Daher könnten sie in Wasser beziehungsweise in wässrigen Lösungen unter Einwirkung eines Kraftfeldes wie beispielsweise eines Gravitationsfelds getrennt werden. Die Leichtgutfraktion schwimmt dabei einfach nach oben, die schweren Fraktionen sinken ab.

ZKS wird durch zwei weitere Aggregate ergänzt

Mit der neuen ZKS-Trenntechnik werden nach Angaben der Wissenschaftler eine Polyolefin-reiche Leichtgutfraktion und eine Mittelgutfraktion aus sonstigen Kunststoffen hergestellt. Dabei sollen nur geringe Anteile an Polyolefinen verloren gehen. Den Gehalt an Polyolefinen in der Leichtgutfraktion beziffern die Wissenschaftler auf über 96 Prozent.

Die Forscher haben den mit einer Kreiselpumpe betriebenen Zentrifugalkraftscheider noch durch eine Setzmaschine und eine Entwässerungssiebmaschine ergänzt. Diese drei Aggregate seien zu einer funktionstüchtigen Aufbereitungsanlage im Technikumsmaßstab zusammengesetzt worden.

„Im Rahmen des Research Studios Austria „Plastic Reborn“ haben wir die Erprobung in einer Pilotanlage bis zum Technology Readiness Level 4 bis 5 vorangetrieben“, erläutert Markus Bauer vom Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes. Der Technology Readiness Level, zu Deutsch Technologie-Reifegrad, ist eine Skala zur Bewertung des Entwicklungsstandes von neuen Technologien. Level 4 bis 5 entspricht dem Versuchsaufbau im Labor beziehungsweise in Einsatzumgebung.

Spin-off hat mobile Demonstrationsanlage zum Ziel

Als nächster Schritt solle die Technologie nun in einem Spin-off der Universität bis zur Marktreife durch detaillierte Auslegung einer mobilen Demonstrationsanlage geführt werden. Zudem solle durch die Erarbeitung gründungsrelevanter Kompetenzen die Verwertung in einem Unternehmen vorbereitet werden, wie Bauer ausführt.

Gefördert wird das Spin-off der Montanuniversität Leoben durch ein noch junges Förderprogramm, das „Spin-off Fellowship“. Dieses Förderprogramm hat das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung zusammen mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) aufgelegt. Damit sollen Uni-Wissenschaftler bei ihrer Unternehmensgründung unterstützt werden.

 

© 320° | 05.09.2018

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