Marktbericht

Im Zeichen des eskalierenden Handelskonfliktes verbuchen die Kupferschrottpreise abermals kräftige Einbußen. Auch andere Metallschrottpreise geben nach. Aluminium und Blei dagegen zeigen Erholungstendenzen. Der wöchentliche Marktbericht für NE-Metalle.

Preise für Kupferschrott sacken nochmals ab


Etwaige Hoffnungen der Automobilindustrie, der Handelskonflikt zwischen den USA und er EU, könnte an ihr vorbeiziehen, scheinen sich wohl nicht zu bewahrheiten. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström jedenfalls sieht kaum Chancen für eine rasche Vereinbarung mit den USA, um amerikanische Strafzölle auf Autos zu vermeiden. Es gebe derzeit keine Gespräche zwischen Brüssel und Washington zu Handelsfragen, und es seien auch keine geplant, sagte Malmström am Dienstag in Brüssel.

Malmström bezog sich auf einen Vorschlag der deutschen Autohersteller, wieder zu verhandeln und Zölle auf beiden Seiten abzuschaffen. Nach Angaben der EU-Handelskommissarin hat die US-Regierung das Angebot ausgeschlagen, über die Senkung von Zöllen auf Industriegüter unter Beachtung der Regeln der Welthandelsorganisation zu verhandeln.

Unterdessen muss US-Präsident Donald Trump im eigenen Land einen herben Rückschlag wegstecken. Ausgerechnet die US-Industrie-Ikone Harley-Davidson will wegen der EU-Vergeltungszölle auf amerikanische Waren Teile ihrer Produktion ins Ausland verlegen – dabei hatte Trump seine Zollpolitik stets damit begründet, die Produktion in den USA zu sichern.

Harley-Davidson hatte erklärt, durch die Produktionsverlagerung eine Preiserhöhung für Kunden in Europa vermeiden zu wollen. Die Anhebung der EU-Zölle von bisher 6 auf 31 Prozent mache ein Motorrad von Harley-Davidson in Europa im Schnitt um 2.200 Dollar teurer. Bis die Verlagerung der Produktion binnen 9 bis 18 Monaten über die Bühne geht, werde Harley-Davidson diese Kosten selbst tragen. Das bedeute allein für den Rest dieses Jahres eine Belastung von voraussichtlich 30 bis 45 Millionen Dollar.

Zinn rutscht unter 20.000 US-Dollar

An den Metallmärkten selbst hat der Preisrückgang für Aluminium einen kleinen Verschnaufpause eingelegt. In dieser Woche ist Aluminium neben Blei sogar das einzige Industriemetall, dessen Preis gestiegen ist. Am Mittwoch (27. Juni) lag der Dreimonatspreis an der Londoner Metallbörse LME bei 2.196 US-Dollar je Tonne. Das ist gegenüber der Vorwoche nur ein leichtes Plus von 0,92 Prozent, aber immerhin.

Für alle anderen Industriemetalle ging es weiter abwärts. Bei Nickel sind die Verluste noch überschaubar. Das Metall fährt ein leichtes Minus von 0,51 Prozent ein.

Kupfer und Zinn hingegen verlieren mit über 2 Prozent schon deutlich mehr. Zinn rutscht damit zum ersten Mal seit Jahresbeginn unter die Marke von 20.000 US-Dollar. Zeitweise hatte das Metall sogar über 22.000 US-Dollar erzielt. Zink ist mit einem Minus von über 4,5 Prozent in dieser Woche der klare Verlierer.

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Aluminium- und Weichbleischrott halten Vorwochenniveau

Auch bei Kupferschrotten scheint sich eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt zu haben. Wie schon in der Vorwoche sind massive Verluste zu verzeichnen. Wie aus der Preiserhebung des Verbands Deutscher Metallhändler (VDM) hervorgeht, sind die Erlöspreise teilweise um bis zu 220 Euro je Tonne abgesackt.

Damit verglichen sind die Preisrückgänge bei den Nickelschrottsorten und beim Altzinkschrott noch überschaubar. Nickel büßte zwischen 10 und 30 Euro ein, Altzinkschrott mit bis zu 40 Euro etwas mehr.

Nur auf den Märkten für Aluminium- und Weichbleischrott ging es mit den Preisen aufwärts. Möglicherweise bekommen diese Schrottsorten auch von der Entwicklung auf Primärseite bei Aluminium und Blei etwas Rückenwind. Sowohl Drahtschrott aus Reinaluminium und Aluminiumprofilschrott als auch Weichbleischrott können sich zumindest am Vorwochenniveau festklammern.

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© 320°/mit Material von dpa | 28.06.2018

 

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